0011 - Mutanten im Einsatz
eine Menge Zeit zu verschwinden, nachdem wir eine Streife erledigt haben. Übrigens: Wo haben Sie die hingeschickt?"
Kekeler schmunzelte. „Nach Südosten, in das Buschland. Tausend Quadratkilometer nichts als Dornbusch. Sie werden ein paar Tage lang zu suchen haben."
*
Taliko war ein überaus anziehendes Mädchen. Sie war etwas größer als ihr Bruder Teel, dafür aber weniger knochig. Ihr Gesicht war hübsch. Alles paßte so vorzüglich zueinander, daß nicht einmal die tief in ihren Höhlen verborgenen Augen wesentlich störten.
Taliko war insofern ein wichtiges Mitglied der Verschwörung, als sie in der Nachbarstadt Hopther wohnte, wo es einen Militärposten der Topsider gab. Deringhouse hatte noch nicht herausfinden können, ob Taliko verheiratet war oder warum sie sonst getrennt von ihrer Familie lebte. Auf jeden Fall hatte sie in Hopther ziemlich oft mit den Topsidern zu tun und galt unter ihnen als eine Art Vertrauensperson. Das war selten; die Topsider waren Geschöpfe, die sich in den allermeisten Fällen nur auf sich selbst verließen und mit niemandes Hilfe rechneten.
„Ich denke, es würde einen ziemlichen Aufruhr geben, wenn wir den ganzen Posten in Hopther ausräumten, nicht wahr?" fragte Deringhouse. Taliko wiegte den Kopf. „Natürlich, aber die Topsider sind in dieser Beziehung seltsame Wesen. Sie würden nach Hopther kommen und eine lange Befragung veranstalten. Sie sind so sehr davon überzeugt, daß ihnen der Täter nicht entrinnen kann, daß sie sich meistens sehr viel Zeit lassen. Ich weiß nicht, ob das ein Komplex ist oder ob sie nur Eindruck damit zu machen versuchen: Auf jeden Fall gebärden sie sich so, als ob sie niemandem Unrecht tun wollten. Sie greifen erst zu, wenn sie genügend Beweise haben oder zu haben glauben. - In der Zwischenzeit wären wir längst in Thorta."
„Hm!"
Die Beratung war nämlich mit dem Entschluß zu Ende gegangen, die ganze Gruppe unter den Augen der Topsider-Posten hindurch nach Thorta umzusiedeln. Mit Deringhouses Waffen versehen, konnte dort wesentlich gewichtigere Arbeit geleistet werden, als es in dem kleinen Dorf jemals möglich gewesen wäre.
Taliko und Deringhouse waren dazu ausersehen, die Vorhut zu bilden. Teel mit dem Rest der Gruppe kam im jeweils günstigsten Abstand hinter ihnen her. Der günstigste Abstand war so bemessen, daß Teels Leuten zwischen dem notwendigen Anschlag auf eine allzu neugierige Topsider-Streife und dem Augenblick, in dem die Verwirrung darüber abzuflauen begann, jeweils ein Maximum an Zeit blieb, um sich weiter in Richtung Thorta zu bewegen. Taliko hatte glaubwürdige Anhaltspunkte dafür, daß es in Thorta Widerstandsgruppen der gleichen Art gab, wie Teel eine aufgezogen hatte. Wenn es gelang, mit einer von ihnen Verbindung aufzunehmen, dann würde das unbeobachtete Unterkommen in der Stadt wahrscheinlich keine Schwierigkeit mehr sein.
Talikos Idee, den ganzen Posten in Hopther auszuräumen, gefiel Deringhouse jedoch auf keinen Fall. Er glaubte, es würde zu viel Aufsehen machen und ihnen, da sie auf dem Weg nach Thorta das Gebiet zweier weiterer Posten überqueren mußten, nur unnötig Knüppel zwischen die Beine werfen. Er einigte sich mit ihr darauf, daß man versuchen würde, an Hopther vorbeizukommen und nur jeweils die Streife zu beseitigen, die einem in die Quere kam.
„Wir können morgen früh aufbrechen", sagte Deringhouse zum Schluß.
3.
Der erste Schlag wurde beinahe ein Fehlschlag. Aber als sie ihn hinter sich hatten, wußten sie, worauf sie beim nächstenmal achten mußten. Taliko und Deringhouse hatten das Dorf zu Fuß verlassen. Privatfahrzeuge gab es auf den Straßen des Zentralkontinents so gut wie keine mehr, und wenn schon mal eines auftauchte, dann durfte es sicher sein, von den Topsider-Streifen alle zwei oder drei Kilometer kontrolliert zu werden. Sie hielten sich ein wenig abseits der Landstraße und bekamen gegen Nachmittag die Stadt Hopther in Sicht. Sie gingen in die Stadt hinein und verbrachten die Nacht in dem Haus in dem Taliko sonst wohnte.
Am nächsten Morgen marschierten sie weiter und näherten sich der Grenze des Überwachungsquadrates, in dem das Dorf und die Stadt Hopther lagen. Abermals ließen sie stets etwa einen Kilometer zwischen sich und der Straße. Gegen Mittag waren sie nur noch ein paar Kilometer von der Grenze entfernt. Sie machten eine Pause, weil Deringhouse von den anstrengenden Märschen unter der ungewohnten Schwerkraft von Ferrol sehr
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