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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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ich zur Sache.
    »Ich muß den Fall von gestern abend nun doch übernehmen«, sagte ich. »Unser Distriktschef will es so.«
    »Hab' ich mir gleich gedacht«, erwiderte Collins und wurde dienstlich. »Ich habe für Sie schon alle Vorarbeiten geleistet, die in der kurzen Zeit zu schaffen waren. Hier haben Sie die Akte, steht alles drin. Bringen Sie mir das Ding wieder, wenn Sie sich eine Abschrift angefertigt haben.«
    »Okay, Collins, Sie sind ein Prachtkerl.«
    »Desgleichen, Cotton, desgleichen«, sagte er lachend und reichte mir eine Akte über den Tisch.
    Wir verabschiedeten uns und fuhren zurück zu unserem Distriktsgebäude. Dort setzten wir uns in das Office, das ich seit der Bombenexplosion behelfsweise bezogen, hatte, und studierten die Ergebnisse der Arbeit, die sich Collins gemacht hatte.
    Er hatte wirklich nicht schlecht gearbeitet. Beide Leichen waren sauber identifiziert worden.
    Nummer eins: Harry S. Meiling, einunddreißig Jahre alt, amerikanischer Staatsbürger, ohne Berufsangabe in seinen Papieren. Mehrfach vorbestraft, allerdings immer nur wegen kleinerer oder gar geringfügiger Vergehen. Unverheiratet, keine Kinder. Zwei Jahre Militärdienst absolviert während der letzten Kriegsjahre. Keine besonderen Kennzeichen. Lippenbärtchen frühestens seit einem Jahr. Als einzige Verwandte konnte seine Mutter ermittelt werden. Sie wohnte in der Vierundzwanzigsten Straße in einer alten Apotheke im Dachgeschoß. Ihr Mann, also der Vater des Toten, war bei einem Berufsunfall ums Leben gekommen. Die Versicherung bezahlte der alten Frau eine auskömmliche Rente.
    »Berufsunfall«, maulte Phil. »Schön und gut, aber was für einen Beruf hatte der Herr Papa denn?«
    »Das werden wir von der alten Dame wohl erfahren können«, sagte ich. »Unterhalten müssen wir uns sowieso mit ihr. Sehen wir erst einmal weiter.«
    Wir lasen die weiteren Aufzeichnungen. Nummer zwei:
    Alan Robbery, vierunddreißig Jahre alt, ursprünglich englischer Staatsbürger. Während des Krieges als Angehöriger der englischen Luftwaffe nach den Staaten gekommen. Nach dem Kriege um Einwanderungsgenehmigung nachgesucht und erhalten. Vor drei Jahren eingebürgert. Nicht vorbestraft. Keine Angehörigen in den Staaten, unverheiratet, keine Kinder.
    »Das ist schon ein bißchen magerer«, meinte ich und klappte die Akte zu.
    »Was wollen wir jetzt tun«, fragte ] Phil.
    »Zuerst bringe ich mal die Akte einer unserer Bürodamen. Sobald sie das ganze Zeug abgeschrieben hat, soll sie sie mit dem Tageskurier wieder rüber zu Collins schicken, damit er seine Ordnung in seinem Papierkrieg aufrechterhalten kann. Dann fahren wir zur L Mutter von diesem Meiling. Mal sehen, ob sich dort etwas ergibt.«
    Und so geschah es.
    ***
    Well, die Gegend, in die wir gerieten, war alles andere eher als hübsch. Ich hätte hier in dieser Ecke um Gottes willen nicht der Boß von einem Polizeirevier sein mögen.
    Wir hielten meinen Jaguar vor der alten Apotheke, die Collins in seiner Akte angegeben hatte. Augenblicklich sahen wir uns von einer Schar bettelnder Kinder umgeben. Ich griff in die Hosentasche und warf eine Handvoll Kleingeld möglichst weit weg auf die Straße. Sie stürzten sich darüber her und wir bekamen Luft.
    Durch die Haustür ging es in einen schlecht durchlüfteten Flur. Da er keine Fenster hatte, brannte eine trübe Glühlampe. Trotzdem herrschte fast undurchdringliche Finsternis. Wir steckten uns jeder eine Zigarette ins Gesicht gegen die unbeschreiblichen Düfte, die überall herkamen, warteten einen Augenblick, bis sich unsere Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, und kletterten dann etwas hinan, was kein normaler Mensch noch Treppe genannt hätte.
    Diese steile Hühnerleiter ging es vier Stockwerke hinan, dann waren wir ganz eindeutig auf dem Boden angelangt. Man sah es am Dachfenster, durch das wenigstens ein bißchen Licht hereinkam.
    Direkt vor der ,Treppe befand sich eine Holztür, die zur Hälfte aus Milchglas bestand. Dahinter konnte man eine bunte Gardine erkennen. Ein abgegriffenes Pappschild verriet, daß hier eine Mrs. Meiling wohne. Eine Klingel gab es allerdings nicht.
    Ich machte mich auf etwas gefaßt, als ich gegen die Tür klopfte. Drinnen hörte man schlurfende Schritte, dann öffnete jemand die Tür zu einem winzigen Spalt, und eine zitterige Greisenstimme fragte:
    »Bitte? Sie wünschen?«
    »Guten Tag«, sagten Phil und ich gleichzeitig. Und ich fuhr fort: »Wir möchten gern mit Frau Meiling sprechen.«
    »Ja, was

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