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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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keine Täuschung«, stammelte Frank Fountain, »der Bruder fliegt wirklich!« Er winkte dem Musiker aufgeregt zu.
    Saldana ließ die Maschine aufheulen. Das Heck des Kreuzers senkte sich ins Meer, Gischt sprudelte hoch und bildete Wellen, vor denen sich das Schiff in schneller Fahrt bewegte.
    Mabel Fountain setzte sich zu Evalee Minette auf die Heckbank.
    Ihre Augen waren unablässig auf die Erscheinung des gigantischen Passagierdampfers gerichtet, der sich inzwischen vollständig aus den Fluten geschoben hatte und mit dem Kiel in etwa fünf Yards Höhe über dem Meer schwebte. So modern der Kajütkreuzer ausgerüstet war und sosehr sich Everildo Saldana Mühe gab, ihn aus der Gefahrenzone zu lenken, sie konnten nicht entkommen. Das fremde Schiff jagte mit über dreißig Knoten dahin. Das war eine für ein Schiff unglaubliche Geschwindigkeit. Nur Rennboote überboten das Tempo.
    »Er folgt uns!« schrie Mabel.
    »Jetzt hört sich doch alles auf«, wetterte Frank, »ich möchte wissen, was der Unfug soll! Everildo, du solltest einen Funkspruch an die Coast Guard loslassen…«
    »Ah«, schrillte Evalees Stimme, »seht euch das an! Das – das sind Gespenster!« Sie kreischte vor Angst und Schrecken und hielt sich verzweifelt an Mabel fest. Das vollbusige Mädchen im Bikini deckte die Augen mit den Händen ab. Noch nie hatte sie etwas so Entsetzliches gesehen: An Bord des fliegenden Dampfers tanzten schaurige Knochengestalten. Sie schwangen Säbel und stießen fürchterliche Laute aus – dann setzte die Orgelmusik ein. Ganz deutlich sahen die beiden Pärchen die Szenerie vor sich – die »Estrella Negra«, deren Namen sie nie erfahren sollten, befand sich höchstens noch zweihundert Yards von ihnen entfernt.
    »So was gibt es nicht!« brüllte Frank Fountain. Seine Stimme überschlug sich.
    Everildo Saldana hatte die Hände um das Steuerrad verkrampft.
    Den Körper hielt er gebeugt, und er wagte kaum zurückzublicken.
    Plötzlich war ihm eine Geschichte eingefallen, die seinen Urgroßvater Cesar Saldana, das Wettrennen um das Blaue Band und den Fluch eines gewissen Raspani betraf…
    »Der Himmel sei uns gnädig!« rief er.
    Dann war die »Estrella Negra« über dem Kajütkreuzer. Die Gestalten der Knochenmänner lösten sich von der Reling und prasselten auf das Achterdeck nieder. Es war erstaunlich, wie zielsicher die fünfzehn Geister ihr Ziel erreichten. Sie bewegten sich in hölzernen Gesten zum Takt der Orgelmusik, stießen kehlige Laute aus und kreisten Frank Fountain, Mabel Fountain und Evalee Minette ein.
    »Haut ab!« schrie Frank.
    Die Gespenster lachten und schüttelten sich dabei. Unvermittelt sonderten sich zwei von dem Kreis ab, sprangen auf den hübschen jungen Burschen zu und drängten ihn mit ihren Säbeln in die Enge.
    Frank wehrte sich in panischer Furcht mit den Armen. Plötzlich schoß Blut aus seinen Unterarmen. Gleich darauf hieb der größere der beiden Schrecklichen erneut zu und spaltete ihm den Schädel.
    »Nein!« kreischte Evalee. Sosehr die Angst sie auch in ihren Krallen hielt, in diesem Augenblick zuckte sie von ihrem Sitz hoch, um zu ihrem Freund zu eilen.
    Weit kam sie nicht. Ein Gespenst stellte ihr ein Bein. Und schon sausten die blitzenden Säbel auch auf sie nieder.
    Mabel wimmerte. Sie konnte schlecht schwimmen. Aber bevor sie sich den Bestien auslieferte, glitt sie lieber über die Reling und tauchte ins Meer, um auf diesem Weg zu entkommen.
    Die Geister huschten ihr nach. Ja, sie konnten über die Wasseroberfläche laufen! Kichernd holten sie das schreiende Bikinimädchen ein.
    Eine der Knochengestalten beugte sich über das Heck des Kajütkreuzers und schlug mit ihrem Säbel in das Wasser. Der scharfe Stahl trennte die Schraube von ihrer Welle – der Kreuzer kam zum Stehen. Mit ihm stoppte auch die »Estrella Negra«, und von dem schwebenden Vier-Schornsteine-Dampfer aus schwebte die düstere Gestalt Raspanis in das Cockpit herunter.
    »Die Reihe ist an dir«, versetzte er hämisch.
    »Ich will nicht sterben«, rief Everildo Saldana. Er hatte einen Revolver, Marke Smith and Wesson, Kaliber 38 Special, aus dem Handschuhfach des Armaturenbretts geklaubt. Zitternd richtete er ihn auf Raspani. »Zurück, Satan! Ich erschieße dich!«
    Raspani lachte. Grinsend kletterten hinter ihm die Gespenster über die Bordwand. Die Klingen der Säbel blinkten in der Morgensonne.
    Der Schnauzbärtige drückte ab. Brüllend löste sich der erste Schuß aus dem Revolver – und raste glatt

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