Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0017 - Wolfsnacht

0017 - Wolfsnacht

Titel: 0017 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kubiak
Vom Netzwerk:
beherrscht.
    Der Mann war nicht älter als dreißig. Er trug eine schwarze Hose, dazu eine weiße Jacke, wie sie alle Kellner im Hotel trugen.
    Ein letzter Teil ihres eigenen Willens regte sich in Nicole.
    »Wer sind Sie? Was suchen Sie in dem Zimmer hier?«
    Der Mann lächelte bösartig. »Warum stellen Sie Fragen, von denen Sie wissen, daß sie sowieso nicht beantwortet werden? Sie sind in meiner Gewalt. Der Gesandte des Höllenfürsten wird stolz sein auf mich, seinen Diener. Jetzt frage ich Sie. Wer ist dieser Professor Zamorra? Was hat er hier zu suchen?«
    Nicole machte eine heftige Bewegung. Dabei prallte ihr Ellbogen gegen die rechte Schulter des Mannes. Er reagierte zu spät, um diesem Stoß aus dem Wege zu gehen.
    Schmerzhaft verzog er sein Gesicht. Kleine Schweißperlen traten auf seine Stirn. Stöhnend hielt er sich die Schulter. Der letzte Rest eigenen Bewußtseins ließ Nicole so etwas wie Verblüffung empfinden. So kräftig war der Stoß gar nicht gewesen.
    »Tun Sie das nie wieder. Sonst haben Sie Ihr Leben sofort verwirkt. Und jetzt antworten Sie!«
    Nicole schluckte. Dann berichtete sie. Von dem geplanten Urlaub, von der Fahrt, von dem fremden Sportwagen am Straßenrand und von dem Mädchen, das sie mit ihrem Chef in der Nacht zum Arzt gebracht hatte.
    Als sie von dem Mädchen sprach, wurde der Mann von einer seltsamen Unruhe erfaßt. Seine Lippen spannten sich und gaben Raubtierzähne frei.
    »Weiter«, keuchte er heiser.
    Nicole kroch eine Gänsehaut über den Rücken. Und sie fuhr fort:
    »Das Mädchen liegt jetzt bei dem Arzt. Der Professor und ich werden noch so lange hierbleiben, bis sie wieder gesund ist. Dann werden wir unsere Reise fortsetzen.«
    »Gut. Daß sie bei dem Arzt liegt, ist gut. Das macht alles einfacher. Und Sie werden den Professor überreden, sofort zu fahren. Denn das hier geht ihn nichts an. Außerdem würde er uns sicher stören, denn sein Ruf ist bis hierher gedrungen. Man nennt ihn auch den Meister des Übersinnlichen. Bis jetzt ist er noch immer davongekommen, hier allerdings wird es ihm nicht gelingen. Wenn ihm sein Leben lieb ist, soll er fahren. Und Sie werden die Botschaft überbringen.«
    Wieder begannen seine Augen mit kaltem Glanz zu brennen. Er streckte seine Hände aus und spreizte die Finger. Seine Lippen murmelten unverständliche Worte und Sätze.
    Nicole konnte sich nicht mehr rühren. Machtlos mußte sie zusehen und erleben, wie der Mann mit den Fingern ihre Stirn berührte. Ein unsichtbarer Lavastrom durchpulste ihren Körper. Doch sie empfand keine Angst, ja, es war ein angenehmes Gefühl.
    Die Stimme des Mannes erklang und füllte sie ganz aus.
    »Du wirst alles vergessen, was du erlebt hast. Du wirst nur meine Befehle ausführen. Überzeuge den Professor, daß er sofort abfahren muß. Wiederhole!«
    Mit träger Stimme murmelte Nicole die Anweisung des geheimnisvollen jungen Mannes. Dieser nickte zufrieden.
    »Ich werde jetzt den Raum verlassen. Sie werden mir nicht folgen. Sie werden jetzt einschlafen und in einer halben Stunde aufwachen. Dann werden Sie alles vergessen haben.«
    Sein Blick schien Nicole zu durchbohren. Er brannte sich in ihrem Kopf fest. Als würden Schmerzen sie quälen, schloß sie die Augen.
    Ihr Atem ging ruhiger. Der Kopf sank zurück. Sie entspannte sich.
    Der junge Mann überzeugte sich noch einmal davon, daß sie fest eingeschlafen war, dann stahl er sich aus dem Zimmer. Ohne daß jemand ihn bemerkte, entfernte er sich über den Gang und eilte lautlos die Treppe hinunter.
    Eine halbe Stunde später wachte Nicole auf. Verwirrt blickte sie sich um. Wie kam sie denn in diesen Raum?
    Die Umgebung war ihr fremd. Sie erblickte auf dem Tisch die leere Schatulle, die mit rotem Samt ausgeschlagen war. Kopfschüttelnd klappte sie sie zu und steckte sie in die Reisetasche Professor Zamorras.
    Dann wandte sie sich zur Tür und trat auf den Gang. Ihr kam es vor, als würde sie durch ein Meer von engen Gassen und Winkeln irren, ohne ein Ende zu finden. Vage erinnerte sie sich, daß sie frühstücken wollte. Wie eine Nachtwandlerin begab sie sich in den Speisesaal.
    An der Rezeption blieb sie stehen, weil ihr noch etwas eingefallen war. Bill Fleming! Ihn sollte sie doch noch anrufen.
    Sie ließ sich mit dem Hotel auf der Via Veneto in Rom verbinden.
    Dann fragte sie nach Bill Fleming.
    Es dauerte eine knappe Minute, dann hörte sie seine Stimme.
    »Hallo, Bill. Wir sind hier in Limone am Gardasee. Der Professor hat eine Verunglückte auf der

Weitere Kostenlose Bücher