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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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Spätnachmittag geworden, und als ich auf die Uhr sah, war es schon nach sechs.
    »Okay«, sagte ich. »Unsere offizielle Dienstzeit ist um. Beginnen wir mit der inoffiziellen.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich denke, wir sehen uns zuerst einmal in der Wohnung des Toten um. Die Mutter gab uns ja die Adresse. Ich glaube nicht, daß schon ein neuer Besitzer darin sitzt. Schließlich ist dieser Harry ja erst gestern abend gestorben.«
    »Und was versprichst du dir davon?«
    »Was soll ich mir davon versprechen? Gar nichts. Aber es könnte doch sein, daß wir dort einen Fingerzeig finden, der uns weiterführt. Wir können es auf jeden Fall einmal versuchen.«
    »Ookay. Hoffentlich begegnen wir dabei zufällig einem von der Bande.«
    »Warum?«
    »Na, hör mal!« fauchte Phil. »Es gibt kaum einen Fall, den wir nicht zusammen bearbeitet haben, ay?«
    »Stimmt.«
    »Und du nimmst an, daß sich irgendeiner der Gangster dafür rächen will, daß wir ihn für ein paar Jährchen hinter Gitter gebracht haben?«
    »Auch das stimmt. Wahrscheinlich ist es sogar einer,' der erst zum Tode oder zu lebenslänglich verurteilt wurde und den sie inzwischen begnadigt haben.«
    »Schön. Also aus irgendeinem Grunde will sich jemand an uns rächen. Die Mordanschläge werden aber nur auf dich verübt. Das sieht ja so aus, als ob ich ihrer Beachtung gar nicht wert wäre! Na, das möchte ich denen aber noch eintrichtern!«
    Ich brach in ein lautes Gelächter aus. Phil hüllte sich für den Rest der Fahrt in beleidigtes Schweigen.
    ***
    Wissen Sie, was eine komplett eingerichtete Wohnung in einem der modernen Wolkenkratzer an Miete kostet? Ich weiß es auch nicht, denn so eine feudale Bude kann ich mir nicht leisten, aber dreihundert blanke Dollars im Monat ist das wenigste, was Sie dafür ausspucken müssen. Und genauso eine prächtige Fürstenwohnung hatte unser toter Harry zu Lebzeiten innegehabt.
    Wir staunten alle beide, als wir vor dem Betonkasten hielten und die Halle betreten hatten. Indirekte Beleuchtung, Zimmerpalmen, drei verschieden schnell fahrende Lifts, weißer Marmor und rote Orientteppiche, dazu viel Chrom und spiegelblank geputztes Glas — das war so alles, was ich von der Halle in der Erinnerung behalten hatte.
    An einem Pförtnerschalter, der eingerichtet war wie das Vorzimmer eines Bankdirektors, fragten wir nach dem Weg.
    Ich versuchte es zuerst mit einem Bluff.
    »Mister Meiling hat uns herbestellt«, sagte ich geschäftig. »Wo ist sein Appartement, bitte?«
    »Mister Meiling ist nicht anwesend«, flötete der supergebildete Portier.
    Ich tat, als mache ich ein erstauntes Gesicht.
    »Aber vielleicht können Sie mit seiner — hm, mit seiner Braut sprechen?«
    Der Gedanke war gar nicht übel.
    »Ja, vielleicht kann uns die Dame sagen, was Mister Meiling von unserer Firma wünschte.«
    »Zwölfter Stock, der C-Flur nach links, Appartement 2113, bitte.«
    »Vielen Dank.«
    Er hielt uns die offene Hand so unverschämt gerade hin, daß ich ihm aus Protest kein Trinkgeld gab. Er brummte irgend etwas hinter uns her, was wie .geizige Hunde' klang, aber ich nahm vorläufig keine Notiz davon.
    Wir fuhren mit dem Lift hinauf. Oben teilten sich mehrere Korridore sternförmig auseinander. Jeder war mit einem großen Buchstaben bezeichnet. Wir wählten den, wo ein großes C stand und gingen ihn nach links hinunter.
    Die Nummer 2113 stand an der vierten Tür auf der rechten Seite. Ich drückte den dezent angebrachten Klingelknopf nieder. Man hörte es drinnen diskret surren.
    Im Nu flog die Tür auf und mir hing eine schwarzhaarige Schönheit am Halse.
    »Oh, Harry! Gott sei Dank, daß du—« zirpte sie, während sie an meinem Halse hing.
    Dann merkte sie ihren Irrtum. Sie ließ mich los und betrachtete mich wütend. Nach Sekunden stummer Musterung meiner Person, holte sie tief Luft und kreischte:
    »Was fällt Ihnen ein! Wie können Sie mich in so eine Situation bringen?«
    Na, man konnte auf den ersten Blick sehen, was für eine Sorte Mädchen man vor sich hatte. Für den oberflächlichen Betrachter bildhübsch und ebenso sicher, aber auch strohdumm. Die Parfüms, die sie verwendete, waren zu aufdringlich, als daß sie wirklich eine Dame hätte sein können. Die typische Gangsterbraut, die ganz genau wußte, woher die Gelder kamen, mit der ihr die Pelzmäntel finanziert wurden.
    Für diese Art ›Damen‹ gibt es nur eine Behandlungsmethode. Ich genierte mich nicht, sie anzuwenden.
    Ein Blick in den Korridor überzeugte mich davon,

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