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0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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wie ein grimmiges Knirschen vor.
    Wie das grimmige Knirschen von Zähnen, die an seine Adern wollten.
    Der Leutnant fuhr, als wären ihm vier weibliche Teufel auf den Fersen.
    ***
    Nicole Duval legte ihr rechtes hübsches Bein über das genauso schöne linke und sah aus dem Fenster. Berge kamen in Sicht. Wie graue Kolosse hoben sie sich aus der morgendlichen Dämmerung.
    Schon konnte man den heraufkommenden Tag ahnen. Aber das schöne junge Mädchen hatte keinen Sinn für Natur und Umwelt.
    Außer ihrer nächsten Umwelt natürlich. Und die hieß Professor Zamorra.
    Vor etwa einer Stunde war er im Sitz neben ihr aufgewacht, hatte aber gleich darauf die Augen wieder geschlossen.
    Nicole wußte, daß er nicht schlief. Und er verstellte sich auch nicht. Er wollte gar nicht vorgeben, zu schlafen. Nicole sah, wie seine rechte Hand das geheimnisvolle Amulett hielt, an dessen magische Kraft sie anfangs so wenig geglaubt hatte wie an die übernatürlichen Begabungen des Professors selbst.
    Die Finger seiner Hand bewegten das Amulett. Wie mechanisch.
    Und doch sah es so aus, als würde das Amulett aus eigener Kraft rotieren und der Hand des Professors seine Bewegungen aufzwingen.
    Seltsam, dachte die bildhübsche Sekretärin des Mannes, den sie inzwischen immer mehr bewunderte.
    Er war von einer sagenhaften Ruhe. Und diese Ruhe erlaubte ihm seine ans Unwahrscheinliche grenzende Konzentration. Seit ihren ersten Tagen im Dienst des Professors hatte sie viele Gelegenheiten bekommen, diese eiserne Konzentration auf Gegenwart und Vergangenheit zu bewundern.
    Daß der Professor gerade einen Spaziergang in der Vergangenheit unternahm, ahnte die junge Frau nur. Was in ihrem Chef vorging, hätte sie nur beschreiben können, wenn sie diese Antenne für die übernatürlichen Kräfte in der Welt selbst besessen hätte.
    So konnte sie nur vage ahnen, was im Professor vorging. Sein schlafähnlicher Zustand war nur das Zeichen dieser äußersten Konzentration.
    Um so mehr war sie erstaunt, als sie plötzlich seine Stimme vernahm.
    »Sind Sie wach, Nicole?«
    Er fragte das, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ja, Professor«, antwortete Nicole Duval.
    »Dann schreiben Sie bitte etwas auf«, bat der Professor.
    Schnell langte das Mädchen Schreibblock und Kugelschreiber aus ihrer Handtasche und wartete auf weitere Angaben.
    »Es ist ein Name«, fuhr Zamorra fort. »Es muß ein ›i‹ darin vorkommen. Ich weiß noch nicht, in welcher Silbe. Vielleicht fehlt mir sogar eine Silbe. Schreiben Sie zwei Namen auf, vorläufig.«
    »Ich bin soweit«, sagte die Sekretärin.
    »K, a, r«, diktierte der Professor. »Und dann kommt g, o, s.«
    »Kargos?« fragte Nicole zurück.
    Der Professor hatte die Augen noch immer geschlossen. Nicole spürte die Kraft, die zu seiner absoluten Konzentration nötig war. In einer solchen Situation durfte sie ihn nicht mit Fragen behelligen.
    Jede kleine Ablenkung konnte dazu führen, die Kraft jenes geheimnisvollen Mediums zu unterbrechen, zu dem das Amulett ihm geworden war.
    Nicole Duval versuchte herauszufinden, was den Professor bewegte, ohne ihm lästige Fragen zu stellen.
    Zamorra hatte doch von einem Grab gesprochen. Von einer Frau.
    Und von Blut. Es konnte sein, daß die Buchstaben etwas mit dem Namen des Opfers zu tun hatten.
    Sie war wie vom Donner gerührt, als der Professor ihr auf diese stumme Frage plötzlich eine Antwort gab.
    »Nicht des Opfers, Nicole«, sagte er, »es ist die Stimme des Täters, die ich höre. Oder besser gesagt, der Täterin. Der Name ist griechisch, aber die Gegend der Tat liegt weit in Vorderasien.«
    »Ja, Professor«, sagte Nicole mechanisch, als habe sie soeben erst verstanden, daß zwei mal zwei die Summe vier ergibt.
    Was sie nicht verstand, war der Umstand, wie der Professor auch nur auf die kleinste Spur des Verbrechens kommen konnte. So weit vom Ort des Geschehens weg. So weit weg von der Möglichkeit überhaupt, irgendeine Verbindung herzustellen.
    Einmal hatte Professor Zamorra versucht, Nicole die Zusammenhänge des mediumhaften Denkens zu erklären. Er hatte es mit sehr einfachen und verständlichen Worten getan. Aber dennoch hatte sie nur einen Bruchteil von alledem verstanden.
    Was sie sich zusammenreimen konnte, war nur soviel: Die meisten Menschen glauben, daß zum Beispiel nach dem Tod das Leben eines irdischen Wesens aufhört. Aber das Gegenteil war der Fall.
    Auch Asche ist nichts Totes. Asche ist ein Bestandteil der Erde, wie Fleisch und Blut des Menschen es sind.
    Und

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