0018 - Die Hexenmühle
keine leichte Beute für die Untote sein. Sie hatte dem Mädchen die Fessel abgenommen. Hielt es mit der rechten Hand am Gelenk fest und zog es jetzt weiter.
Sie schritten auf den Bach zu. Ihr Ziel war die kleine Brücke, die das Gewässer überspannte.
Ich löste mich aus meiner Deckung. Keine der Frauen schaute in meine Richtung.
Geduckt huschte ich durch das Gras. Näherte mich der Brücke von der anderen Seite des Bachbettes her und preßte mich dann flach auf den Boden.
Ich vernahm bereits Elenas Stimme. »Keiner ist hier«, sagte sie kichernd. »Nicht dein Freund und auch nicht dieser Sinclair. Sie alle haben Angst. Wir beide werden uns prächtig verstehen.«
»Was – was haben Sie mit mir vor?« schluchzte Kitty.
»Kannst du dir das nicht denken?«
Ich warf einen vorsichtigen Blick um den Brückenpfeiler, konnte die beiden Frauen sehen.
Sie standen bereits mitten auf der Brücke.
»Keiner ist da«, sagte Elena abermals triumphierend und schob Kitty weiter.
»Du irrst«, sagte ich und sprang im nächsten Moment aus meiner Deckung…
***
»Sinclair!«
Elena heulte meinen Namen regelrecht hervor. In diesem einzigen Wort schwang all der Haß mit, den sie für mich empfand. Ich ließ sie nicht zur Besinnung kommen. Blitzschnell sprang ich vor, packte die überraschte Kitty, riß sie der Untoten aus den Klauen und schleuderte sie hinter mich.
Elena hatte sie vor Schreck losgelassen. Jetzt aber sah sie den Eichenpflock in meiner Hand.
Grenzenlose Angst zeichnete auf einmal ihr Gesicht.
Und dann floh sie. Sie warf sich auf dem Absatz herum und hetzte auf die Mühle zu.
»Suko!«
Meine Stimme hallte durch die Stille. Sekunden später schon tauchte der Chinese wie ein rächender Geist auf und schnitt Elena den Weg ab. Sie saß in der Klemme.
Vor ihr Suko, und ich hing ihr im Nacken.
Breitbeinig stand mein Freund da. Ein hartes Grinsen kerbte sein Gesicht. »Du entkommst uns nicht!« zischte er.
Da griff Elena zum letzten Mittel.
Ehe ich sie erreichte, begann sie mit ihrer Metamorphose. Sie wurde zur Fledermaus!
Riesige Schwingen wuchsen an Stelle der Arme, der Kopf veränderte sich, die Beine verwandelten sich zu Klauen.
Sie breitete die Schwingen aus.
Ich federte mich ab.
Und auch Suko rannte.
Aus den Augenwinkeln sah ich ihn zum Mühlenflügel hetzen. Mit einem gewaltigen Sprung schnellte er in die Höhe, konnte den untersten Flügel packen und hängte sich mit seinem gesamten Gewicht daran.
Die riesigen Flügel gerieten in Bewegung, drehten sich nach rechts. Und zwar so weit, bis ein gewaltiges Kreuz entstanden war. Dann sprang Suko zu Boden.
Doch Suko war noch nicht fertig. Plötzlich hielt er ein Zündholz in der Hand. Das Material – pulvertrocken – wurde von den Flammen sofort erfaßt. Innerhalb weniger Sekunden schoß die erste Feuerlohe hoch, erreichte bald den zweiten Mühlenflügel, den dritten – den vierten…
Hoch loderten die Flammen und bildeten ein brennendes Kreuz!
Es war ein gewaltiger, aber auch schauriger Anblick. Das brennende Kreuz mußte meilenweit zu sehen sein.
Ich war gegen Elena geprallt, holte mit dem Eichenpflock aus, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Ich traf nur die Schwingen.
Dann hackte sie mit ihren Zähnen nach mir, fauchte und schrie. Ich mußte mich in Deckung rollen. So hatte die Fledermaus Zeit, ihre Schwingen auszubreiten und in die Höhe zu steigen.
Doch der Anblick des brennenden Kreuzes traf sie mit voller Wucht. Ihre Kräfte erlahmten. Sie schaffte es nicht mehr, sich in die Höhe zu schwingen, fiel dem Boden entgegen.
Und dort stand ich.
Mit meinem Eichenpflock!
Elena lief mir genau in den Stoß. Wuchtig drang ihr das Eichenholz mitten ins Herz. Ein grünschwarzer Strahl schoß aus der Wunde. Gleichzeitig stieß Elena einen gellenden Todesschrei aus.
Ich wandte mich ab. Oft schon hatte ich Vampire sterben sehen. Suko lief mir entgegen. Seine Augen leuchteten. »Geschafft?« rief er und drückte mir die Hand.
»Ja«, erwiderte ich. »Myxin, der Magier, hat sich diesmal geirrt!«
***
Wir brachten Kitty zurück ins Dorf.
Sämtliche Bewohner standen auf der Straße. Alle hatten sie das brennende Kreuz gesehen. Paddy – inzwischen aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht – hatte sich vor dem Dorf von uns getrennt.
»Ich gehe woanders hin«, sagte er.
Wir ließen ihn gehen, nachdem ich mich noch einmal bei ihm bedankt hatte.
Langsam schritten wir über die Hauptstraße von Bullstone. Die Menschen senkten die Köpfe.
Plötzlich
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