0015 - Die Spur durch Zeit und Raum
denen wir nur wenig wissen. Was Sie sehen, ist das Werk eines Telekineten."
"Ich dachte es mir", nickte Kerlon gefaßt. "Sie kennen ihn?"
"Ein Ferrone, dessen Gehirn seiner Zeit voraus ist, mehr nicht. Wie wir wissen, gibt es ganze Rassen von Telekineten. Unsere Wissenschaft..."
"Ich weiß", sagte Kerlon resigniert. "Wir werden es niemals vollständig begreifen, bedauerlicherweise. Nun, der Betreffende hat uns aus einer gefährlichen Situation gerettet, und wir sollten ihm dankbar dafür sein."
"Das können wir, indem wir den Vorfall vergessen", entgegnete Crest bedächtig. "Die Ferronen glauben, wir hätten ihm diese Fähigkeit gegeben. Wenn wir viel Aufhebens davon machen, ist das nur verdächtig."
Kerlon nickte und sah noch einmal hinauf zu den Schwertern. Dann zeigte er auf die wartenden Schiffe.
"Werden Sie mir die Ehre Ihres Besuches erweisen?" Crest sagte zu. Er wußte immer noch nicht, was er sich von Kerlon geben lassen mußte, um den Weg zum Licht zu finden.
*
Rhodan stand inzwischen vor einer schweren Entscheidung.
"Die letzte Anweisung besagt, daß wir nicht länger als drei Tage warten sollen, bis wir zum Zeitumformer zurückkehren. Heute ist der dritte Tag, aber Ferroltag. Drei Erdentage gingen soeben zu Ende."
Bully wurde merklich blaß. "Und wenn wir die Nachricht falsch interpretierten und Erdentage gemeint waren?"
"Dann sitzen wir fest", gab Rhodan ruhig zurück. "Aber ich glaube schon, daß der Unsterbliche jeweils in der Zeit des Planeten rechnet, auf dem er sich befindet. Damit bleibt uns eine Frist bis heute nachmittag. Marshall, was geschieht jetzt?"
Der Telepath saß in einer Ecke des Gemeinschaftszimmers auf einer Couch, schweigsam und sehr konzentriert.
"Crest und Lesur begleiten Kerlon in das Flaggschiff der Expedition. Robby wartet draußen. Kerlon sagt, er wolle Crest etwas zeigen."
"Aha!" machte Bully. "Das ist es!"
"Das ist was?" hob Rhodan die Augenbrauen.
"Was wir suchen, was sonst? Der Weg zum Licht! Kann Ralf Marten nicht eingreifen? Er sitzt sowieso nur herum und langweilt sich."
Der Mutant mit den mandelförmigen Augen lächelte.
"Langeweile? Das dürfte übertrieben sein. Aber vielleicht wäre es wirklich ein guter Gedanke, wenn ich für geraume Zeit diesen Kerlon unbemerkt übernehmen würde. Marshall kann in meinen Gedanken lesen und Ihnen berichten, was ich sehe und höre. Ich lasse zu diesem Zweck eine geringfügige Portion meines Bewußtseins in meinem Körper zurück. Der andere Teil muß genügen, um Kerlon zu kontrollieren. Er wird es nicht bemerken, und wir haben einen guten Überblick, was drüben in dem Flaggschiff der Arkoniden geschieht."
Rhodan nickte zufrieden. "Mir ist es auch lieber, wenn ich Crest und Kerlon nicht so allein weiß. Es sind Arkoniden."
"Du mißtraust Crest doch nicht etwa?" wunderte sich Bully. "Er wird sich hüten, Unsinn zu machen."
"Nicht absichtlich, Bully, aber auch Arkoniden sind nicht unfehlbar, wie wir schon mehrmals erfahren mußten. Wir müssen jederzeit bereit sein, in die Geschehnisse einzugreifen. Was wäre wohl geschehen, wenn Miß Sloane die Barbaren nicht verjagt hätte?"
"Vom Burgturm aus konnte sie das, aber in das Innere des Schiffes kann sie nicht vordringen, weil sie nichts sieht. Wir müssen also doppelt wachsam sein, das sehe ich ein. Na gut, Marten, dann empfehlen Sie Ihren Geist."
Marten streckte sich auf der Couch aus, nachdem Marshall ihm Platz gemacht hatte. Dann versank er in Trance. Es wurde Marshall nicht schwer gemacht, die Eindrücke wahrzunehmen, die der Teleoptiker nun in der Gestalt Kerlons in sich aufnahm und zurückschickte.
"Crest und Lesur sitzen mit Kerlon und seinem Offizier an einem Tisch", berichtete der Telepath mit ruhiger Stimme. "Kerlon erzählt etwas von einer Pyramide, ja, wahrhaftig! Er sagt Pyramide, die er irgendwo auf Ferrol entdeckte. In den Bergen. Und in der Pyramide habe ein Materietransmitter gestanden, über den er sich sehr gewundert habe. Und noch etwas anderes hat er gefunden - eine Metallrolle. Er will sie Crest zeigen."
Rhodan sah Bully an. "Ich glaube wahrhaftig, das ist es!" sagte er langsam. Bully nickte. John Marshall sprach weiter: "Er hat bisher vergeblich versucht, die Metallkapsel zu öffnen. Crest will sie in die Hand nehmen, aber Kerlon verweigert sie ihm. Er sagt, sie gehöre ihm, und vielleicht gefährde sie seinen Gast. Man könne niemals wissen, welche Gefahren diese unbekannte Welt berge. Ein Beispiel habe er ja eben selbst erlebt.
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