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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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geschah. Den Koffer mit hunderttausend Dollar in der Hand, ging sie im Gewühl der Menschen die Straße entlang. Phil überholte mich, als wäre er ein zufälliger Passant.
    »Sie ist es, nicht wahr?« zischte er im Vorübergehen.
    »Ohne Zweifel«, antwortete ich. »Nicht aus den Augen lassen, aber sie darf nichts bemerken! Wir unternehmen nichts, bevor sich nicht irgend jemand ihr genähert hat.«
    An der nächsten U-Bahn-Station ging Ann die Treppe hinunter. Ich fluchte lautlos in mich hinein. Es gibt nichts Scheußlicheres, als einen Menschen in der U-Bahn zu verfolgen, besonders wenn dieser Mensch den Verfolger kennt. Ich wünschte, ich hätte Brook mitgenommen, der leichter als ich hätte Kontakt halten können, da ich ebenso wie Phil darauf achten mußte, von Ann nicht gesehen zu werden.
    Als der Zug einlief, bestieg sie einen Erster-Klasse-Waggon. Phil nahm das Abteil links, ich das rechte von ihr, und ich rührte mich nicht von der Tür weg, obwohl ich alle anderen Leute damit gewaltig behinderte.
    Ein dicker Mann, dem eine große Uhrkette von der Weste baumelte, meckerte mich an. Ich gönnte ihm einen flüchtigen Blick und knurrte: »Shut up.« Er erschrak und hielt seinen Mund.
    An den nächsten drei Stationen stieg Ann nicht aus. Die vierte Station war die Verbindungsstelle der U-Bahn zum Hauptbahnhof.
    Ich sah, wie Ann inmitten einer Traube von Menschen den Zug verließ. Ich gab ihr den notwendigen Vorsprung. Dann boxte ich mich durch die Masse der Einsteigenden. Auch Phil hatte aufgepaßt. Er tauchte flüchtig in meinem Blickfeld auf, während ich die Treppe hinauflief, war aber sofort wieder verschwunden.
    Okay, wir hatten die Fährte gehalten. Ich erreichte die Straße, als Arm eben bei grünem Licht die Fahrbahn zum Hauptbahnhof überquerte.
    Als ich heran war, sperrte rotes Licht den Fußgängerüberweg, und die Autos begannen zu fahren. Ich störte mich nicht daran.
    Es gab ein wüstes Gehupe und Bremsenkreischen. Ich hüpfte wie ein gejagtes Reh zwischen den Wagen hin und her. Einmal wandte Ann den Kopf, ich sah die Gläser ihrer Sonnenbrille auf mich gerichtet, und ich dachte schon, sie hätte mich entdeckt, aber sie drehte den Kopf zurück und ging weiter.
    Ich rettete mich auf die andere Straßenseite. Ein Cop steuerte mich an, um mir offensichtlich als wahnsinnig gewordener Fußgängern einen Strafzettel zu verpassen, aber ich zischte ihn an: »FBI«, und er trollte sich.
    Die Riesenhalle der Central Station von New York nahm uns auf. Ich mußte höllisch aufpassen, um in diesem Gequirle von Ankommenden, Abreisenden, Wartenden Ann nicht zu verlieren, aber es ging. Jemand streifte mich am Ärmel. Phil war auch noch da.
    Ann ging zum Westflügel. In langen Reihen standen hier die automatischen Aufbewahrungsschränke. Sie wählte den Schrank siebentausendfünfhundertelf, aber sie warf keine Münze ein, um den Schlüssel zu erhalten, sondern zog diesen Schlüssel aus der Tasche ihre Kleides und öffnete das Aufbewahrungsfach. Sie schob den Koffer hinein und schloß sorgfältig ab.
    Sie drehte sich um und wandte sich dem Hauptausgang zu. Ich interessierte mich blitzschnell für eine Bücherausgabe, und sie ging dicht an meinem Rücken vorbei.
    Phil stand auf der anderen Seite hinter einer Säule. Ich winkte ihn herbei.
    »Laß den Koffer hervorholen, zur Vorsicht! Nein, noch besser, pack ihn aus und füll ihn mit Zeitungspapier! Ich gehe ihr nach. Sobald das mit dem Koffer erledigt ist, fahr zum Hauptquartier! Ich melde mich, wenn ich dich brauche.« Das alles hastete ich wie ein Maschinengewehr hervor und ließ dabei keinen Blick von Anns langsam im Ausgang entschwindenden Gestalt. Ich war schon auf dem Sprung, ihr nachzurennen, stoppte aber im letzten Augenblick.
    »Noch eins«, sagte ich hastig. »Nimm kein Zeitungspapier! Besorge dir falsche Dollar! Sie haben ja genug davon in der Asservatenkammer. Ist vielleicht besser, wenn es nicht so schnell auffällt.«
    Jetzt mußte ich allerdings rennen. Ich rempelte ein paar Leute an, aber ich nahm mir nicht die Zeit zu einer Entschuldigung.
    Hallo, da war Ann wieder. Sie ging denselben Weg zurück, den sie gekommen war. Diesmal klappte es besser mit der Straßenüberquerung, und sie verschwand wieder im U-Bahn-Eingang.
    Es wiederholte sich das gleiche Spiel. Ann nahm ein Abteil erster Klasse, und ich wählte den Wagen daneben und mußte durch mein beharrliches Stehen an der Tür die Leute ärgern.
    Der Zug fuhr und fuhr. Ann stieg nicht aus. Längst

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