0015 - Die Spur durch Zeit und Raum
Crest tut so, als interessiere ihn die Rolle nicht. Das ist eine gute Taktik, denn nun fühlt sich Kerlon um seine Sensation betrogen. Er behauptet, die Rolle habe etwas mit dem Volk der Unsterblichen zu tun, das irgendwo in diesem Teil des Universums existiere. Crest findet das sehr unwahrscheinlich. Er spielt seine Rolle gut."
Marshall schwieg. Marten lag reglos. Es wurde ganz still in dem Raum. Lediglich Anne Sloanes Eintritt unterbrach das abwartende Schweigen. Sie kam vom Turm zurück.
"Ich habe die Schwerter aus großer Höhe auf die nahen Felsen stürzen lassen. Man wird sie vorerst nicht gebrauchen können."
Rhodan nickte ihr zu und bat sie mit einer Handbewegung, jetzt zu schweigen. Anne begriff sofort. Sie setzte sich neben Ras Tschubai, der ungeduldig auf seinen Einsatz wartete.
Marshall begann wieder zu sprechen und berichtete, was Marten durch die Augen Kerlons sah.
"Ein Offizier betritt die Kabine, in der die vier Männer sitzen. Man hat eine Ansammlung von Eingeborenen beobachtet, die sich an die Schiffe heranschleichen. Es sieht so aus, als wolle man sie angreifen. Der Beschreibung nach kann es sich nur um die Barbaren handeln. Kerlon ist an seine Vorschriften gebunden. Er darf sich auf keinen Kampf einlassen. Crest besteht darauf, das Schiff sofort zu verlassen. Lesur zeigt sich verzweifelt. Ohne den Schutz der Schiffe glaubt er sich verloren - trotz aller Zauberer und Götter. Crest erhebt sich, aber er zögert. Die Metallkapsel! Wie soll er sie in seinen Besitz bringen? Kerlon scheint sein Interesse zu bemerken. Er lächelt und schiebt die Rolle in seinen Gürtel, wo er sie sicher wähnt. Dann erbietet er sich, seine Gäste zur Luke zu begleiten."
Rhodan sah Anne Sloane schnell an.
"Kann man vom Turm aus die Schiffe gut erkennen?" Die Telekinetin nickte eifrig. "Sehr gut sogar. Ich kann Robby genau sehen. Er steht unterhalb der Luke des mittleren Schiffes."
"Ausgezeichnet! Ras, Sie begleiten uns. Anne, kommen Sie ebenfalls mit. Marshall, Sie bleiben hier und lauschen auf das, was Marten noch zu sagen hat. Los, beeilen Sie sich! Du auch, Bully!"
Sie hasteten an einigen erstaunten Ferronen vorbei und liefen die vielen Treppen empor, die hinauf zur Plattform und von da aus zum Turm führten. Hier oben genoß man eine herrliche Aussicht bis zu dem fernen Gebirge. In der Ebene standen die drei riesigen Schiffe, die in den Himmel ragten und die Aussicht nach dieser Seite verdeckten. Vom Wald her stürmten etwa einhundert Barbaren auf die Schiffe zu. Die Entfernung betrug noch etwa einen halben Kilometer. Gagat machte sich bei diesem letzten verzweifelten Versuch nicht mehr die Mühe, seine Absichten zu tarnen. Ganz offen griff er die Raumschiffe mit Speeren und Schwertern an. Die bisherige Nachsicht der "Götter" hatte ihn zuversichtlich gestimmt. Er hielt Milde für Schwäche.
Crest verließ mit Lesur das Schiff. Oben in der Luke stand Kerlon. Deutlich war die silberne Rolle in seinem Gürtel zu erkennen. Er winkte und machte sich offenbar keine Gedanken darüber, wie Crest sich in Sicherheit bringen sollte. Vielleicht hoffte er sogar insgeheim, daß der Zeuge seiner vermeintlichen Niederlage verschwinden könnte. Aber das war ja Unsinn. Crest hatte ihm schließlich zugesichert, auf die Entdeckerrechte zu verzichten. Was immer der Grund auch sein mochte, Kerlon war neugierig genug, um noch mit dem Start zu warten. Er wollte sehen, wie Crest sich aus der Affäre zog.
Der Roboter erwartete seinen Herrn bereits. Ohne sich um die heranstürmenden Barbaren zu kümmern, setzte er sich in Richtung Burg in Bewegung. Und Gagat war klug genug, sich nicht um die drei Männer zu kümmern, die er schon einmal vergeblich angegriffen hatte. Sein Ziel waren die Schiffe, und sonst nichts.
Crest wußte, daß seine Mission mißglückt war. Er hatte die Metallrolle gesehen und ahnte instinktiv, daß sie das war, was sie aus der Vergangenheit holen sollten. Aber hätte er sie Kerlon mit Gewalt abnehmen sollen? Was wäre geschehen, wenn Kerlon Verdacht geschöpft hätte? Würde er jemals zum Sonnensystem weiterfliegen? Rhodan mußte nun eingreifen.
Kerlon sah Crest nach. Das Merkwürdige der Begegnung kam ihm allmählich zum Bewußtsein. Wer war dieser Mann, der so vieles wußte und doch so viel fragte? Warum verzichtete er freiwillig darauf, als Entdecker eines bewohnten Systems anerkannt zu werden? Was wußte er von jenem unsterblichen Volk, von dem sonst niemand etwas ahnen konnte? Fragen über Fragen, aber
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