0015 - Der Morddämon
Schloß, und schreiben Sie Bücher. Aber Sie müssen diese Gruselschocker doch nicht ständig selbst erleben.«
Zamorra mußte daran denken, wie nahe er vorhin im Park dem Tod gewesen war. Ein schnelles Lächeln zuckte über sein Gesicht.
»Ich versuche, in einer Stunde im Hotel zu sein. Dann lunchen wir, einverstanden?«
»Wer’s glaubt, wird selig«, erwiderte Nicole etwas spitz. »Wetten, es fällt Ihnen wieder etwas ein, was Sie vom Hotel fernhält? Na, gut, ich warte. Vielleicht esse ich nachher mit Ihnen ein klitzekleines Portiönchen geschmorte Krabben mit Champignons…«
***
Auf dem Weg zum Hotel, den Zamorra in einem Taxi zurücklegte, fühlte er in seiner Jackentasche plötzlich einen Zettel.
Zamorra stutzte und zog ihn heraus.
»Gwendolyn Fisher«, las er, »Elizabeth Road 466.«
McTrashs Sekretärin!
»Ich habe meinen Plan geändert, Driver«, rief er dem Taxifahrer zu, »ich möchte jetzt zur Elizabeth Road 466.«
»Well Sir, in Ordnung«, sagte der Chauffeur.
Was will ich eigentlich noch von Miß Fisher? überlegte Zamorra. Der Fall liegt doch klar.
Er ließ einen Blick auf die belebte Queens Road hinausgleiten, dann widmete er sich wieder seinen Gedanken.
Wenn mich nicht alles täuscht , dachte Zamorra, dann hat McTrash auf Befehl Ming-Lis sämtliche Roboter aus seiner Firma abgezogen und sie in den Dienst des Dämons gestellt.
Vor einem alten Mietshaus im viktorianischen Stil hielt das Taxi.
Zamorra bezahlte den Fahrpreis und stieg aus.
Er konnte sich nicht denken, warum die weiße Sekretärin eines Industriellen sich nicht ein besseres Quartier draußen leisten konnte.
Er läutete unten, wartete, bis der Türsummer ging, dann betrat er das Haus. Mittels eines Mieterverzeichnisses fand er schnell heraus, wo die Wohnung von Gwendolyn Fisher lag.
Er ging zu Fuß die beiden Etagen hinauf.
Als er in der dritten Etage eintraf, stand dort ein junger Chinese am Treppenkopf.
Er verneigte sich vor Zamorra. »Mein Name ist Chu Siang, Sir. Sie wollen Miß Fisher besuchen?«
»Inspektor Brewster gab mir Miß Fishers Adresse, Mr. Siang. Ich wollte sie im Hinblick auf das Verschwinden von Mr. McTrash besuchen.«
»Bitte, kommen Sie näher. Ich bin auch bloß zu Besuch bei Miß Fisher. Ein Besuch unter Kollegen sozusagen.«
Natürlich nahm Professor Zamorra an, daß der smarte junge Chinese, der einen fabelhaften Eindruck auf Zamorra machte, mit Miß Fisher, seiner Kollegin, ein Verhältnis hatte.
Was trieb er sonst am Sonntag bei dem Girl?
Als Zamorra aber Gwendolyn Fisher kennenlernte, wollte er nicht so recht daran glauben.
Sie schien älter als Chu Siang zu sein, etwa vierzig Jahre. Bei Zamorras Eintreten erhob sich ein weiterer Mann. Ein Weißer.
Chu Siang übernahm die Vorstellung und stellte den Weißen als Edward Stiller vor.
»Mein Verlobter, Herr Professor«, erklärte Gwendolyn Fisher.
»Leider muß ich in einem halben Jahr Mr. McTrash verlassen. Ich habe ihm schon gekündigt. Ich werde mit Edward nach England zurückkehren.«
»Ich glaube nicht, daß es irgendwelche Probleme gibt«, erklärte der Professor höflich. »Ich weiß überhaupt nicht, was aus der S. M. P. wird. Wer beerbt Mr. McTrash eigentlich?«
Drei Augenpaare sahen ihn bestürzt an. »Was soll das heißen? Wieso fragen Sie nach seinen Erben?« stieß Gwendolyn hervor.
»Weil sich sehr bald entscheiden muß, wer die Firma übernimmt, Miß Fisher.« Zamorra räusperte sich. »Er starb vor einer knappen Stunde bei einem Autounfall.«
»O weh…« Gwendolyn legte die Hand über die Augen. Sie kämpfte mit den Tränen.
Zamorra betrachtete sie sekundenlang, dann wanderte sein Blick zu Edward Stiller. Der schien beinahe froh zu sein, daß sich das Problem so glatt geregelt hatte. Einzelheiten schienen ihn nicht zu interessieren.
Nun wandte sich Zamorra an den jungen Chu Siang.
Er kämpfte offenbar mit seiner Selbstbeherrschung. »Er war mir immer ein guter Vorgesetzter, Herr Professor«, sagte er endlich.
»Was für eine Stelle bekleiden Sie in der Firma?«
»Ich bin der erste leitende Ingenieur.«
Zamorra zeigte seine Freude nicht.
»Besitzen Sie die Schlüssel zum Betrieb? Ich hätte ihn mir gern einmal angesehen.«
»Aber Sir, die Polizei hat das ganze Büro auf den Kopf gestellt«, rief Gwendolyn aus.
»Das Büro interessiert mich nicht«, winkte der Professor ab, »sondern die Produktionsstätte für die Roboter.«
»Mein Arbeitsgebiet also«, erklärte Chu Siang. »Ich stehe Ihnen zur Verfügung,
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