0015 - Die Spur durch Zeit und Raum
Lesur", begann er vorsichtig. "Wir wollen keinen Dank. Aber es ist unsere Absicht, einige Tage bei euch zu bleiben. Gebt uns ein Zimmer, in dem wir wohnen können. Sobald wir unsere Freunde, die bald vom Himmel herabsteigen werden, begrüßt haben, werden wir wieder gehen."
"Freunde vom Himmel?" stammelte Lesur ehrfürchtig. "Wieder in die verschlossene Kammer zurück?"
"Ja", nickte Bully und schaute hinab auf die gebeugten Häupter zu seinen Füßen.
Und er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Wie schade, dachte er, daß Rhodan das nicht sehen kann.
*
Zwei Tage waren vergangen. Die Mitglieder der Zeitexpedition weilten immer noch in der zurückeroberten Burg als Gäste des ferronischen Unterthort. Eilfertige Diener brachten ihnen alles, was sie zum Leben benötigten. Ras Tschubai hatte inzwischen die Kammer mit der Zeitmaschine von innen verschlossen, so, daß niemand eindringen konnte. Sie wollten ihren einzigen Rückweg in die Gegenwart nicht leichtfertig einbüßen.
Eine Unterredung mit Lesur hatte Rhodan bestätigt, daß die Arkoniden nicht die ersten Raumfahrer sein würden, die auf Ferrol landeten.
"Vor vielen Sonnenumläufen", berichtete der Graf geheimnisvoll, "kamen die ersten Götter vom Himmel herabgestiegen. Unsere Vorfahren halfen ihnen. Dafür erhielten sie merkwürdige Geschenke, die noch heute im ganzen Land zu sehen sind. Unten in den Kellern der Burg ist auch ein solcher Käfig. Niemand darf sich ihm nähern, denn seine Bedeutung ging verloren. Schon viele Mutige, die ihn betraten, verschwanden vor unseren Augen und kehrten nicht mehr zurück."
"Sie kehrten nicht zurück?" Rhodan hob fragend die Augenbrauen. Er konnte sich mit dem Vorläufer des späteren Thort gut verständigen, aber viele Dinge begriff er noch nicht vollständig. Es war klar ersichtlich, daß die Ferronen zu diesem Zeitpunkt die Bedeutung der Materietransmitter noch nicht erkannt hatten. Spätere Jahrtausende würden erst das notwendige Verständnis bringen.
"Nein, bis auf einen", sagte Lesur. "Eine seltsame Geschichte. Es war ein Wissenschaftler. Er betrat den Käfig unten im Keller und bewegte den Hebel. Der Mann verschwand. Erst zwei Jahre später tauchte er wieder in der Burg auf, abgerissen und halb verhungert. Er behauptete, um den halben Planeten gewandert zu sein, aber er vermochte nicht anzugeben, wie er auf die andere Seite der Welt gelangt war."
Rhodan nickte. Es würde noch lange dauern, ehe diese primitiven Wilden soweit waren, das Wesen der Teleportation zu verstehen. Jetzt war es noch zu früh dazu. Und es war auch nicht seine, Rhodans, Aufgabe, die Ferronen aufzuklären. Der Transmitter jedoch interessierte ihn.
"Kann ich das Gerät sehen?"
"Den Kasten?" Lesur zögerte. Er schien zu befürchten, daß die Segen bringenden Götter spurlos darin verschwinden könnten.
"Wenn Ihr darauf besteht, Herr..."
"Wir kennen solche Geräte", beruhigte ihn Rhodan. "Und wenn ich verschwinde, so kehre ich wieder zurück."
Rhodan wagte den Sprung am Mittag des zweiten Tages. Als er materialisierte, geschah das in dunkler Nacht. Der Transmitter hatte ihn tatsächlich um den halben Planeten befördert. Soweit er erkennen konnte, stand der Empfänger und gleichzeitige Sender in einer Art Tempel auf einem Berggipfel, einsam und vergessen. Ein schwindendes Heiligtum vergangener Generationen.
Nein, nicht vergessen! Kaum nämlich hatte Rhodan materialisiert, da bewegten sich flüchtige Schatten zwischen den Felsen des verfallenen Tempels. Schweigend drangen einige Gestalten auf ihn ein. In ihren Händen blitzten Schwerter. Im Schein der Sterne erkannte Rhodan wehende Gewänder.
Priester! Er zögerte keine Sekunde. Mit einem Hebeldruck betätigte er den Sendemechanismus des Transmitters und stand wieder vor dem verblüfften Lesur im Keller der Burg. Schweigend kehrte er in den gemeinsamen Aufenthaltsraum der Zeitexpedition zurück. Seine Vermutung hatte sich bestätigt. Die Unsterblichen hatten den Ferronen ein großartiges Transportsystem eingerichtet, als sie auf Ferrol strandeten, aber es war ein Geschenk gewesen, dessen Sinn im Dunkel blieb. Hier in der Burg stand der Transmitter sinnlos herum, während er auf der anderen Seite des Planeten von mißtrauischen Priestern eifersüchtig bewacht wurde.
Ohne Zweifel waren alle - bis auf den Wissenschaftler - von ihnen ermordet worden, die es gewagt hatten, den Sprung ins Ungewisse zu wagen. Am Morgen des dritten Tages landeten drei Schiffe der
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