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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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durch Raspanis Leib hindurch.
    Everildo gab nicht auf, jagte Projektil um Projektil zu dem Unheimlichen hinüber. Er wußte nicht, daß Untote unverwundbar sind.
    »Gebt es ihm!« schnarrte Raspani.
    ***
    Der Kutter »Pensacola« der amerikanischen Küstenwacht hatte eine Länge von 45 Yards. Für die bei der Coast Guard herrschenden Begriffe war er ein kleines Schiff, sehr zum Leidwesen von Kapitän Amos Venice, der sich lieber auf der Brücke eines Kreuzers statt im Ruderraum der nur 13 Knoten schnellen und daher von ihm als Schnecke bezeichneten »Pensacola« gesehen hätte.
    An diesem Morgen hatte der Kutter seinen Heimathafen auf Key Largo um die gewohnte Stunde verlassen. Es war zwölf Uhr. Amos Venice betrachtete mißmutig den Wellenbrecher, dessen graue Bruchsteine langsam an der Backbordseite vorüberzogen. Jeden Tag das gleiche, dachte er, jeden Tag – vielleicht sollte ich Schichtwechsel oder sogar meine Versetzung beantragen.
    »Kapitän«, sagte der Steuermann, »sehen Sie die Jacht?«
    Venice setzte das Fernglas an. »Das ist keine Jacht, sondern ein Kajütkreuzer, mein Freund. Er hält genau auf die Hafeneinfahrt zu. Es wäre besser für ihn, wenn er mit der Geschwindigkeit herunterginge, sonst bekommt er eine Verwarnung.«
    »Ich habe den Eindruck, er drosselt die Geschwindigkeit nicht.«
    »Geben Sie ein Signal!«
    Der Steuermann ließ das Typhon röhren. Der Kajütkreuzer reagierte nicht. Kapitän Amos Venice erteilte daraufhin den Befehl, ein Blinkzeichen zu geben. Der zuständige Matrose am Bug des Kutters signalisierte mit dem Scheinwerfer. Wieder blieb der erwartete Erfolg aus. Der Kajütkreuzer kam jetzt in bedrohliche Nähe der »Pensacola«.
    »Maschine volle Kraft zurück«, gab Venice in den Maschinenraum durch. Er wartete die Bestätigung ab. Danach lief er auf das Vorderdeck und stemmte die Fäuste in die Seiten. »Das gibt nicht nur eine Verwarnung, sondern einen dicken Strafzettel«, murmelte er.
    Wieder blickte er zu dem Kajütkreuzer hinüber. An Deck ließ sich niemand blicken. Je deutlicher Venice die Aufbauten vor sich sah, desto unverständlicher wurde ihm die Angelegenheit.
    Saß denn niemand am Steuerrad? Oder versteckte er sich vor ihnen?
    Das schnittige Schiff zog an ihnen vorüber. So hart neben dem Wellenbrecher her, daß Venice Angst hatte, es würde sich den Rumpf aufschlitzen. Wie durch ein Wunder blieb es jedoch unversehrt, rauschte in den Hafen von Key Largo hinein.
    »Ruder hart Backbord!« brüllte der Kapitän dem Steuermann zu.
    Unmittelbar nach seinem Befehl hörte er das wohlvertraute Aufbrummen der Motoren und spürte den Ruck, mit dem sich der Kutter auf die Seite legte. Er erteilte eine Serie von Anordnungen, und sie setzten dem Kajütkreuzer mit steiler Bugwelle nach.
    Venice gab sich keinen Illusionen hin. Einholen konnten sie ihn nicht mehr.
    Der Kajütkreuzer fuhr auf die Kaimauer zu. Es war bereits zu spät zum Stoppen. Selbst wenn sich die Besatzung noch besann und das Ruder herumwarf, mußte er in jedem Fall gegen die Mauer prallen.
    Es würde mindestens erheblichen Sachschaden geben.
    »Wahnsinnige«, sagte Venice. Er holte seinen 45er Colt-Automatik aus dem Gürtelholster. Vorsichtshalber zog er das Magazin aus dem Griff und prüfte die Ladung. Er glaubte an nichts Schwerwiegendes, eher an Trunkenheit oder Drogenrausch. Aber man konnte ja nie vorsichtig genug sein…
    Die Menschen, die sich um diese Zeit vor den Hafengebäuden befanden, zogen sich erschrocken zurück. Jemand schrie sogar lauthals. Auf dem Bootsanleger scharten sich Männer und Frauen zusammen. Sie gestikulierten. Offenbar wollten sie den Leuten auf dem Kajütkreuzer Zeichen geben, das Entsetzliche in letzter Sekunde verhindern.
    Ein aussichtsloses Unterfangen.
    Der Kajütkreuzer rammte die Kaimauer in unverminderter Fahrt.
    Amos Venice zuckte instinktiv zusammen, als ihn das donnernde Geräusch berstenden Metalls und Betons erreichte. Mit zusammengepreßten Lippen beobachtete er, wie sich das verbeulte Schiff auf die Seite legte.
    »Macht die Leinen klar!« schrie er. »Wir müssen sie vor dem Untergehen bewahren! Am besten vertäuen wir den Kahn an der Mauer und an der ›Pensacola‹ selbst. Maschinen halbe Kraft zurück!«
    Die Propeller des Kutters drehten sich in entgegengesetzter Richtung. Auf diese Weise wurde die Bremswirkung ausgenutzt, und die »Pensacola« landete weich an der Kaimauer. Die ausgedienten Autoreifen, die als Puffer an den Stützträgern hingen, fingen den

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