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0014 - Der schwarze Henker

0014 - Der schwarze Henker

Titel: 0014 - Der schwarze Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in ihren Augen und wußte, daß es ihr ernst war.
    Trotzdem versuchte ich, Glenda ihr Vorhaben auszureden. Doch sie ließ sich nicht beirren.
    »Ich fahre, Mr. Sinclair!«
    Noch nie hatte ich erlebt, daß sich Glenda so durchsetzen konnte. Ich war wirklich überrascht.
    Und – hol’s der Teufel – Glenda hatte mich überzeugt. Auch ich wollte diesem Dorf einen Besuch abstatten. Im Laufe der Zeit hatte ich eine Art sechsten Sinn für übernatürliche Fälle entwickelt. Und wenn mich mein Gefühl nicht schwer täuschte, bahnte sich im unwegsamen schottischen Bergland etwas an, das zu einer Lawine des Schreckens werden konnte.
    Glenda muß es mir wohl an meinem Gesicht angesehen haben, wie ich mich entschlossen hatte. Sie begann plötzlich zu lächeln. »Also fahren wir doch, Mr. Sinclair«, sagte sie.
    Ich nickte. »Okay, Glenda, Sie haben mich überzeugt.«
    »Und wann geht’s los?«
    »Morgen früh. Gegen vier Uhr! Die Strecke ist lang.«
    Glenda war zufrieden. »Soll ich vorbeikommen.«
    »Nein, ich hole Sie ab.«
    Glenda verabschiedete sich. An der Tür drehte sie sich plötzlich um und hauchte mir einen Kuß auf die Wange.
    »Ich danke Ihnen«, flüsterte sie. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und lief rasch zum Lift.
    Ich aber mußte grinsen. »Gar nicht übel«, murmelte ich. »Solch ein Dankeschön sollte man öfter bekommen…«
    ***
    Die O’Caseys hatten ihre Pension geschlossen. Vor allen Dingen Mrs. O’Casey war der Tod des jungen Mädchens sehr an die Nerven gegangen. Sie hatte Valerie gemocht.
    Drei Tage schon waren seit dem Mord vergangen, und der Ort hatte in dieser Zeit einem Tollhaus geglichen. Aus Edinburgh und Glasgow waren Reporter angereist, hatten Fragen gestellt und Aufnahmen von dem alten Friedhof geschossen. Die Presseleute quartierten sich in Pitlochry ein, ebenso wie die Beamten der Mordkommission, die jeder kleinen Spur nachgingen, und doch nicht weiterkamen. Aus der Bevölkerung erhielten sie keine Hinweise. Und wenn jemand das Thema des schwarzen Henkers ansprach, winkte der leitende Inspektor ab.
    »Quatsch, es gibt keine Geister!« So lautete sein Kommentar.
    Da nichts passierte, wurde es auch den Reportern zu langweilig. Sie erfanden die Geschichte von einem Irren. Die Polizei war den Presseleuten sogar dankbar, auch die Beamten glaubten daran, und so war der Fall für sie erledigt. Am Abend des dritten Tages zogen sie ab, nicht ohne den beiden Konstablern in Pitlochry erhöhte Wachsamkeit eingeschärft zu haben.
    Doch die Bewohner glaubten nicht an einen irren Mörder. Sie schworen auf den Fluch des Henkers. Moro würde sich weiterhin rächen, das stand für sie fest.
    Das Leben nahm seinen Lauf.
    Und auch in der einzigen Discothek des Ortes wurde wieder getanzt. Der Laden nannte sich »Highland Pub«. Er war ein Treffpunkt der Jugend. Der Wirt kam aus Glasgow. Er hatte dort mit einem Lokal Pleite gemacht, doch in Pitlochry das große Los gezogen. Fast jeden Abend war der Laden gerammelt voll.
    Die jungen Leute hörten sowieso nicht darauf, was die Alten erzählten. Sie lachten über die Geschichten und Warnungen, taten sie als Märchen ab.
    Auch der zweiundzwanzigjährige Jack Cromwell hatte vor, an diesem Abend wieder tanzen zu gehen. Jack galt als Frauenaufreißer, und da er finanziell unabhängig war – sein Vater besaß ein großes Sägewerk – konnte er sich vieles erlauben.
    Die Cromwells wohnten in einem bungalowähnlichen Haus nahe ihrer Fabrik. Jack besaß seine kleine Wohnung in einem Anbau. Er konnte ihn durch einen separaten Eingang erreichen, so daß seine Eltern niemals mitbekamen, wen er nach Hause schleppte.
    Als er jedoch das Haus verließ, um in die Discothek zu gehen, lief ihm seine Mutter über den Weg.
    »Du willst weg?«
    »Warum nicht?«
    »Aber der Mord. Es ist gefährlich. Moro, der Henker…«
    Jack Cromwell begann zu lachen. »Sag bloß, du glaubst den verdammten Quatsch auch. Es gibt keinen schwarzen Henker. Das alles war die Tat eines Irren, Teufel noch mal.«
    »Wenn du dich da nicht täuschst, mein Junge.«
    »Ach, laß mich damit in Ruhe.«
    Doch seine Mutter dachte nicht daran. Sie hielt ihren Sohn am Ärmel und Lederjacke fest. »Wir Cromwells sind verflucht«, flüsterte sie mit eindringlicher Stimme. »Dein Vorfahr hat den Henker getötet. Er ist schuld.«
    »Wenn der Henker tot ist, kann er doch nicht mehr zurückkommen«, erwiderte Jack grinsend. Ihm machte die Schau ungeheuren Spaß.
    »Er ist aber nicht wirklich tot.«
    »Jetzt

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