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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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ich und drückte seine Hand.
    Mehr brauchten wir nicht.
    Da sah ich, daß der Aufzug in die Höhe schnurrte, und mit ihm der Dicke und unser Eimerschlepper.
    Phil riß seine Kanone heraus, aber es war schon zu spät. Die Fußspitzen der beiden gerieten gerade außer Sicht.
    »Mann«, knirschte ich. »Das war der Boß!«
    Phil stützte mich, und wir schlichen zum Aufzug. Beide mit lockeren Knien. Als wir dort waren, suchten wir die Möglichkeit, die uns das Ding wieder runterbrachte. Oben war es ein Lichtschalter gewesen. Hier gab es keinen Lichtschalter.
    Plötzlich kam das Ding von allein wieder herab. Wir trauten unseren Augen nicht, als wir den Dicken und den Eimerschlepper immer noch im Aufzug sahen. Aber dann entdeckten wir Mr. High mit vier G-men. Sie hatten ihre Kanonen in der Hand und rissen entsetzt ihre Augen auf, als sie uns entdeckten.
    Der Fahrstuhl war noch nicht ganz unten, da wurde mir flau in den Knien. Ich suchte an Phil einen Halt, da sah ich, daß auch er die Augen verdrehte. Wir gingen fast gleichzeitig auf die Bretter.
    ***
    Als ich wieder zu mir kam, sah ich direkt in das verbissene Gesicht der Oberschwester. Sie schüttelte brummend den Kopf und keifte mit hoher Fistelstimme: »Ohrfeigen sollte man Sie! Ja, gucken Sie nur nicht so unschuldig! Eine Tracht Prügel bekämen Sie von mir noch obendrein, wenn ich Ihre Mutter wäre! Mit der Wunde auf der Brust treibt sich der Kerl wieder bei den Gangstern rum! Sakrament noch mal, sind Sie ein störrischer Balg!«
    Im Bett auf der anderen Seite des Zimmers stand Phil und sortierte seine Decken. Er berührte mit den Haaren fast die Decke des Krankenzimmers.
    »Wie ist das Fieber?« fragte der Doktor in strenger Sachlichkeit. Er stand am Fußende meines Bettes, und ich bemerkte ihn erst, als er fragte.
    Die Schwester hatte noch immer ihre Hände unter der Schürze. Sie sagte bissig: »Viel zu niedrig für den unverschämten Patron! Gestern abend läßt sich der Bursche noch von uns seine Wunde auf der Brust verbinden, und jetzt liegt er schon wieder da! Das Hospital braucht für Sie mehr Verbandsstoff in einem Monat als für einen schweren Unfall in einem halben Jahr!«
    »Na, nun schimpfen Sie nicht so, Schwester«, besäftigte der Doktor und wandte sich zum Gehen.' »Schließlich ist er nun mal ein G-man! Sie wissen doch, was das für Jungs sind!«
    »Unvorsichtige, selbstmörderische Lausebengel sind es!« schnaubte die Oberschwester, während der Doktor lachend die Tür hinter sich zuzog. Kaum war er draußen, holte die Schwester ihre Hände unter der Schürze hervor und brachte die Flasche zum Vorschein, die ich schon einmal kennengelernt hatte. »Wenn ihr die leer habt, versteckt sie unter dem Kopfkissen! Ich hole sie nachher ab! Aber wehe, wenn ihr euch damit erwischen laßt!« drohte sie mit finsterem Gesicht.
    Sie drückte mir die Flasche in die Hand und ging hinaus, wobei sie unablässig über meine Unvorsichtigkeit schimpfte. Als sie draußen war, brachen Phil und ich in ein herzhaftes Gelächter aus. Dann machten wir uns an die Buddel. Abwechselnd. Nach einer halben Stunde hatten wir sie geschafft.
    Nach einer weiteren halben Stunde wirkte sie. Durch mein Gehirn kroch eine wohltuende Müdigkeit.
    »Wie spät ist es?«
    »Halb elf.«
    »Halb elf?« wiederholte ich sinnend. »Ja, warum? Hast du Hunger? In einer Stunde gibt es Mittagessen.«
    »Haben wir denn Vormittag?«
    »Sicher.«
    »Dienstag vormittag?«
    »Sicher.«
    Ich schwieg und dachte eine Weile nach. Dann erkundigte ich mich: »Wo sind unsere Anzüge?«
    »Du meinst, was von unseren Anzügen noch übrig ist nach gestern abend? Die hängen dort im Schrank.«
    Ich war beruhigt.
    »Kannst du mich um fünf Uhr nachmittags wecken?«
    »Sicher«, brummte er. »Warum?«
    »Weil wir uns dann verdrücken werden. Heute abend wollen wir Allans Mörder stellen, mein Lieber.«
    Phil strahlte.
    »Hier raus? Das finde ich himmlisch. Ich kann den verdammten Geruch von Äther und Chloroform nicht leiden!«
    »Ich auch nicht«, brummte ich noch, dann fielen mir die Augen zu.
    ***
    »He, Jerry, Jerry, wach doch auf! Es ist gleich fünf!« hörte ich Phils eindringliche Stimme gedämpft mahnen.
    Ich machte die Augen auf und brauchte eine Sekunde, bis ich wußte, wo ich war. Auf meinem Nachttisch stand ein Tablett mit Nahrungsmitteln.
    »Weil du zu Mittag geschlafen hast!« erklärte Phil. »Die Schwester sagte, wenn du aufwachst, würdest du sicher Hunger haben. Da außer einer kleinen Blutung in der

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