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0017 - Ich gab ihm eine Chance

0017 - Ich gab ihm eine Chance

Titel: 0017 - Ich gab ihm eine Chance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Werner Höber
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Luftröhre keine inneren Organe bei dir verletzt sind, könntest du ruhig handfeste Sachen essen.«
    »Das ist Musik in meinen Ohren«, brummte ich und unterzog das Tablett einer genauen Inspektion. Es hatte ein paar Schnittchen nach meinem Geschmack. Eins mit rohem Schinken, mit Käse überbacken, und einem Spiegelei verputzte ich sofort. Ein paar ähnliche Sachen rutschten hinterher. Ich spülte sie mit einem sehr schmackhaften Fruchtsaft hinunter, ließ sie einen Augenblick sich setzen und kroch dann aus dem Bett.
    Ich drehte den Türschlüssel innen im Schloß um, .und wir zogen uns an. Um diese Zeit war immer Hochbetrieb im Operationssaal, und die Schwestern und Ärzte hatten genug zu tun, so daß sich keiner bei uns sehen ließ, nach einer Viertelstunde standen wir angezogen vor der Tür.
    Mir war noch ein bißchen flau in den Beinen, aber das würde sich mit der Zeit legen, hoffte ich.
    »Fertig?« fragte Phil.
    Ich schob noch ein Schinkenschnittchen in meinen unersättlichen Rachen, kaute und brummte: »Los!«
    Ich schloß die Tür wieder auf und Öffnete sie einen Spalt breit. Phil hatte sich seinen Hut tief in die Stirn gezogen und peilte im Korridor die Lage. Ich riß einen Zettel aus meinem Notizbuch und schrieb darauf:
    Vielen Dank für alles. Wir müssen leider gehen, weil wir heute abend eine interessante Verabredung haben.
    Phil und Jerry
    Ich legte den Zettel auf das Tablett und folgte Phil hinaus in den Flur, als er winkte, daß die Luft rein sei. Nach dem Motto: Frechheit siegt, marschierten wir aufrecht und mit festen Schritten durch die Korridore, am Pförtner vorbei, den wir mit freundlich gezogenem Hut grüßten, und hinaus auf die Straße.
    Zum Glück gab es in der Nähe einen Yellow-Cab-Stand, und wir hauten uns dort in ein Taxi.
    »Wohin?« fragte Phil.
    »Zuerst nach Hause umziehen. Dann treffen wir uns bei Allans Frau. Es ist jetzt kurz nach fünf. Machen wir gleich sechs Uhr fest. Du kennst doch die Adresse von Allans Frau? Ja? Gut. Dann soll er mich erst zu Hause absetzen und dann dich. Du kannst dich ein bißchen besser bewegen als ich. Da brauchst du nicht soviel Zeit zum Umziehen.«
    »Okay«, nickte Phil und nannte dem Fahrer meine Adresse.
    »Übrigens empfehle ich dir, genug Patronen für deine Kanone einzustecken«, raunte ich ihm zu, damit es der Fahrer nicht hören konnte. »Da der Mann aus unseren Reihen ist, wird er ein guter Schütze sein.«
    Phil nickte schweigend. Sein Gesicht war ernst.
    »Bist du eigentlich schon auf den richtigen Gedanken gekommen, wegen der mysteriösen Patrone, mit der Allan umgelegt wurde?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein. Das ist das einzige Ding, wovon ich noch nicht die leiseste Ahnung habe.«
    Eine gute Stunde später wußte ich es.
    ***
    Es war ein paar Minuten vor sechs, als ich in einem dunkelgrünen Anzug, der meinen völlig demolierten schwarzen Gesellschaftsanzug ersetzen mußte, am vereinbarten Treffpunkt aus einem Taxi stieg. Phil kam hinter einer Anschlagtafel hervor und fragte: »Wollen wir gleich hinauf?«
    »Ja natürlich. Warum?«
    Er sah mich kurz an. »Steve Colling ist bei ihr.«
    Ich pfiff durch die Zähne.
    »Interessant, nicht? Am Samstag wird Allan ermordet, und seither reißen Collings Beileidsbesuche bei der Witwe gar nicht mehr ab. Sehr interessant. Na, gehen wir.«
    Allan hatte mit seiner Frau in einem der großen Mietblocks gewohnt, in denen hundert und mehr Parteien bequem untergebracht werden können, weil die Buden mindestens vierzig Stockwerke mit mindestens vier Wohnungen pro Etage enthalten. Unten in der Halle verrät eine riesige Tafel, wo man wen zu suchen hat. Allan Chester stand in der Rubrik einundzwanzigstes Stockwerk. Wir nahmen den Schnellaufzug, der nur alle zehn Etagen hält, und wechselten beim zweiten Halten in den langsameren Lift, der Stock für Stock anhält. Wir hatten schnell die richtige Tür gefunden und drückten auf den blankgeputzten Messingknopf. Wir hörten das melodische Surren der Klingel bis in den Korridor. Die Türen konnten also nicht besonders stark sein.
    Steve machte uns auf.
    »Hallo, Jerry! Hallo, Phil!« stammelte er reichlich verdattert.
    Ich trat gleich ein, und Phil kam hinter mir her.
    »Hallo, Steve«, sagte ich. »Was für eine Überraschung! Wußtest du also, daß Allan verheiratet war?«
    Er sah uns betreten an.
    »Ja, sicher. Ich wußte es«, brachte er nach einer Weile hervor, wobei er vermied, uns anzusehen.
    »Hättest uns ja einen Tip geben können, nicht?«

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