0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
Scheck gesetzt?«
»Ich weigerte mich, aber sie bestand darauf, und da tat ich es.«
Ich sah ihn lange an. »Freeber«, sagte ich langsam, »ich glaube Ihnen nicht. Ich habe das Gefühl, Sie haben die Finger darin.« Seine Hände flatterten.
»Nein, nein«, stammelte er, »es war anders, als sie denken. Ich habe mir immer eingebildet, Eindruck auf Charlot gemacht zu haben, verstehen Sie. Ich hatte begründete Hoffnungen, sie würde mich eines Tages heiraten, und als sie sagte, unsere Verbindung würde sofort abgebrochen, wenn ich den Scheck nicht Unterzeichnete, fürchtete ich um meine Pläne und unterschrieb. Verstehen Sie?«
»Arthur Freeber«, sagte Mr. High, »ich verhafte Sie wegen Verdachtes auf Beihilfe zum Mord.«
Der Anwalt wehrte sich nicht. Er machte einen gebrochenen Eindruck, aber das konnte alles Theater sein. Wir ließen ihn durch einen Streifenwagen abführen.
»Wenn er drinhängt, dann nur als Nummer«, sagte ich unten auf der Straße. »Ihren Anfang genommen hat die ganze Sache in diesem Krischnaisten-Klub, und ich finde, zum Henker, wir sollten den Fall bei der Wurzel fassen.«
»Wie?« fragte Mr. High.
»Sorgen Sie dafür, daß ich aus der Staatskasse zehntausend Dollar bekomme, die ich sehen lassen kann. Ich möchte sie im Klub zeigen, und ich will wissen, ob sie dann versuchen, auch mich zum Selbstmord zu treiben.«
»Die zehntausend Dollar können Sie in zwei Stunden haben, Jerry. Was ist mit Ann Thomper? Wir haben sie nicht gefunden, und sie ist nicht in ihre Wohnung zurückgekehrt.«
»Entweder ist sie mit von der Partie, oder…«
»… sie ist das nächste Opfer«, ergänzte Phil.
»Kein Opfer ohne Geld«, antwortete ich. »Wir lassen die Bankkonten der Thomper überwachen, und wer immer dort einen Scheck einlösen will, den nehmen wir fest, nein, wir zahlen ihn aus und stellen fest, wohin er damit will. Im übrigen lassen wir weiter nach ihr suchen.«
Wir fuhren bei der Bank der Thompers vorbei. Seit dem Tode der Eltern von Ann war eine größere Summe nicht abgehoben worden. Wir erfuhren noch, daß die Rechtsverhältnisse hier anders lagen, und daß ein Scheck mit Ann Thompers Unterschrift jederzeit ohne weiteres angenommen werden würde. Das Barvermögen der Thompers betrug an die hunderttausend Dollar. Phil blieb im Büro des Direktors, um zur Hand zu sein, wenn ein solcher Scheck präsentiert werden würde.
Ich trennte mich von Mr. High und fuhr zu Saddly Byer, unserer Astrologin. Sie hatte einen Kunden in ihrem Laden, und ich mußte warten.
»Hören Sie zu, Saddly«, sagte ich, als sich der Ratsuchende entfernt hatte, »der Spaß ist zu Ende. Es wird ernst. Wann ist die nächste Zusammenkunft im Krischnaisten-Klub?«
Sie nahm die große schwarze Hornbrille ab, mit der sie sich bei Beratungen ein geheimnisvolles und zugleich wissenschaftliches Aussehen zu verleihen pflegte.
»Keine Ahnung, G-man«, sagte sie, »Sie werden eine Einladung bekommen, vorausgesetzt, Sie sind noch nicht aufgefallen.«
»Kann man eine Sitzung nicht herbeiführen?«
»Ich wüßte nicht, wie das gemacht werden könnte.«
Ich schnippte ungeduldig mit den Fingern.
»Nehmen wir an, ich interessierte mich so brennend dafür, daß ich unbedingt bald wieder etwas sehen wollte, so bald, daß es mir auf eine große Spende nicht ankäme?«
Saddlys Augen funkelten. »Wenn es eine große Spende für die guten Zwecke der Vereinigung ist, wird es sich vielleicht einrichten lassen. Wie hoch wollen Sie gehen, G-man?«
»Tausend Dollar.«
Sie verzog das Gesicht. »Sehr knapp. Sagen Sie fünfzehnhundert, und ich werde versuchen, die Sache zu arrangieren.«
Ich wußte, daß Saddly sich fünfhundert dabei unter den Nagel reißen würde, aber es kam mir nicht darauf an.
»Einverstanden«, erklärte ich. »Das Geld wird Ihnen noch heute gebracht. Rufen Sie mich an, wenn Sie eine Zusage haben.«
***
Ich sorgte mich um Ann Thomper. Noch immer lag keine Nachricht über sie vor. Ihr Verhalten war so völlig unerklärlich, daß ich nicht wußte, ob ich sie verdächtigen oder sie als nächstes Opfer betrachten sollte.
Am anderen Tage fand eine Haussuchung beim Krischnaisten-Klub statt. Mr. High hatte sich dazu entschlossen, obwohl er nichts zu finden hoffte, aber er sagte nicht zu Unrecht, daß, wenn der Klub wirklich etwas mit den rätselhaften Selbstmorden zu tun hätte, die Brüder wahrscheinlich stutzig würden, wenn die Polizei sich überhaupt nicht um sie kümmerte.
Ich nahm an dieser Haussuchung nicht
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