0013 - Die Festung der sechs Monde
Oberkörperbekleidung ein. Dort war die Kunstfaser nicht nur verbrannt, sondern völlig verkohlt und blasig aufgeworfen.
Rhodan trat näher. Sorgsam musterte er die auf dem Tisch ausgebreiteten Uniformen. Auf seinen Lippen lag ein humorloses Lächeln.
„Sehr schön. Klein! Saubere Arbeit. Wird das unbedingt echt wirken?"
Der Captain schnappte nach Luft. Beinahe beleidigt blickte er sich um.
„Sir, wenn da jemand dringesteckt hätte, hätten wir nun drei Tote zu beklagen. Die kleinen Löcher stammen von echten ferronischen Ultrastrahlern. Diese Waffen arbeiten mit haarfeinen Thermoimpulsen nach dem Prinzip der ultrahohen Lichtverstärkung. Kennen wir auch, denke ich."
„Und das da?" Bully schluckte.
Klein grinste unterdrückt.
„Das Riesenloch? Stammt von einem Kulturerzeugnis der Arkoniden. Ich hatte den Fokus auf Wert drei eingestellt. Das Material hat trotz geringster Energieabgabe gekocht. Wenn das nicht echt aussieht, dann will ich auf der Stelle...!"
„Okay, gut so" ,unterbrach Rhodan. Dann wandte er sich an die blaßgewordene Mutantin, die gleich ihren Leidensgenossen zur Zeit der Hiroshima-Explosion das Licht der Welt erblickt hatte.
„Ishi, ich werde Ihnen leider zumuten müssen, dieses scheußlich verbrannte Kleidungsstück zu tragen. Dr. Haggard wird Ihre Körperhaut noch so präparieren, daß sie wie völlig verbrannt aussieht. Das gleiche geschieht mit den Heldenbrüsten von Marshall und Andre Noir. Werden Sie nur nicht so blaß, Andre!"
„Werde ich es?" schluckte der korpulente Mann. Starr blickte er auf die Uniform.
„Sieht so aus. Ishi, der Plan wird auf die Sekunde genau abrollen. Sie fliehen mit einem ferronischen Luftgleiter aus dem Schiff. John und Andre verfolgen Sie mit einem gleichartigen Fahrzeug. Sie tragen alle arkonidische Mikroreaktoren unter der Kleidung. Sie können sicher sein, daß die davon aufgebauten Individualabwehrschirme keinen einzigen Strahl durchlassen."
„Hoffentlich!" murmelte Marshall. Er war etwas bleich geworden. Bully verzog genüßlich die Lippen. Sonst war es immer Marshall, der niemals die Nerven verlor.
„Sie, John, schießen mit einer Arkonidenwaffe auf die fliehende Spionin, klar! Zielen Sie genau auf den Oberkörper, aber arbeiten Sie zur Sicherheit mit geringster Energieentfaltung. Ishi Matsu wird von Ihnen in dem Augenblick erschossen, wenn sie ihren Luftgleiter verläßt. Anschließend werden Sie und Andre von Leuten der ferronischen Widerstandsbewegung angegriffen und ebenfalls erschossen. Fallen Sie planmäßig um und zünden Sie sofort die kleinen Qualmpatronen, damit die angeblichen Schußöffnungen auch optisch wirksam sind. Sie werden anschließend so schnell geborgen, daß man Sie nicht näher untersuchen kann. Das ist alles. Mehr haben Sie nicht zu tun. Noch Fragen? Niemand mehr?"
Rhodan sah sich gelassen um. Er war nicht bereit, den winzigsten Fehler zuzulassen.
„Wozu soll das alles gut sein?" erkundigte sich der Mediziner Haggard. „Das erfahren Sie später, Doc. Ich benötige den ganz einwandfreien und hundertprozentig echt wirkenden Nachweis, daß drei Angehörige meiner Besatzung erschossen worden sind. John, Sie haben die längste und dünnste Figur. Demnach werden Sie einen Arkoniden darstellen. Manoli wird Ihnen eine der weißhaarigen Perücken auf den Schädel kleben. Ich lege Wert darauf, der ferronischen Öffentlichkeit klarzumachen, daß bei der Geschichte nicht nur zwei Leute der Hilfstruppen, sondern auch ein echter Arkonide getötet worden sind. Wir sehen uns in zwei Stunden. Die beiden Luftgleiter sind schon draußen. Dr. Haggard, präparieren Sie jetzt bitte die Haut dieser Leute. Crest stellt inzwischen die Schirmfeldreaktoren bereit."
Sie gingen wortlos. Weitere Fragen waren überflüssig. Rhodans tollkühnes Spiel um ein ganzes Planetensystem begann mit der rasanten Exaktheit eines anlaufenden Raketenabschusses. Die Offiziers- und Mannschaftsbesprechung erfolgte wenig später. Die Männer wurden eingeweiht, jedoch sah noch niemand klar, weshalb das alles geschehen sollte. Rhodan bemerkte abschließend lebhaft: „... dient dazu. Ihr Leben zu bewahren und unsere kostbaren Raumschiffe vor einer möglichen Beschädigung zu schützen. Natürlich wissen Sie, daß die nichtmenschlichen Topsider aus dem Wegasystem verschwinden müssen. Also sorgen wir dafür. Bei der Gelegenheit will ich sehen, ob man das nicht ohne Blutvergießen erreichen kann. Des Menschen Geist ist sein höchstes Gut. Demnach sollte man ihn
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