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0016 - Ich gewann die letzte Runde

0016 - Ich gewann die letzte Runde

Titel: 0016 - Ich gewann die letzte Runde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Sie ließen mir auch nicht viel Zeit, sondern schalteten mich aus.
    ***
    Als ich die Augen wieder aufschlug, spürte ich als ersten einen geradezu scheußlichen Gestank. Ich befand mich in einem viereckigen Raum, der mit Blech ausgeschlagen war und der sein Licht nur durch schmale Schlitze empfing, die seitlich angebracht waren. Erst, als meine Sinne das Ruckein und das Motorengeräusch wahrnahmen, begriff ich, daß ich mich im Laderaum jenes Lieferwagens befand, gegen den mein Auto in der letzten Phase unserer Spazierfahrt noch angestoßen war.
    Im Halbdunkel sah ich die Riesengestalt Brandows, der gebückt stehen mußte, daneben die beiden Traiters und Snake, den Schlangenmenschen.
    Ich begriff. Face hatte mich nicht in jene einsame Straße dirigiert, um mich abzuschießen, sondern um mich seinen Kumpanen zu übergeben. Wahrscheinlich war es Brandow gewesen.
    Ich richtete mich auf und hielt mir den Kopf.
    »Bist du das, Brandow, der hier so stinkt?« fragte ich. Er stieß einen knurrenden Laut aus. Lex Traiter griff nach seinem Arm.
    »Laß die Finger von ihm«, warnte er. »Der Chef will es nicht.«
    »Wenn ich ihm nur endlich den Hals umdrehen könnte«, wütete der Riese.
    Die Fahrt dauerte ungefähr eine Stunde, wovon die letzten zwanzig Minuten über ein miserables Straßenstück zu führen schienen, wenn ich es nach dem Holpern des Wagens richtig beurteilte.
    Dann hielt die Karre mit quietschenden Bremsen. Die Tür des Kastens wurde von außen geöffnet. Das Tageslicht flutete herein und blendete mich für Augenblicke.
    Meine Bewacher sprangen heraus.
    »Komm schon, G-man!« schrie Brandow. »Oder sollen wir dich holen?«
    Ich folgte dem Befehl, und dann sah ich mich der Bande vollzählig gegenüber. Es fehlte keiner, weder Bobbeck, der Zwerg, noch Fire, der Kunstschütze. Sie standen im Halbkreis vor mir und sahen mich an.
    Ich blickte mich um. Wir befanden uns auf einem Fabrikhof. In meinem Rücken lagen drei Gebäude von unterschiedlicher Größe. Eines davon schien das Kesselhaus zu sein, denn von ihm ragte ein Schornstein hoch in den Himmel. Den Hof, der einen Durchmesser von hundert Yard haben mochte, umlief eine hohe verrußte Mauer, die links und rechts an die Gebäude anstieß, so daß der Hof völlig umschlossen war. Einziger Zugang schien ein großes, mit massiven Eisentüren verschlossenes Tor in der Mitte der Mauer zu sein. Außer einer Menge Gerümpel stand eine Anzahl Wagen herum. Ich erkannte Fathgowns Lincoln und den Thunderbird, dem ich gefolgt war. Ich befand mich also in dem Versteck, von dem Face in der Nacht am Fluß gesprochen hatte.
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder der Bande zu.
    »Na denn!« sagte ich. »Ihr habt mich also da, wo ihr mich haben wolltet. Und jetzt steht ihr da wie ein Standgericht. Beeilt euch. Ich bin nicht der erste wehrlose Mann, den ihr erschießt.«
    Ich sah, wie es in dem Gesicht von Fire, dem Kunstschützen, zuckte. John Face, immer noch in der Maske des Professor Hendriksen, griff nach seinem Bart und rupfte ihn von seinem Gesicht. Dann streifte er die weiße Perücke ab. Darunter kam sein glattes, mit Mastix verklebtes Haar zum Vorschein.
    Er trat ein paar Schritte auf mich zu.
    »Es eilt nicht, G-man. Vorläufig brauchen wir Sie noch. Jedenfalls gedenke ich, Sie einige Zeit zu verwahren.«
    »Vor Ihnen habe ich 'ne ganze Menge Respekt, Face«, sagte ich und grinste. »Ihre Fähigkeit, sich zu maskieren, ist großartig. Ich dachte, Sie wären nur Zauberkünstler.«
    Er war eitel genug zu lächeln. »Wenn Sie sich ein wenig intensiver für meine berufliche Laufbahn interessiert hätten, so wäre es Ihnen nicht schwergefallen, festzustellen, daß ich unter dem Namen ›Mann mit den tausend Gesichtern‹ ein berühmter Verwandlungskünstler war.«
    »Überflüssig festzustellen, daß Sie auch jener Mann im Lanno-Klub waren, dem ich folgte.«
    Er lachte. »Ja, das war ich auch. Sie waren mir so nahe auf den Fersen, Cotton, daß ich kaum Zeit hatte, mir die Maske abzureißen und mich auf verschlafen herzurichten.«
    »Mr. Fire fuhr unterdessen den Thunderbird in den Wald«, ergänzte ich, »und als er dann zurückkam, griff er mit seiner Kunstfertigkeit als Schütze in die Angelegenheit ein, nicht wahr?«
    Er lächelte höhnisch. »Wir werden später noch Gelegenheit genug haben, darüber zu plaudern. Würden Sie sich jetzt bitte in das Innere des Gebäudes begeben? Und, Mr. Cotton, versuchen Sie keine Dummheiten. Sie wissen, wie gut Fire schießt und wie

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