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0016 - Ich gewann die letzte Runde

0016 - Ich gewann die letzte Runde

Titel: 0016 - Ich gewann die letzte Runde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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hart Tob Brandow, Ihr spezieller Freund, zuschlägt.«
    Alle Mann, die gesamte Gang, geleiteten mich in das rechte Gebäude, nur der Zwerg Bobbeck verließ uns. Ich sah ihn zum Kesselhaus hinübergehen.
    Das Gebäude, in das wir uns begaben, schien ehemals die Verwaltung der Fabrik beherbergt zu haben. Die ganze Bude war verdreckt. Die Fenster zum großen Teil zerbrochen. Die Türen hingen schief in den Angeln. Der Raum, in den ich geführt wurde, war notdürftig mit einer Pritsche, einem Tisch und ein paar Stühlen eingerichtet. »So«, sagte Face. »Jetzt brauche ich Ihre Kleider, G-man.«
    Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Jawohl«, wiederholte er. »Rock, Hose, Schuhe, sogar das Hemd und die Krawatte. Besser, Sie ziehen sie freiwillig aus!«
    Wozu sollte ich mir unnötige Kopfschmerzen holen? Drei Minuten später stand ich barfuß in Unterhose und Unterhemd.
    »Gib ihm ein paar Klamotten von dir«, befahl Face einem der Traiter-Brüder. Ich erhielt gnädigst einen Trainingsdreß und ein Paar alte Segeltuchschuhe zugeteilt.
    »Ich möchte gern wissen, was Sie mit meinen Spielsachen wollen«, sagte ich.
    »Sehr einfach«, erklärte der Chef dieser seltsamsten Bande, die mir je untergekommen war. »Ich werde in Ihrer Gestalt zu Mr. Fathgown gehen, um mich von ihm zu verabschieden. Außerdem werde ich Ihren New Yorker Chef anrufen, um ihm zu sagen, daß Sie unbedingt in Washington bleiben müssen. So wird Sie niemand vermissen. Der eine wird glauben, Sie seien in Washington, der andere, Sie wären bereits nach New York abgefahren.«
    Ich lachte schallend. »Sie glauben doch nicht im Emst, daß Fathgown die Maskerade nicht durchschaut?«
    Face war nicht zu erschüttern.
    »Als ich meine Fähigkeiten noch auf der Bühne ausübte«, erklärte er, »pflegte ich eine Anzahl Leute aus dem Publikum heraufzubitten. In Minutenschnelle verwandelte ich mich so genau in ihre Gestalt, daß die eigene Mutter uns nicht voneinander unterscheiden konnte. Es brauchen nicht immer falsche Bärte sein, Mr. Cotton. Ich arbeite auch mit Paraffineinspritzungen unter die Nasenhaut, mit Belladonna zur Augenveränderung und Dutzenden von anderen Tricks. Zugegeben, daß ich Mr. Fathgown vielleicht trotz aller Hilfsmittel nicht täuschen könnte, wenn er nur den geringsten Verdacht hätte, ein Fremder könnte sich ihm in Ihrer Maske nähern, Mr. Cotton. Aber er hat diesen Verdacht gar nicht, und außerdem werde ich dafür sorgen, daß die Beleuchtungsverhältnisse nicht ideal sind, wenn wir uns treffen. Sie wissen, er ist bis heute abend mit der Bewachung des Staatsbesuches beschäftigt, und abends schaltet auch ein FBI-Chef gern gedämpftes Licht ein. Was Ihre Stimme und Sprechweise angeht, Mr. Cotton«, sagte er, und plötzlich glaubte ich, mich selbst zu hören, denn er wechselte in meinen Tonfall über, »so ist das eine Kleinigkeit für mich, sie nachzuahmen. Das… habe ich zwanzig Jahre lang geübt.«
    Ich konnte ihm eine gewisse Anerkennung nicht versagen.
    »Sie sind 'ne Wucht, Face«, sagte ich, »aber es wird Ihnen nichts nutzen. Sie landen doch im Zuchthaus.«
    »Wir werden sehen«, antwortete er. »Brandow, Lex, Bolo, schafft ihn in den Keller im Heizungsgebäude. Bindet ihn sorgfältig. Einer bleibt ständig bei ihm.«
    Im Geleit führten sie mich über den Fabrikhof zu dem Gebäude mit dem Schornstein. Ein paar Stufen führten in einen dunklen Raum hinab, der offensichtlich früher als Keller für den Koks gedient hatte, denn eine zweite türlose Öffnung ging zu einem daneben liegenden Raum, in dem ich im Vorbeigehen einen Kessel eines großen, aber verrotteten Heizungsofens erblickte.
    Verdammt, ich kann nicht sagen, daß sie besonders zart mit mir umgingen. Ich wurde solide verpackt und in einer Ecke deponiert.
    Brandow und die Traiters stritten sich ein wenig, wer die erste Wache bei mir halten sollte. Schließlich wurde Lex Traiter bestimmt. Er hockte sich auf die Treppenstufe.
    Ich hatte Zeit genug, über meine Lage nachzudenken. Im Augenblick sah es nicht so aus, als sollte ich in nächster Zeit ausgelöscht werden.
    Ich mußte versuchen, ihnen bei passender Gelegenheit durch die Lappen zu gehen. Blieb lediglich die Frage offen, was ich zur Herbeiführung dieser passenden Gelegenheit von mir aus tun konnte.
    Zum Henker, es stank auch in diesem Keller ausgesucht scheußlich. Ich spürte einen intensiven, wilden und scharfen Geruch, genau der gleiche Gestank, der mir schon im Lastwagen in die Nase gestiegen

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