0015 - Die Spur durch Zeit und Raum
Albinoaugen schauten klug und manchmal etwas verächtlich. Diese Frau, so ahnte man, kannte keine menschlichen Gefühle. Vielleicht aber war gerade das ein Irrtum - wer weiß? Rhodan lächelte.
"Sie irren Thora, so leid mir das auch tut - für Sie. Wir brauchen nicht nach Arkon zu fliegen, um den Namen jenes Mannes festzustellen, der vor zehntausend Jahren den Bericht an die Zentralkartei absandte. Die Expedition war damals zweifellos hier im Wegasystem, aber wenn sie nicht zurückkehrte und wenn Arkon trotzdem davon weiß, kann die Nachrichtenübermittlung nur über die Venusbasis erfolgt sein. Und alles, was dort geschah, wurde vom Computer registriert. Sie sehen, Thora, wir haben nichts anderes zu tun, als zur Venus zu fliegen und das Positronensystem zu fragen. Wie einfach."
Thora nickte gezwungen. "Ja, sehr einfach. Und was geschieht dann, wenn Sie den Namen wissen?"
Rhodan zeigte auf den Zettel, der vor ihm auf dem Schalttisch ruhte.
"Ich werde mir den Namen merken und wieder hinab in die Gruft des Lichtes steigen. Alles Weitere ergibt sich dann von selbst."
Bully wäre geplatzt, wenn man ihm das Reden noch länger untersagt hätte.
"Also fliegen wir in Richtung Heimat?" konstatierte er fröhlich. "Bei der Gelegenheit erfahren wir endlich, was die gute alte Erde macht. Ich freue mich auf Oberst Freyt. Na, dem werde ich ja einige nette Geschichten erzählen können ..."
"... von denen er garantiert kein Wort glaubt!" unterbrach ihn Rhodan. "Ich mußte ihn aufklären, nachdem du ihm bei unserem letzten Besuch auf der Erde die verrücktesten Schauermärchen aufgetischt hattest. Der arme Freyt war ganz durcheinander. Nein, mein Bester, ich habe vorgesorgt und alles Personal von Galacto-City gewarnt, dir kein einziges Wort zu glauben. Es ist vorbei mit dem Münchhausen spielen, Bully."
Die wasserblauen Augen Bullys wirkten niedergeschlagen. Aber sie kannten ihn hier alle. Und so erntete Bully nichts als gutmütigen Spott, als er sich zu verteidigen suchte. Mit einem vorwurfsvollen Blick auf Rhodan gab er es dann auch sehr schnell auf. Er tröstete sich mit dem Gedanken, ganz bestimmt noch unbeeinflußte Zuhörer auf der Erde zu finden, die mit aufgeschlossenem Interesse der Schilderung seiner Abenteuer lauschen würden, Crest faßte zusammen: "Der erste Teil der Aufgabe besteht also darin, jenen Mann zu finden oder wenigstens seinen Namen zu erfahren, denn er ist ja bereits seit zehn Jahrtausenden tot, der sich über die Materietransmitter in diesem System wunderte. Sie stammen somit einwandfrei von den Unsterblichen. Und dann müssen Sie, Rhodan, erneut in die Gruft unter dem Roten Palast hinabsteigen. Was weiter geschieht, bleibt abzuwarten."
"Noch mal in den grauenhaften Maschinensaal?" schüttelte sich Bully.
"Das ist nicht unbedingt sicher", tröstete ihn Rhodan. "Ich nehme an, diesmal erwartet uns eine andere Aufgabe."
Er ahnte nicht, wie recht er haben sollte.
*
Die Handelsgüter der Ferronen waren verladen worden. Rhodan hatte sich entschlossen, ein Geschwader der Raumjäger mit Major Rod Nyssen als Kommandant und den dazugehörigen 54 Piloten auf Ferrol zurückzulassen. Damit erreichte er zweierlei. Der erste Stützpunkt der Dritten Macht - so nannte er die Einheit von Arkoniden und Menschen - wurde genügend gesichert, und außerdem bot der freigewordene Riesenhangar genügend Platz für die Waren der Ferronen. Auf der Erde würde man sich um die unbekannten und technisch einmaligen Artikel der unbekannten Zivilisation aus einem anderen Sonnensystem reißen. Rhodan war davon überzeugt, wieder einmal ein ausgezeichnetes Geschäft machen zu können, und Geld wurde zum Ausbau der Dritten Macht stets benötigt.
Die STARDUST startete und glitt nach Umrundung des 8. Planeten hinein in die Unendlichkeit des gewaltigen Wegasystems. Mit einfacher Lichtgeschwindigkeit raste das Arkonidenschiff über die Planetenbahnen hinweg und schoß endlich, nach anderthalb Stunden, in den interstellaren Raum hinaus. Erst hier durfte die Transition stattfinden, die sonst mit ihrer Erschütterung des Raum-Zeit-Gefüges die Bahn des Planeten gefährdet hätte. Die Koordinaten standen fest. Wie immer bemächtigte sich aller Beteiligten die schon fast zur Gewohnheit gewordene Erregung vor dem großen Sprung. Eine Gefahr bestand nicht, aber es war stets eine eigene Sache, an den Vorgang mit aller Nüchternheit zu denken. Schiff und Menschen würden einfach aufhören zu existieren - wenigstens in der dritten
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