0015 - Die Spur durch Zeit und Raum
ist bald verstrichen."
Sie hatten von Lesur und seinen bestürzten Ferronen Abschied genommen und waren in die leere Gewölbekammer unter der Burg zurückgekehrt. Unberührt und unverändert lag der Metallblock in der Mitte des Raumes. Ihm war nicht anzusehen, ob man sich noch in fernster Vergangenheit oder bereits wieder in der Gegenwart aufhielt. Der einzige Hinweis war die Größe des Gewölbes. Bei ihrer Ankunft hatte es sich ausgedehnt. Es würde sich also wieder entsprechend zusammenziehen müssen, wenn die Reise in die Zukunft begann. Rhodan sah auf seine Uhr.
"Die drei Tage sind zu Ende. Es kann sich nur noch um Minuten handeln, und dann ..."
Er schwieg plötzlich und lauschte. Irgendwo in den weiten Gängen draußen vor der Holztür hatte jemand aufgeschrien. Es war ein langgezogener Schrei gewesen. Dann klirrten Schwerter gegeneinander. Sekunden später brandete der Lärm eines beginnenden Gefechtes gegen die Bohlen der starken Holztür. Ras Tschubai richtete sich auf. Er sah Rhodan fragend an. Bully warf dem Metallwürfel einen schnellen Blick zu, dann sagte er hastig:
"Die Barbaren! Sie haben die Burg erneut angegriffen. Nun haben wir Ferrol ganz vergeblich geholfen."
"Das Schicksal läßt sich nicht in die Karten gucken", erwiderte Rhodan nachdenklich. "Es sollte eben nicht sein, daß die Leute Lesurs den Kampf gewinnen. Nun ist es zu spät, um Lesur zu helfen."
Bully wollte eine Antwort geben, aber er kam nicht mehr dazu. Kräftige Schläge polterten gegen die Tür, die sie von den Kellergewölben der Burg trennten. Aufgeregte Stimmen brüllten. Kommandos wurden gegeben, und dann trat plötzlich Stille ein. Eine tiefe Stimme sagte einige Worte, dann erklang triumphierendes Geschrei. Schritte entfernten sich und kehrten Sekunden später zurück. Gegenstände wurden vor die Tür gelegt. Männer lachten erwartungsvoll.
Rhodan sah Ras Tschubai an. "Sieh nach, was sie vorhaben. Aber sei vorsichtig und kehre sofort wieder um."
Niemand achtete darauf, daß er in dieser gespannten und verzweifelten Situation den Neger einfach duzte. Ras nickte, und der Platz, an dem er soeben noch gestanden hatte, war leer. Aber nur fünf Sekunden. Dann war Ras wieder zurück. Er materialisierte, und Rhodan bemerkte sofort die blutende Wunde an seinem Hals.
"Sie wollen die Tür sprengen!" keuchte der Afrikaner und drückte die Hand auf die Verletzung. "Sie müssen Pulver in der Burg gefunden haben. Einer der Barbaren war so geistesgegenwärtig, sein Schwert nach mir zuwerfen. Es ist nicht weiter schlimm, aber wir müssen sofort hier verschwinden, sonst sind wir verloren."
"Verschwinden ist gut", jammerte Bully wütend. "Wenn dieser Zeitumformer nicht funktioniert, fliegen wir in die Luft. Trotz der schönen Metallrolle!" Erneut sah Rhodan auf die Uhr. "Es ist soweit. Entweder jetzt oder nie." Er wandte sich an Crest: "Woher weiß der Unsterbliche überhaupt, daß wir die Aufgabe erfüllten? Er weilt doch in der Gegenwart, oder kam er mit uns in die Vergangenheit?"
Ehe Crest antworten konnte, sagte der Roboter: "Er kam nicht mit, aber sein Geist weilt bei uns - im Zeitumformer. Legen Sie die Metallkapsel auf den Zeitumformer, Herr, die Elektronik wird dann feststellen, ob sie es ist, was wir holen sollten." Schweigend gehorchte Rhodan. Inzwischen war es draußen vor der Holztür still geworden. Die Barbaren mußten sich zurückgezogen haben. Vielleicht brannte bereits die Zündschnur.
"Versuche, sie auszulöschen. Ras." Anne Sloane hatte dem Afrikaner inzwischen einen leichten Verband um die Wunde angelegt. Ohne zu überlegen, gehorchte Ras dem Befehl Rhodans, obwohl er dabei riskierte, bei einer plötzlichen Transition des Raumes in die Zukunft zurückbleiben zu müssen. Drei Sekunden später war er wieder da.
"Unmöglich", rief er mit weit aufgerissenen Augen. "Ganz unmöglich. Sie haben keine Zündschnur, sondern einfach Pulver lose in den Kellerraum geschüttet. Ich nehme an, sie werden es mit einem Brandpfeil entzünden. Dagegen kann ich nichts unternehmen."
"Dann muß man den Schützen eben...", begann Crest, wurde aber durch das plötzlich einsetzende Summen des Zeitumformers unterbrochen. Der Boden zu ihren Füßen begann zu vibrieren. Langsam schrumpfte der Kellerraum zusammen und wurde enger. Die Wände wurden wieder glatt. Die Reise in die Zukunft hatte begonnen.
Fast um einige Sekunden zu spät. Noch während die Holztür verschwand und zur glatten Metallwand wurde, warf die Druckwelle einer Explosion
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