Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
Vom Netzwerk:
unten am Hafen. Viele Geschäfte schlossen bereits zu einer langen Mittagspause um zehn Uhr vormittags. Und viele Büros begannen der Hitze wegen erst am Nachmittag zu arbeiten.
    »McTrash«, rief Zamorra, »bleiben Sie stehen.«
    Er bemerkte, wie ein Ruck durch den Körper des Mannes fuhr.
    Zamorra war sich seiner Sache jetzt sicher. McTrash, der gesuchte Industrielle, in dessen Werk Roboter hergestellt wurden, hatte einen grauenhaften Mord begangen. Er war nicht mehr er selbst. Er stand im Bann eines fremden Willens.
    Stephen McTrash betrat jetzt – mit schnelleren Schritten – einen kleinen Park, der um diese Morgenstunde noch völlig menschenleer war.
    Einige Vögel mit buntem Gefieder retteten sich auf die Bäume, als McTrash heranhastete.
    »Stehenbleiben!« peitschte Zamorras Stimme. »Ich befehle es Ihnen.«
    Stephen McTrash wandte sich langsam um. »Sie haben mir gar nichts zu befehlen«, sprach er schleppend.
    »Sie sind Stephen McTrash, den man vor drei Tagen aus seinem Büro entführt hat«, sagte Zamorra und blieb vor ihm stehen.
    »Ich habe keine Zeit, mit Ihnen zu reden«, fuhr ihn McTrash mit hohler Stimme an. »Man erwartet mich. Ich muß dieses Herz hier…«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Zamorra scharf, »Sie müssen es Ming-Li bringen. Er hat es Ihnen befohlen. Wo lebt Ming-Li?«
    »Ich darf es nicht sagen«, sprach McTrash. »Gehen Sie mir aus dem Weg, sonst muß ich Gewalt anwenden.«
    »Sie werden mir verraten, wo ich Ming-Li finde«, fuhr ihn Zamorra an. »Er ist ein Mörder, ein Phantast und geistesgestört.«
    »Sie dürfen ihn nicht beleidigen«, sagte McTrash langsam. »Er ist der große Erlauchte. Er wird das alte Cathay wiederauferstehen lassen. Und ich diene Cathay. Ich bin der Kuli von Ming-Li.«
    Er spricht wie eine Aufziehpuppe einen einstudierten Text! dachte Zamorra.
    »Sie sind der Industrielle McTrash, der in seinem Werk Roboter herstellt. Wo sind diese Roboter?«
    Erstaunt sah McTrash ihn an. »Bei Ming-Li. Er braucht sie. Sie sind die Heerführer. Die Changs können nicht selbständig denken, aber meine Roboter sind empfänglich für komplizierte Programmierungen.«
    »Haben Sie Ming-Li erklärt, wie ein Roboter funktioniert?«
    »Nicht ihm, sondern Kuangchow. Er ist ein Chang, dem Ming-Li das Herz eines Menschen eingepflanzt hat. Und er hat noch dreizehn andere Menschenherzen. Dieses hier«, erklärte er und zeigte es stolz, »ist das fünfzehnte. Ming-Li wird zufrieden mit mir sein.«
    »Sie haben Nancy Chaokin getötet.«
    »Das war mein Auftrag«, bestätigte McTrash. »Ming-Li sagte, sie sei eine Feindin des alten Reiches Cathay.«
    Zamorra streckte die Hand aus und ließ sie in einem Karateschlag von unten her an McTrashs Handgelenk knallen.
    Der Schotte wimmerte laut auf. Dann hob er schwerfällig den Kopf. Eine abscheuliche Verwandlung ging mit ihm vor. Seine vorher so blasierte, stumpfe Miene verzerrte sich zur Fratze, die nichts Menschenähnliches mehr hatte. Er fauchte und zischte. Die grausigen Hände mit den langen, scharfen Spitzen vorgereckt, stürzte er sich auf Zamorra.
    Der Professor aber hatte in der Nacht schon einmal Bekanntschaft mit solchen Mordhänden gemacht.
    McTrash stieß ein schauderhaftes Brüllen aus und hieb die Krallenhände auf Zamorra nieder.
    Zamorra steppte zur Seite und versuchte, McTrash ein Bein zu stellen. Die flackernden Augen des Schotten verrieten ungehemmte Mordgier.
    Zamorra riß den Arm mit der Pistole hoch. »Sie sind kein Chang, McTrash. Sie sind ein Mensch. Und wenn ich in Notwehr schieße, sind Sie tot.«
    McTrash grunzte. »Ming-Li hat mir versprochen, mich am Leben zu lassen.«
    »Das kann er Ihnen nicht versprechen. Was hat er mit Ihnen gemacht? Haben Sie einer Dämonmesse beigewohnt?«
    »Ming-Li ist der große Erlauchte«, knurrte McTrash. Zamorra stieß mit der Schuhspitze blitzschnell an sein Standbein. Der Schotte wankte und stürzte.
    »Hands up«, befahl Zamorra und richtete den Lauf der Waffe auf den am Boden Liegenden.
    Schon war McTrash wieder auf den Beinen und warf sich mit voller Kraft Zamorra entgegen. Er hatte auf einmal alle Trägheit verloren und bewegte sich blitzschnell. Immer wieder versuchte er, mit den Krallenhänden Zamorra zu verletzen. Er schrammte ihm den Jackettärmel auf und fegte mit einer Handbewegung seine Waffe fort, die irgendwo im Rasen liegenblieb.
    Zamorra griff rasch nach der Silberkette, an der das Amulett hing.
    »McTrash, schauen Sie dies hier an… Betrachten Sie es genau!« befahl

Weitere Kostenlose Bücher