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0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig

Titel: 0015 - Ich starb um elf Uhr zwanzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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er.
    Der Fahrer gab Gas. Der Mercury folgte. Ich saß auf dem Rücksitz und lockerte meine Null-acht. Es war soweit.
    ***
    Sie mußten sich über die Zeit schon vorher geeinigt haben. Bis vier Minuten vor Mitternacht brausten sie planlos durch die Stadt. Dann nahmen sie Kurs zur Bank. Es war auf den Punkt genau zwölf Uhr nachts, als unser Wagen vor dem Nachtschalter hielt.
    »Steig aus und drück viermal schnell hintereinander auf den Klingelknopf des Nachtschalters«, sagte Joe zu mir. »Wenn der Beamte kommt, sagst du ihm, du kämst von einer Zeitung und wolltest wissen, wo irgendein Angestellter wohnt. Denk dir irgendeinen Namen aus. Es kommt nur darauf an, daß der Kerl vom Nachtdienst ein paar Minuten beschäftigt ist.«
    »Okay.«
    Ich kletterte aus dem Wagen. Mit würdigem Schritt ging ich zum Schalter. Diese Einrichtung des Nachtschalters ist noch nicht bei allen Banken in den Staaten gebräuchlich, aber die größten haben sie. Hinter einem dicken Gitter, durch das man gerade mit einer Hand hindurchreichen kann, ist ein kleines Fensterchen, Dahinter sitzt ein Bankangestellter, der nachts die wichtigsten Bankgeschäfte für Sie tätigt, wenn Sie Kunde bei der Bank sind.
    Ich ging zu dem kleinen Fensterchen und sah mich unauffällig um. Von unseren Leuten war nichts zu sehen. Aber ich konnte sicher sein, daß sie mich aus den benachbarten Häusern genau beobachteten. Peinlich war meine Lage insofern, als ja niemand von meinen Kollegen wußte, daß hinter meinem Spitzbart, der randlosen Brille und dem feisten Gesicht ein Jerry Cotton steckte. Sollte es zu einer Schießerei kommen, würde ich höllisch darauf achten müssen, daß mir nicht meine eigenen Kollegen eins auf den Pelz brannten.
    Ich klingelte viermal schnell hintereinander. Es dauerte ein Weilchen. Unterdes war der Fahrer aus unserem Wagen hervor gehuscht und hatte sich im Schatten eines Mauervorsprunges verborgen.
    Das Fensterchen ging auf, nachdem über mir eine Lampe eingeschaltet worden war.- Ich stand in strahlender Helle.
    »Guten Abend«, sagte ich und lüftete höflich meinen Hut. »Ich suche einen Mister Miller, der bei Ihnen beschäftigt sein soll. Sie könnten mir nicht seine Anschrift sagen? Seine Frau hat einen Unfall gehabt, und ich soll ihn zu ihr ins Hospital bringen.«
    Diese Geschichte hielt ich für besser, als mich für einen Zeitungsmann auszugeben, wie es Joe hatte haben wollen.
    »Miller?« wiederholte eine Stimme hinter dem dicken Gitter.
    »Ja, ganz recht, Miller.«
    Ein besserer Name war mir nicht eingefallen.
    »Wir haben zwei Miller bei uns.«
    »Oh. Das ist aber unangenehm. Könnten Sie mir die beiden vielleicht einmal beschreiben? Ich weiß ungefähr, wie der Gesuchte aussieht.«
    Er beschrieb. Ich stellte immer wieder Zwischenfragen, um die Zeit hinauszuzögern. Nachdem er mir gut fünf Minuten lang das Aussehen der beiden beschrieben hatte, entschied ich mich für den letzteren. Aber zu meiner Überraschung erfuhr ich:
    »Tut mir leid, mein Herr, wenn Sie mich veralbern wollen, müssen Sie sich eine andere Zeit heraussuchen. Dieser Mister Miller, den Sie angeblich suchen, ist nämlich unverheiratet.«
    Bums. Das Fensterchen flog zu und ich stand da. Na, schließlich war es gleichgültig. Ich hatte meinen Auftrag erfüllt. Zögernd ging ich zurück zum Wagen. Joe hatte sich selbst ans Steuer gesetzt und fuhr den Wagen weg. Nur ein paar Meter weit, bis wir nicht mehr im Blickfeld des Nachtschalters waren. Dann sprang er heraus und lief eng an der Hauswand entlang zur Bank zurück. Ich folgte ihm.
    Eine kleine Seitentür, die man in der Dunkelheit kaum sah, stand einen Spalt breit offen. Ich tastete sie beim Durchgehen ab und fühlte, daß sie aus dickwandigem Stahl bestand. Mit Gewalt hätte man diese Tür niemals aufbekommen.
    Joe drückte die Tür hinter sich zu und ließ eine Taschenlampe aufblitzen. Wir standen in einem engen Flur. Unser Fahrer lehnte mit dem Rücken an der Wand und nickte schweigend.
    Joe gab mir einen Rippenstoß und deutete auf eine Tür, die links irgendwohin führte.
    Ich zog meine Null-acht und nahm sie umgedreht in die Hand. Dann klopfte ich an die Tür.
    Ich lauschte. Drinnen waren schlurfende Schritte zu hören.
    »Ich komme, Mister Hubbry«, rief die Stimme, die ich eben schon am Nachtschalter gehört hatte. »Haben Sie die Karten mit?«
    »Ja, sicher«, krächzte ich, von einem Husten geschüttelt, damit meine Stimme nicht zu erkennen war.
    Und dabei dachte ich an etwas. Die Gangster

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