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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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enthielt. Ich probierte ein Schlückchen und spuckte es sofort in die Bude. Den Rest in dem Glas kippte ich hinterher.
    Im Nu stand der Brocken von Kellner-Matrose vor mir.
    »Was -soll das, he?« fragte er und stemmte die Fäuste in die Hüften.
    »Ich hatte Whisky bestellt, kein Essigwasser«, sagte ich gelassen.
    Dabei fing ich an, mir eine Zigarette zu rollen. Der Esel hätte eigentlich sehen müssen, daß ich ihn aus den Augenwinkeln beobachtete. Aber da ich saß, kam er sich wahrscheinlich enorm stark vor.
    Er packte mich hinten am Rockkragen und zog mich hoch. Die Aufmerksamkeit aller übrigen Gäste war sofort auf uns gelenkt. Well, genau das hatte ich gewollt.
    »Mein Hut«, wimmerte ich, als er versuchte, mich zur Tür zu schleifen.
    Er schleppte mich großzügig wieder zum Tisch zurück, stülpte mir unter dem dröhnenden Gelächter der Leute meinen schmierigen Hut auf den Kopf und zerrte mich wieder zur Tür. Okay.
    Wir waren genau an der Tür, da fing ich an. Er stieß mich vor sich her und achtete schon gar nicht mehr auf die eigene Deckung. Ich brauchte bloß nach hinten auszutreten, und schon hatte er meinen rechten Absatz bildschön an seinem rechten Bein.
    Mein Matrosen-Kellner merkte es auf der Stelle. Er ließ mich los und rieb sich die getroffene Stelle. Dabei stöhnte und fluchte er abwechselnd. Jetzt waren die Lacher auf meiner Seite.
    Ich rieb mir die Hände, als ob sie schmutzig geworden seien und ging zur Theke. Der Wirt, in Hemdsärmeln und weißer Schürze, machte mir schweigend Platz.
    In dem Regal hinter der Theke standen Flaschen. Ich suchte mir eine noch versiegelte Whiskyflasche heraus und warf einen Geldschein auf die Theke. Der Wirt griff hastig danach. Ich schob ihn beiseite, weil er vor den Gläsern stand und angelte mir zwei Wassergläser. Schweigend ging ich wieder zu meinem Tisch. Das Mädchen begrüßte mich jetzt sogar mit innigem Lächeln. Ich grinste zurück.
    Allmählich kam wieder Leben in die Gäste. Einige kümmerten sich um den Kellner. Sie hoben ihn hoch und setzten ihn auf einen Stuhl. Er hatte ein ziemlich geschwollenes Gesicht. Im Grunde tat er mir leid. Aber ich hatte ihn nicht schonen dürfen. Für das, was ich vorhatte, war es notwendig, die Leute ein bißchen einzuschüchtern.
    Ich machte die Flasche auf und schenkte dem Mädchen und mir Whisky ein. Er schmeckte vorzüglich.
    Meine Uhr zeigte drei Minuten nach neun. Meine innere Spannung wuchs. Ich sah mich neugierig in dem Lokal um. Niemand wagte, gegen meine neugierigen Blicke zu protestieren, obgleich ich manche Leute wirklich unverschämt anstierte.
    Bis halb zehn geschah überhaupt nichts. Aber der Wirt verschwand ein paarmal durch die zweite Tür, über deren Sinn sich ein Fremder nicht klar werden konnte. Jedesmal, wenn der Wirt hindurchging, nahm er ein Tablett mit vollen Biergläsern mit. Wenn er zurückkam, hatte er leere Gläser auf dem Tablett stehen. Okay, dachte ich, da hinten liegt der Braten.
    leih wartete, bis es zehn geworden war, während ich mich mit dem Mädchen über tausenderlei Zeug unterhielt. Dann stand ich auf und ging zur Theke. Ich winkte dem Wirt. Er kam dienstbeflissen.
    Ich zog ihm am Hemdkragen ganz dicht zu mir heran.
    »Ich suche Joe«, raunte ich so leise, daß es außer ihm garantiert keiner hören konnte.
    Das Resultat war verblüffend. Er wurde kreidebleich und wollte von nichts wissen. Ich versuchte ihn zu beruhigen, indem ich flüsterte:
    »Hab' ihm was zu bestellen.«
    »Ich kenne keinen Joe«, stammelte der Wirt. »Ehrenwort, Sir, noch nie von einem Joe gehört!«
    Sein Kopf mit den wenigen grauen Haaren wurde naß vom Schweiß. Ich klopfte ihm lachend auf die Schulter.
    »Okay, old fellow«, sagte ich. »Dann muß ich mich mal selber umsehen!«
    Bevor er kapierte, was ich gemeint hatte, stand ich schon an der verdächtigen Tür, riß sie auf und verschwand dahinter.
    Ich befand mich in einem schmalen Korridor. Rechts und links führten mehrere Türen ab- Da aus keiner ein besonders bemerkenswertes Geräusch kam, öffnete ich sie der Reihe nach. Im vierten Zimmer saß er. Als ich die Tür aufriß, sah er mich nur prüfend an. Nichts von Pistole-Ziehen oder dergleichen.
    Das sah ich auf den ersten Blick, der Mann hatte Format. Das war keiner von den kleinen Tagedieben, wie sie zu Hunderttausenden herumlaufen.
    »Na, was ist los?« fragte er mich.
    Ich baute mich vor ihm auf. Millimeterweise musterte ich sein Gesicht. Dann sagte ich:
    »Ich heiße Tom Hol. Nach der

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