0016 - Ich gewann die letzte Runde
Schönen Gruß an Phil.«
Ich hängte mich an die Strippe und versuchte, Fathgown zu erreichen, aber es stellte sich rasch heraus, daß er heute nacht nicht mehr zu erwischen war. Irgendein Staatsbesuch rollte in Washington ab, und Fathgown hatte, wie immer in solchen Fällen, damit zu tun, daß dem Gast der Regierung kein Haar gekrümmt würde.
Ich telefonierte noch einmal mit New York und sagte Mr. High, daß ich erst morgen mit Fathgown sprechen könnte, ob er mich aus Washington abziehen ließe. Ich würde morgen im Laufe des Tages wieder anrufen.
Ich aß im Speisesaal des Hotels zu Abend. Ich war schon beim Nachtisch, als Professor Hendriksen hereinkam und mit seinen kurzsichtigen Augen in die Runde blinzelte. Ich wollte in Deckung gehen, aber er hatte mich schon erspäht und steuerte, begleitet von dem Geschmunzel und Gekicher der anderen Gäste, meinen Tisch an.
»Ah, Mr. Cotton«, freute er sich. »Hat es Ihnen geschmeckt? Würden Sie erlauben, daß ich Ihnen ein wenig Gesellschaft leiste?«
Ich konnte es ihm nicht gut abschlagen, und er setzte sich. In seinem Bart klebte noch ein wenig Gelbes von dem Frühstücksei.
Mr. Hendriksen bestellte sein bescheidenes Abendmahl beim Kellner, bat um eine Flasche Sodawasser und erzählte mir dann mit seiner Greisengeschwätzigkeit seinen Tagesablauf.
Er hatte im Kultusministerium vorgesprochen. Man hatte ihn von einer Abteilung zur anderen verschoben, und er hatte nichts erreicht, aber das war er gewohnt.
»Ich bin sehr hartnäckig, wenn es um mein Museum geht«, erklärte er und kicherte. »Mein Rekord steht auf achtzehn Tagen, die ich brauchte, um die Bewilligung des Zuschusses zu erreichen, aber gewöhnlich komme ich nicht unter drei Wochen weg. Dieses Jahr wird es vermutlich auch sehr lange dauern. Bleiben Sie noch sehr lange in Washington, Mr. Cotton?«
»Nein, wahrscheinlich reise ich schon morgen«, antwortete ich. »Es hängt davon ab, ob mein hiesiger Chef mich freigibt, wie es mein New Yorker Chef will.«
»Es ist noch nicht entschieden?«
»Nein, ich konnte meinen Washingtoner Vorgesetzten noch nicht erreichen. Ich hoffe, morgen die Entscheidung herbeiführen zu können.«
»Schade, daß Sie schon reisen«, sagte er und vertiefte sich in seinen Suppenteller. »Ich hätte Ihnen gern für Ihre Freundlichkeit etwas gezeigt. Ich kenne die Washingtoner Museen sehr genau, und wenn es Sie interessiert, hätte ich gern den Fremdenführer gespielt.«
»Sehr freundlich von Ihnen«, dankte ich. »Leider wird daraus nichts. Im übrigen müssen Sie mich jetzt entschuldigen. Ich habe noch eine Verabredung, Professor.«
Er legte den Löffel zurück, und wir verabschiedeten uns voneinander mit umständlichem Händedrücken. Er war ein sehr gut erzogener Herr alter Schule, etwas tatterig, aber ich hatte nun einmal keine Lust, mir seine Museumssorgen anzuhören. Ich interessiere mich nicht für indianische Frühgeschichte. Lieber gehe ich ins Kino.
***
Als ich am nächsten Morgen zum Portier ging, um ihm zu sagen, daß ich wahrscheinlich heute im Laufe des Tages ausziehen würde, stand Professor Edgar B. Hendriksen vor der Theke und ließ sich vom Empfangschef umständlich die Busverbindung zu einem bestimmten Ort der Stadt erklären.
Ich schlug ihm sanft auf seine gekrümmte Schulter.
»Hallo, Professor«, sagte ich gut gelaunt. »Warum nehmen Sie nicht einfach ein Taxi?«
Er blickte schräg über seine Brillengläser zu mir hoch.
»Oh, Mr. Cotton«, sagte er dann erfreut, »ich muß in die Redge Road. Dort soll ein Mann mit viel Interesse für indianische Geschichte wohnen, der Einfluß bei der Regierung hat. Ich will bei ihm vorsprechen. Vielleicht unterstützt er mein Anliegen. Aber ein Taxi kann ich mir nicht erlauben.«
Ich wollte ihm etwas Gutes tun. »Na dann los. Ich fahre sie eben hin. Bei mir kommt es auf ein paar Minuten, die ich früher oder später zum Dienst antrete, nicht an.«
Er verging fast vor Dankbarkeitsbezeugungen, stülpte sich einen runden schwarzen Hut aufs Haupt und schlurfte neben mir her zur Tür.
Fathgown hatte mir einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt. Ich verfrachtete den Professor auf den Beifahrersitz, klemmte mich hinter das Steuer und reihte mich in den fließenden Verkehr ein.
»Fahren Sie bitte sehr vorsichtig, Mr. Cotton«, wisperte Hendriksen. »Ich bin sehr ängstlich.«
»Selbstverständlich«, erwiderte ich, steuerte mit einer Hand, fischte mir eine Zigarette aus der Hand und zündete sie an.
»Würden
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