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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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das war ja wirklich nett von diesem Cotton.
    »Hör zu, Billy«, raunte ich. »Wenn du zwanzig Dollars haben willst — hier, da sind sie. Einmalige Chance für dich.«
    Billys verwässerte Augen glänzten im Schein der Petroleumlampe.
    Er griff nach dem Schein und betrachtete ihn prüfend von allen Seiten. Wahrscheinlich wollte er wissen, ob er echt sei. Als das Ergebnis seiner Prüfung zufriedenstellend ausgefallen war, legte er den Schein vor sich auf den Steinfußboden und musterte ihn wehleidig. Er dachte wohl, er könnte dafür arbeiten müssen. Und das hätte er nicht für tausend Dollars getan.
    »Man kommt nicht auf die Welt, um sein Leben mit Arbeit zu verschwenden«, war Billys erste Grundregel.
    »Was müßte ich dafür tun?« fragte er und ließ keine Auge von dem Geldschein.
    »Mir eine kleine Auskunft geben«, sagte ich.
    Billys Augen bekamen wieder Glanz. »Mehr nicht?«
    »Nein, mehr nicht.«
    »Okay, was für eine Auskunft?«
    »Ich möchte wissen, wie ich Joe Mc-Lean finden kann.«
    Billy sprang auf, als hätte ihn eine Tarantel gestochen. Er lief in die äußerste Ecke und rief:
    »Nein! Nein! Das weiß ich nicht! Nie und nimmer!«
    Also wußte er es sogar ganz genau. Seine Angst verriet es. Schön, wir würden sehen. Ich legte noch einen Zwanziger dabei. Ohne einen Ton zu sagen.
    Billy verdrehte die Augen. Er kam zögernd näher. Soviel Dollars hatte er wahrscheinlich in seinem ganzen Leben noch nie auf einmal in der Hand gehalten.
    Drei Schritte vor dem Geld blieb er stehen. Ich legte noch einen Zwanziger dabei. Und Billy kam.
    Er sah sich um. Er bückte sich zu mir herunter (ich hatte mich auf eine alte Kiste gesetzt). Er flüsterte:
    »Um neun in Harpies Kneipe. Red Inn heißt die Bude.«
    Ich stand auf.
    »Okay.«
    »Wir kennen uns nicht. Nie gesehen.«
    »Klar.«
    Ich ging.
    Joe McLean, um neun in Harpies Kneipe. Um neun!
    ***
    Ich besuchte Mister High in seinem Office. Frech und verwegen ging ich zu unserem Pförtner und ließ mir den Weg zeigen.
    »War es nicht unvorsichtig, hier herzukommen?« fragte Mister High.
    »Sicher. Aber mir blieb keine andere Wahl.«
    »Haben Sie etwas Wichtiges erfahren können, eh, Mister Hol?«
    »Ja. Ich glaube, ich werde heute abend Joe McLean treffen!«
    »Oh!«
    Mister High setzte sich überrascht. »Ist es nicht besser, wenn ich ein paar von unseren Leuten hinschicke? Wo sehen Sie ihn?«
    »In einer Hafenkneipe. Red Inn heißt die Bude. Ihr Besitzer ist ein gewisser Mister Harpie.«
    »Noch nie gehört den Namen. Scheint sich bis jetzt eine reine Weste behalten zu haben.«
    »Kann wohl sein. Im anderen Falle würde McLean kaum hingehen. Er ist schlau und vorsichtig genug, sich nicht irgendwo sehen zu lassen, wo er mit einer plötzlichen Razzia rechnen muß.«
    »Gut. Also keine Leute?«
    »Nein. Unter keinen Umständen. Ich muß erst die Lage sondieren. McLean soll für mich das Bindeglied zur Bande werden.«
    »Okay. Wie haben Sie- sich das vorgestellt?«
    »Ich bin Zuchthäusler. Leavenworth-Penitentiary, also das gleiche, in dem McLean saß. Auf diese Weise müßte ich mit ihm ins Gespräch kommen können.«
    Mister High nickte:
    »Nicht übel. Was kann ich dabei tun?«
    »Mir die Papiere beschaffen.«
    »Oh! Die Zeit ist sehr knapp. Bis heute abend geht das unmöglich. Selbst wenn wir extra dafür ein Polizeiflugzeug los jagen würden, kann es nicht bis morgen früh hier sein, höchstens bis morgen mittag.«
    »Verdammt. Daran habe ich in der Hitze des Gefechts gar nicht gedacht. Hm, das ist dumm.«
    »Gehen Sie erst morgen abend hin.«
    »Nein, das ist mir nicht sicher genug. Heute abend kommt er, wer weiß, ob morgen auch.«
    »Ja, was können wir da tun?«
    »Jagen Sie eine Polizeimaschine los. Bis morgen mittag kann ich alle nötigen Papiere haben?«
    »Bis morgen mittag ja.«
    »Gut. Ich heiße Tom Hol. Den Namen können wir ruhig beibehalten. Ich bin sechsundvierzig Jahre alt. Viermal vorbestraft das letztemal mit acht Jahren Leavenworth wegen Urkundenfälschung, Wechselbetrug und ähnlicher Scherze. Ich denke, das paßt zu meinem Aussehen. Ich brauche außer meinen Entlassungspapieren von Leavenworth genaue Angaben, in welchem Block ich untergebracht war bei meiner Strafe, wie die Wärter heißen, wie sie aussehen und so fort. Ich muß möglichst viel von dem Bau wissen. Wenn McLean mir auf den Zahn fühlt, bin ich geritzt, sobald er merkt, daß der Zahn hohl ist.«
    »Ich werde die Gefängnisleitung per Fernschreiben sofort verständigen

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