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0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
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dennoch berückendes Äußeres. Ihr verweintes Gesicht war von langen schwarzen Haaren umrahmt.
    Zamorra stellte Nicole vor und nannte seinen Namen. »Wir kommen wegen des Todes Ihres Bruders«, sagte er. »Wer hat Sie benachrichtigt, Mademoiselle?«
    Sie preßte eine Hand vor den Mund und gab einen schluchzenden Laut von sich. »Ich hörte zufällig die Mittagsnachrichten. Später kam ein Angestellter der amerikanischen Botschaft, dann ein Mann von Interpol – was wollen Sie noch? Lassen Sie mich allein. Sie – Sie tun mir weh!«
    »Verzeihen Sie«, murmelte Nicole.
    »Ich weiß, wer der Mörder ist«, erklärte Zamorra. »So leid es mir tut, Ihnen in dieser Stunde etwas Derartiges klarzumachen: Sie schweben gleichsam in Lebensgefahr, Mademoiselle. Und Ihre Schwester Rosa auch. Wir müssen alles tun, um Sie beide zu schützen.«
    »Warum erzählen Sie das mir und nicht der Polizei?«
    »Weil man mir keinen Glauben schenkt.«
    »Professor…!«
    »Wir haben es mit einer parapsychologischen Erscheinung zu tun«, fügte Zamorra schnell hinzu. »Die Ermittlungsbehörden verfahren nach anderen Gedankenkategorien. Geben Sie mir wenigstens die Gelegenheit, Ihnen mein Wissen über den unheimlichen Raspani und seine fünfzehn Geistermatrosen darzulegen!«
    »Raspani?« echote Micaela Saldana entsetzt.
    »Was sagt Ihnen der Name?«
    »Er verfluchte seinerzeit meinen Urgroßvater…«
    »Und sämtliche Nachkommen.«
    »Treten Sie näher«, stammelte sie. »Ich – Sie müssen entschuldigen, wenn ich Sie etwas schroff behandelt habe. Ich komme einfach nicht darüber hinweg. Everildo ließ selten von sich hören, aber ich liebte ihn, wie man einen Bruder nur lieben kann.« Sie schluchzte.
    Jede Bewegung schien ihr schwerzufallen.
    Langsam ging sie vor ihnen her, führte sie in einen dunklen Raum, in dem es nach Obst und kalter Asche roch. Ehe sie ihnen Platz anbot und sich selbst setzte, stieß sie eines der Fenster auf. »Ich war eine ausgesprochene Frohnatur«, sagte sie. »Doch als ich diese – diese entsetzliche Notiz durch Zufall hörte, glauben Sie mir, da stürzte für mich alles zusammen. Ich bin nicht verheiratet und habe keine Kinder. An meinen Geschwistern hänge ich sehr, verstehen Sie? Was soll ich bloß machen?«
    »Sie werden lernen, über das Geschehene hinwegzukommen«, sagte der Professor behutsam. »Vor allen Dingen müssen Sie Ihre Überlegungen auf andere Punkte konzentrieren, Mademoiselle.«
    »Nennen Sie mich Micaela, das schafft eine freundschaftlichere Atmosphäre.«
    »Gern. Micaela, Sie können uns helfen.« Zamorra setzte ihr auseinander, was sich vor dem Mord an Everildo Saldana ereignet hatte.
    Bei jedem Satz wurde ihr Blick starrer. Der Professor nannte bloße Fakten, einer Erläuterung bedurfte es nicht, denn sie verstand auch so.
    »Wir müssen Rosa warnen«, meinte Zamorra zum Schluß.
    »Ich habe mit ihr telefonisch gesprochen«, entgegnete die gutaussehende Schwarzhaarige. »Gleich, nachdem ich es erfahren habe. Sie wußte noch nichts davon und versprach mir, sich sofort hierher aufzumachen.«
    Zamorra blickte entsetzt auf. »Wie? Mit dem Schiff?«
    »Aber nein. Sie würde viel zuviel Zeit benötigen. Rosa lebt in Buenos Aires, wußten Sie das nicht?«
    »Nein. Sie nimmt den Jet?«
    »Sie müßte schon unterwegs sein. Wir können sie um zwanzig Uhr von Orly abholen.«
    »Mir fällt ein Stein vom Herzen«, gab Zamorra zu.
    Die Schwarzhaarige stand auf. »Ich begreife. Schiffe sind Gefahrenzonen für uns Saldanas. Alle Vorfahren und Verwandten, die bis jetzt – die bis heute ihr Leben lassen mußten, taten das auf unnatürliche Weise, und zwar jedesmal auf See.«
    »Aber Ihre armen Eltern«, wandte Nicole ein, »entschuldigen Sie – sie wurden doch von Terroristen getötet, wenn mich nicht alles täuscht.«
    »Man hatte sie auf ein gekapertes Schnellboot entführt«, erwiderte Micaela bitter. »Ihre Leichen wurden am Strand gefunden. Ob Sie es glauben oder nicht – von dem Schnellboot und der Handvoll politischer Abenteurer an Bord wurde nie eine Spur entdeckt. Die Polizei legte den Fall als ungeklärt zu den Akten. Ich bin jedoch überzeugt, daß das Schiff versenkt wurde. Professor, wir haben nie an der Erfüllung des Fluches gezweifelt. Nur hatten wir gehofft, daß die Rache Raspanis in der dritten Generation ein Ende haben würde. Ein verhängnisvoller Irrtum. Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen?«
    Zamorra ging bis zur Tür. Dort drehte er sich um. »Ich erkläre es Ihnen, wenn wir

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