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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Vorbedacht die Frist bis morgen abend gestellt. Blussock ist nicht der Chef, Jerry. Er ist nicht der Mann, um eine solche Sache zu organisieren. Er mag ein Schwindler und ein Betrüger sein, aber er brächte es nie fertig, einem Menschen so verrückt zu machen, daß er in den Tod geht. Ich rechne damit, daß die Geschichte von der Verteilung der Spiralen an verdienstvolle Mitglieder Lüge ist. Goldspiralen erhalten nur die Leute, die sterben sollen. Und es besteht irgendein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Tod und dem Schmuck. Falls sie uns also die Namen nicht liefern können, müssen sie damit rechnen, daß wir ihren Verein morgen abend hochnehmen und Blussock festsetzen. Das, denke ich, sollte sie dazu bringen, ihre Pläne in dieser Frist auszuführen. Wenn sie also mit Ann Thomper irgend etwas Vorhaben, dann müßte das innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden geschehen, das heißt, in dieser Zeit müßte ein Scheck mit Anns Unterschrift bei der Bank auftauchen. Wir müssen abwarten.«
    Wir warteten den ganzen Tag, die ganze Nacht. Ich rührte mich nicht vom Telefon weg. Der Jaguar stand auf dem Hof des Hauptquartiers, den Zündschlüssel im Schloß.
    Um neun Uhr pflegten die Banken ihre Schalter zu öffnen. Um neun Uhr zehn Minuten klingelte das Telefon.
    Am anderen Ende des Apparates war Brook, einer unserer Beamten, der Phil abgelöst hatte.
    »Eben ist ein Scheck mit der Unterschrift Ann Thompers präsentiert worden. Ein ganz dicker Schein über hunderttausend Dollar. Was soll ich tun, Jerry?«
    »Wer hat den Scheck eingereicht?«
    »Eine Dame mit hellblonden Haaren und einer großen Sonnenbrille. Ich telefoniere vom Zimmer des Direktors aus. Ich kann sie sehen. Sie sitzt in der Halle. Bis auf die Haarfarbe könnte es Ann Thomper selbst sein.«
    »Paß auf, Brook! Sag dem Direktor, er soll die Auszahlung der Summe ein wenig hinauszögern! Phil und ich kommen sofort. Wenn sie früher fortgeht, folge ihr, aber so, daß sie nichts merkt.«
    Phil hatte dem Gespräch über den Schreibtisch gebeugt gelauscht. Jetzt rasten wir die Treppen hinunter in den Hof. Kaum eine Minute, nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, jagte der Jaguar mit heulender Sirene und blinkendem Rotlicht auf die Straße. Wir flitzten durch den Morgenverkehr ins Bankenviertel. Ich fuhr einen Umweg, denn ich wollte nicht bei der Bank selbst ankommen. Es bestand immerhin die Möglichkeit, daß sich ein Beobachter in der Nähe der Bank herumdrückte, um zu sehen, wie die Sache lief, und der Anblick des Jaguars hätte ihn sicherlich gewarnt.
    Wir parkten an der Hinterfront des Gebäudes, und obwohl ich am liebsten im Laufschritt losgeprescht wäre, bezwang ich mich und ging im mittleren Tempo eines Mannes, der etwas zu besorgen hat, in die Bank. Phil hielt einen Abstand von einem Dutzend Schritten.
    Brook saß auf einer Bank in der Halle hinter dem Eingang und schien etwas zu schreiben. Er blickte kurz auf, als ich eintrat. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck der Erleichterung. Mit einer kleinen Kopfbewegung zeigte er die Richtung.
    Die Frau, die dort an einem Schalter stand und darauf wartete, daß man ihr den kleinen Koffer, den sie mitgebracht hatte, vollgepackt mit Banknoten zurückreichte, drehte mir den Rücken zu. Der Figur nach konnte es Ann Thomper sein, obwohl Gang und Haltung schleppender und gedrückter waren, als ich sie in Erinnerung hatte. Das Haar war platinblond und offensichtlich gefärbt. Auch trug die Frau es kürzer als Ann Thomper.
    Ich suchte mir einen passenden Platz hinter einer Menschenschlange von vielleicht zehn Personen, die an dem Schalter für Kleindividenden warteten. Ich sah, wie die Frau den Koffer von dem Bankbeamten in Empfang nahm. Er war nicht größer als ein Picknickkoffer. Sie schloß ihn sorgfältig ab, band aber seltsamerweise den Schlüssel am Griff fest.
    Dann wandte sie sich um und ging dem Ausgang zu. Sie kam nahe genug an mir vorbei, daß ich ihr Gesicht sehen konnte. Trotz der großen Sonnenbrille gab es keinen Zweifel.
    Es war Ann Thomper, obwohl um ihren Mund müde Falten lagen, und ihr ganzes Gehabe auf merkwürdige Weise verändert war, auf eine Weise, die nichts mit dem gefärbten Haaren und der neuen Frisur zu tun hatte.
    Ich ließ ihr einen Vorsprung von zehn Schritten und ging ihr nach, sobald sie den Ausgang durchschritten hatte. Ich erwartete, daß ein Wagen sie abholen würde. In diesem Fall hätte ich den Fahrer mit dem Revolver in der Hand gestellt, aber nichts desgleichen

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