0017 - Planet der sterbenden Sonne
Rhodan eintrat, stand Lloyd in der Mitte des Zeltraumes.
„Wie geht es?“ fragte Rhodan.
„Oh, danke“, antwortete Lloyd. „Mittlerweile wieder gut.“ Rhodan setzte sich auf die Kante des Feldbettes.
„Wie sind Sie auf diese blödsinnige Idee gekommen?“ Lloyd zuckte mit den. Schultern.
„Ich hatte den Eindruck, ich könnte eine Menge mehr für die Sache tun, wenn man mich allein ließ. Also nahm ich mir einen Wagen und flog davon.“
„Beinahe wären Sie weitergeflogen, als Ihnen recht sein könnte“, spottete Rhodan.
Lloyd wandte sich ein wenig zur Seite und spazierte durch das Zelt.
„Allerdings. Aber noch ist ja alles gutgegangen.“
„Hören Sie zu, Lloyd!“ begann Rhodan ernst. „Wir wollen folgende Sache ein für allemal zwischen uns klären. - He, was tun Sie da? Hören Sie überhaupt zu?“ Lloyd war weiterspaziert. Jetzt stand er am anderen Ende des Zeltraumes, Rhodan den Rücken zugekehrt, und die Lampe, die in Rhodans Nähe stand, beleuchtete ihn kaum noch.
Nur seinen Hinterkopf.
Rhodan stutzte. Etwas fiel ihm auf!
Und dann war plötzlich keine Zeit mehr zum Nachdenken. Im selben Augenblick, in dem Rhodan mit einem kräftigen Satz vom Bett auf und hinter die Deckung eines Tisches sprang, fuhr Fellmer Lloyd herum.
Er hielt, einen Thermo-Blaster in der Hand, und der nadelfeine Strahl erfaßte mit erstaunlicher Genauigkeit die Stelle des Feldbettes, auf der Rhodan eine Zehntelsekunde zuvor noch gesessen hatte.
Der Tisch, hinter dem Rhodan Schutz gesucht hatte, wurde polternd nach vorne geworfen. Neben der Tischplatte hervor schoß Rhodan, und er ging dabei kein Risiko mehr ein. Der leuchtende Strähl seiner Impulswaffe erfaßte Lloyd mitten auf der Brust. Es gelang Lloyd, seinen Arm noch einmal zu heben, aber zum Abdrücken kam er nicht mehr. Polternd stürzte er zu Boden.
Rhodan wartete eine Weile, bevor er hinter dem Tisch hervorkam. Dann stieg er über den Toten hinweg, verließ das Zelt und rief nach der Wache. Einer von Tanners Leuten vertrat die Stelle eines Arztes. Er war Sanitäter gewesen, bevor er sich Rhodan anschloß, und verstand eine Menge von den Dingen, die nicht allzu kompliziert waren.
„Untersuchen Sie ihn!“ befahl Rhodan.
Mittlerweile war das Lager auf den Beinen. Die Leute redeten nicht viel. Der Schreck darüber, daß einer der eigenen Männer es gewagt hatte, auf den Chef zu schießen, saß ihnen ziemlich tief in den Gliedern. Rhodan und Deringhouse waren dabei, als der Sanitäter den Toten untersuchte.
„Sie haben ihm eine Spritze gegeben, nicht währ?“ fragte Rhodan.
„Eine?“ antwortete der Sanitäter. „Er war so fertig, daß er fünf brauchte, bis er wenigstens wußte, wie er hieß.“
Er entkleidete Lloyds Körper und legte ihn auf einen langen schmalen Tisch.
„Schneiden Sie ihn auseinander!“ befahl Rhodan.
Der Sanitäter fuhr herum.
„Wie? Was... das kann ich nicht!“
„Tun Sie, was, ich Ihnen befehle!“ Der Sanitäter schluckte. „Ja... jawohl, Sir!“ Deringhouse starrte Rhodan von der Seite her an.
„Erwarten Sie irgend etwas Besonderes, Sir?“ Rhodan nickte.
„Haben Sie sich Lloyd einmal von hinten betrachtet?“ fragte er.
Deringhouse wußte mit der Frage nichts anzufangen. „Nein“, .antwortete er zögernd.
„Das ist schade. Lloyd. hatte auf dem Hinterkopf eine kahle Stelle - so groß wie ein Halb-Dollar-Stück. Es war ziemlich seltsam, weil er auf dem übrigen Schädel ziemlich dichten Haarwuchs hatte.“ Deringhouse kniff die Augen zusammen.
„Ja ... und?“ Rhodan deutete auf die Leiche.
„Dieser Lloyd hat keine kahle Stelle. Er hat Haare auf dem ganzen Kopf!“
Der Sanitäter hatte zu arbeiten angefangen. Rhodan hatte noch niemals ein blasseres Gesicht gesehen als seines.
„Was haben Sie?“
„Kein... Blut, Sir“, würgte der Mann. „Kein einziger Tropfen!“ Rhodan stellte sich vor den Tisch und nahm das amputierte Bein hoch. Im Querschnitt sah es gar nicht mehr wie ein Bein aus. Ein etwa fünf Zentimeter dicker Kreis hautähnlicher Plastikmasse umhüllte einen Knochen, dessen Schnittstelle im Licht der Lampe glänzte.
„Metall!“ stöhnte Deringhouse.
Rhodan nickte.
„Dieses Biest ist ein vollendeter Robot.“
4.
Daraufhin war niemand mehr darüber im Zweifel gewesen, daß dem richtigen Fellmer Lloyd etwas außerordentlich Widerwärtiges zugestoßen sein müsse und daß er längst nicht mehr am Leben sei.
Jemand hatte ihn gefangen und ihn dazu benutzt, nach seinem Aussehen
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