0015 - Die Spur durch Zeit und Raum
wer Major Conrad Deringhouse kannte, der wußte, daß er nur selten grinste. Er sah eben immer nur so aus.
"Meldung an Kommandant!" sagte der Mann auf dem Bildschirm. "Die letzte Streife der Raumjäger ist vom Überwachungsflug zurück. Im Wegasystem keine besonderen Vorkommnisse. Sollen die Flüge in der gleichen Stärke wie bisher durchgeführt werden?"
Rhodan nickte dem Befehlshaber der Raumjägergeschwader wohlwollend zu.
"Sie und Nyssen haben ja sonst doch nichts zu tun, nicht wahr? Halten Sie Ihre Piloten ein wenig in Schwung. Außerdem kann es nicht schaden, wenn wir die Augen offenhalten. Dieses System hat zweiundvierzig Planeten. Es könnten fremde Raumfahrer hier landen, ohne, daß wir es bemerken. Und wir wissen ja aus Erfahrung, daß sie nicht immer freundschaftlich eingestellt sind. Also, schränken Sie Ihre Überwachungstätigkeit keinesfalls ein, Deringhouse. Verstanden?"
"Okay, Chef", gab der Major zurück. Aus den Augenwinkeln heraus blinzelte er Bully zu, dann wurde der Schirm dunkel. Minuten später würden die kleinen, lichtschnellen Raumfahrzeuge wieder starten und ihre Patrouillenflüge durchführen. Auf Ferrol aber konnte man sicher sein, daß niemand unbemerkt das Wegasystem anflog oder verließ.
Rhodan sah Bully an. "Du siehst, uns droht hier keine Gefahr. Wir können in aller Ruhe warten, bis wir den nächsten Hinweis erhalten, der zur Lösung des Galaktischen Rätselspiels notwendig ist, das die Unsterblichen vor zehn Jahrtausenden aufstellten. Du mußt dich daran gewöhnen, daß Zeit für die ewig Lebenden kein Problem darstellt."
Noch ahnte Perry Rhodan nicht, wie sehr sich dieser Ausspruch bewahrheiten sollte, und er ahnte auch noch nicht, daß gerade die Zeit es war, die ihn sehr bald in größte Gefahr bringen sollte. Und es war ein sehr großes Glück, daß Bully es ebenfalls nicht ahnte.
Das gleichmäßige Summen des positronischen Systems erlitt eine Unterbrechung, die dem geschulten Ohr Rhodans nicht entging. Er winkte hastig ab, als Bully etwas sagen wollte. Auch Crest lauschte. Irgendwo hinter den massiven Wänden klickten Kontakte und Relaisstationen. Auf der Schalttafel leuchteten Lämpchen auf. Im Lautsprecher der Übertragungsanlage knackte es vernehmlich.
Zum erstenmal seit Wochen war das Positronengehirn bereit, eine Aussage zu machen. Die Entschlüsselung der geheimnisvollen Botschaft, die jene unbekannten Unsterblichen, deren Spur Rhodan verfolgte, vor Jahrtausenden für die verfaßt hatten, die intelligent genug waren, das Galaktische Rätsel zu lösen? Die Antwort auf die Frage, wo sich der Planet des ewigen Lebens heute befand, wo er zu suchen war?
Rhodans Hand zitterte unmerklich, als er den kleinen Hebel unter der roten Lampe nach unten legte. Das Licht erlosch, dafür knackte es erneut im Lautsprecher. Eine mechanische und seelenlose Stimme sagte metallisch:
"Eine Teilentschlüsselung. Nur der erste Abschnitt der Botschaft konnte entziffert werden. Ich gebe den Klartext schriftlich. Bitte, bedienen Sie die entsprechende Schaltung. An der endgültigen Entschlüsselung wird weitergearbeitet. Ende der Durchsage."
Bully stöhnte laut und vernehmlich.
"Eine Teillösung! Das bringt uns auch nicht weiter."
"Ruhig!" befahl Rhodan, seine eigene Enttäuschung verbergend. "Wir sollten froh sein, daß überhaupt etwas kommt."
Er ließ seine rechte Hand über die Kontrollen des Computers gleiten und drückte mehrere Knöpfe ein. Lämpchen erloschen, andere flammten auf. Irgendwo begann es zu ticken. Ein breiter Spalt öffnete sich. Die drei Männer starrten erwartungsvoll auf diesen Spalt. Aus ihm mußte nun der Klartext herausgleiten.
Aber es dauerte noch fast zwei Minuten, ehe das geschah. Der Zettel fiel auf den schmalen Tisch vor der Schalttafel, genau vor Rhodan. Die Schrift war groß und deutlich, so, daß jeder den Text lesen konnte:
"Wenn der Planet, auf dem du jetzt weilst, 21,3562 mal um seine Polachse rotiert ist, wird die Schrift erlöschen. Willst du das Licht finden, mußt du dich beeilen."
Das war alles. Perry Rhodan versuchte erneut, seine Enttäuschung zu verbergen. Er hatte mehr erwartet, aber mußte er nicht zufrieden sein? War es ihm nicht zumindest schon gelungen, die erste Hürde zu nehmen? Nun gut, es war Klartext, aber was bedeutete er?
Ferrol drehte sich in genau 28,23 Stunden einmal um seine Achse. Die Schiffszeit hielt sich immer noch an den 24-Stunden-Tag der Erde. 21,3562 Ferroltage bedeuteten also umgerechnet 25,1202
Weitere Kostenlose Bücher