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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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sie doch ihr Ziel erreicht, dann kann ich unter falscher Flagge in Ruhe meinen Ermittlungen nachgehen!«
    Und jetzt verstand mein Chef, worauf ich hinauswollte. Er machte große Augen und ging eine Weile im Zimmer auf und ab. Schließlich blieb er stehen und sagte:
    »Okay, Jerry, ich bin einverstanden. Aber erst warten wir ab, was der Doktor sagt. Wahrscheinlich sind Sie in den nächsten Wochen krankenhausreif.«
    »Glaub ich nicht. Es ist ja nicht das erste Mal, daß ich etwas abgekriegt habe. Und jedesmal, wenn es so furchtbar brennt, dann waren es harmlose Streifschüsse. Warten wir‘s ab.«
    Der Doktor kam. Er untersuchte mich bis auf das letzte Härchen, das auf meinem Kopfe wuchs. Ergebnis: sechs Streifschüsse, mehr oder weniger tief in die Haut. Zwei davon am Hinterkopf. Ein Armdurchschuß im linken Unterarm, der Knochen war nicht verletzt. Schwere Gehirnerschütterung. Prellungen, Kratzer und jede Menge Hautabschürfungen. Das war‘s.
    »Was verordnen Sie?« fragte Mister High.
    Ich zwinkerte unserem Doktor zu. Er hatte mich schon einige Male verpflastert und kannte meine Art.
    »Tja«, sagte er gedehnt. »Bei jedem anderen würde ich sagen, eine Woche bis vierzehn Tage Bettruhe wegen der Gehirnerschütterung. Die anderen Sachen sind Hautwunden, die heilen von allein, wenn Sie hin und wieder ein penicillinhaltiges Wundheilpulver darauf streuen. Aber bei Jerry, bei diesem unverwüstlichen Bären, kann man vielleicht mit einer halben Woche Bettruhe auskommen. Natürlich muß er sich danach noch ein bißchen vorsehen. Aber ich glaube, er würde es mit drei, vier Tagen schaffen.«
    »Okay, Doc«, sagte ich. »Ich werde es in vierundzwanzig Stunden Bettruhe geschafft haben.«
    Er protestierte natürlich, aber ich ließ ihn reden.
    Dann besprach ich mit Mister High die Einzelheiten. Noch wußte kein Mensch im Hause, wie es wirklich mit mir aussah. Phil hatte sich mit ein paar Kollegen an die Verfolgung des Mercury gemacht. Der Ford war von unseren Leuten zusammengeschossen worden. Es hatten drei Mann darin gesessen, sie waren samt und sonders tot. Als ich auf der Straße zusammengebrochen war, hatten unsere Leute aus den Fenstern geschossen, was das Zeug hielt. Vorher hatten sie es nicht gewagt, um nicht aus Versehen mir eins zu verpassen.
    Gemeinsam überlegten wir den offiziellen Text an die Zeitungen. Als wir den Schrieb aufgesetzt hatten, las ich ihn grinsend noch einmal durch.
    »Wunderbar«, sagte ich dann. »Ganz fabelhaft. Ich bekomme Mitleid mit mir. Es ist doch wirklich jammerschade, daß ich in der Blüte meiner Jahre heute um elf Uhr zwanzig vormittags sterben mußte.«
    Mister High dämpfte mich.
    »Das ist eine ernste Sache, Jerry!« warnte er. »Die Zeitungen werden uns sehr böse werden, wenn sich der Schwindel herausstellt. Aber in einem Punkte gebe ich Ihnen völlig recht' dieser außergewöhnliche Fall rechtfertigt außergewöhnliche Maßnahmen. Wie haben Sie sich den Fortgang der Sache gedacht?«
    Ich erzählte es ihm. Selbst Phil sollte nichts davon erfahren, daß ich nicht wirklich gestorben war. Er ist so mit mir befreundet, daß man es ihm angemerkt hätte, wenn er nicht um meinen Tod zu trauern gehabt hätte. So leid es mir tat, Phil mußte diesmal ausscheiden. Es war Mister Highs Aufgabe, ihm meinen Tod so rücksichtsvoll wie möglich nahezubringen.
    Das hätten Sie erleben müssen. Vier Tageszeitungen brachten bereits nachmittags um vier Extrablätter heraus.
    »Jerry Cotton, der zähe Kämpfer für Recht und Gesetz, von gewissenlosen Gangstern ermordet!… Erdrückende Übermacht stellt den G-man Jerry Cotton auf offener Straße und ermordet ihn durch zahllose Schüsse aus Maschinenpistolen und Revolvern… Unser Jerry Cotton tot!«
    Das waren so einige Blüten aus den Schlagzeilen. Einige Zeitungsschreiber hatten natürlich eine rührselige Geschichte daraus gemacht. Wenn die Leute recht gehabt hätten, mußte ich ein Wundertier gewesen sein. Na, sie wollen auch leben.
    Mister High las vor:
    »Wie uns der Distriktschef der New Yorker FBI-Behörde mitteilt, starb heute um elf Uhr zwanzig vormittags der bekannte G-man Jerry Cotton an den Folgen zahlloser Schußwunden. Auf Cotton waren in den letzten Tagen mehrere Mordanschläge unternommen worden, die aber vor drei Tagen schlagartig aufhörten. Cotton war durch seine Geistesgegenwart und sein unerschrockenes Verhalten jedesmal den Gangstern entkommen. Heute morgen jedoch geschah es. Um elf Uhr vierzehn verließ Cotton das

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