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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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Stoß des Rumpfes ab.
    Venice bewies Mut. Er hangelte das Fellreep hinunter und ging an Bord des Unglücksschiffes. Deshalb war er der erste, der das Cockpit betrat und die vier Leichen entdeckte.
    Ein Arm ragte unter einer der Sitzbänke hervor.
    Der Kapitän der Küstenwache gab sich einen Ruck. Er zog daran.
    Im nächsten Moment lag eine Leiche vor ihm. Eine nackte Frauenleiche, die zuvor einen Bikini getragen hatte, und die nur durch einen Einstich in der Unterleibgegend verunziert war.
    »Um Himmels willen«, stieß der Kapitän hervor. Er bückte sich und schaute unter die anderen beiden Bänke sowie unter den Bereich unterhalb des Armaturenbrettes.
    Dann packte ihn das Grauen.
    Er hatte Mabel Fountain, ihren Bruder Frank und Evalee Minette entdeckt. Sie sahen fürchterlich aus, aber am schlimmsten war Everildo Saldana zugerichtet worden. Sein Körper hing verkrampft unter dem Armaturenbrett, blutbesudelt, ohne Kopf.
    Venice sah etwas Helles in einem der auf der rückwärtigen Sitzbank liegenden Fischkörbe leuchten. Er stürzte hin, hob den Korb hoch – und schrie gellend auf.
    In dem Behälter lag der Kopf des Schnauzbärtigen.
    ***
    Professor Zamorra und Nicole Duval hatten sich in einem Hotel einquartiert. Es lag nicht weit von dem Stadtteil Cenon entfernt, in dem Jules Bechet sein Atriumhaus hatte. Der Doktor der Geschichtswissenschaften hatte ihnen zwar seine Gastfreundschaft angeboten, aber Zamorra hatte dankend abgelehnt, weil er am Morgen zeitig aufstehen und sich um seine Recherchen kümmern wollte.
    Das Hotel befand sich einige Kilometer vom Zentrum Bordeaux’ entfernt. Nicole blickte kurz nach dem Erwachen aus dem Fenster, wunderte sich, daß der rote Fiat Dino nicht mehr vor dem Eingang stand, und ging kurz vor acht Uhr in den Frühstücksraum hinunter.
    Sie war beim zweiten belegen Brötchen angelangt, als Zamorra auftauchte.
    »Wo waren Sie, Chef?«
    »Bei der Brigade Criminelle. Ich habe versucht, Panassiés Vorgesetzten von der Glaubwürdigkeit meiner Theorie zu überzeugen – sinnlos. Wir sind auf unser eigenes Fingerspitzengefühl angewiesen und können nicht auf Unterstützung hoffen.« Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Inzwischen hat sich ein weiteres Verbrechen ereignet. Ich habe eben im Autoradio die Morgennachrichten gehört. Everildo Saldanas Leiche wurde vor zwei Stunden, also um sechs Uhr MEZ oder zwölf Uhr amerikanischer Zeit, enthauptet auf einem Kajütkreuzer in Florida entdeckt. Mit ihm starben ein anderer Mann und zwei Mädchen.« Er berichtete minuziös, was der Nachrichtensprecher mitgeteilt hatte. Im wesentlichen hatte man sich auf die Angaben eines gewissen Amos Venice, des Kapitäns eines Kutters der Küstenwacht, gestützt.
    »Meine Güte!« stieß Nicole hervor. Sie rührte ihr Brötchen nicht an. »Wir müssen unbedingt Rosa und Micaela Saldana benachrichtigen. Aber wie?«
    »Ich habe ein Telegramm an Bill Fleming aufgesetzt. Der Portier hat es telefonisch durchgegeben, bevor ich zu Ihnen kam. Everildo Saldana hatte eine Wohnung in New York, und ich kann bloß hoffen, daß wir über diesen Anhaltspunkt etwas Konkretes über die Schwester des armen Teufels herauskriegen.«
    Bill Fleming war Zamorras Freund. Er arbeitete als Historiker und Naturwissenschaftler und lebte in New York. Auch der Professor war in der Millionenstadt aufgewachsen und hatte sein Apartment aus beruflichen Gründen trotz der Erbschaft von Château Montagne behalten. Er hatte also zwei Wohnsitze, was sich manchmal als großer Vorteil erwiesen hatte.
    Eine Stunde verstrich, bevor sich Bill Fleming meldete. Es waren sechzig Minuten, die mit dumpfem Schweigen und nervtötendem Warten ausgefüllt waren. Zamorra und Nicole sprangen förmlich auf, als der Portier ein Telefongespräch ankündigte.
    Sie drängten sich in die Fernsprechkabine neben der Rezeption.
    Die Tür ließen sie offen, weil es sich zu zweit in dem engen Kabuff sonst nicht aushalten ließ.
    »So viele Strafmandate habe ich mir während der Mittagsstunde noch nie eingehandelt«, tönte Bill Flemings Stimme im Hörer. Zamorra hielt die Muschel so, daß seine Sekretärin leidlich mithören konnte. »Ich bin wie ein geölter Blitz in die 56. Straße Ost gefegt und habe die Wohnung dank der Auskünfte gefunden, die mir eine Künstleragentur vermittelt hat. Ich stehe in dem Apartment des Hausmeisters. Everildo Saldana kam im Jahr drei- oder viermal für jeweils mehrere Wochen hierher.«
    »Hast du den Hausmeister über die

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