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0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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nicht viel von dieser für seine Ohren fremden Ansprache.
    Er verstand nur etwas von einem Vater und vier Töchtern. Er bekam die Namen Kamal Haddur und Chattusa mit.
    Und er verstand die Namen der vier Mädchen.
    Ana und Clea. Irina und Hiara.
    Er prägte sich die Namen fest ins Gedächtnis ein. Er würde sie bald gebrauchen können.
    Dann holte er eine Zehndollarnote aus der Tasche und gab sie der Alten. Die Frau sah das Geld und fiel vor ihm nieder. Sie mußte glauben, daß der alte Gott Krösus zu ihr herabgestiegen war.
    ***
    Leutnant Achmud Haddur traf sich wie verabredet mit drei seiner Beamten vor dem Tor des Friedhofs.
    Die Regengüsse der letzten Nacht hatten ihre deutlichen Spuren überall hinterlassen. Der Friedhof vor ihnen wirkte gespenstisch.
    Der Boden war mit abgebrochenen Ästen und entwurzelten Bäumen übersät. Die abfließenden Wassermengen hatten tiefe Rillen in den lehmigen Boden gegraben. Und die Gräber waren zum größten Teil verwüstet. Grabsteine waren umgelegt worden wie leichte Pappschachteln.
    Die Luft war schwer und feucht. Die Männer fröstelten, als sie sich in Richtung des Haddurschen Familiengrabes aufmachten.
    Sie wußten auf den ersten Blick, daß sie hier niemals Spuren der Lamias finden würden.
    Die Gräber waren wieder zugeschüttet, kleine Grabhügel waren neu errichtet worden, als hätten niemals vier blutgierige Hexenweiber ihr Unwesen getrieben.
    Leutnant Haddur und seine Leute standen vor einem Rätsel. Der Boden war so weich, daß selbst die Fußspuren des leichtesten Kindes sich abzeichnen würden. Und hier sollten vier Frauen gegangen sein, die zudem noch ihre Opfer als zusätzliche Last mit sich fortgeschleppt hatten?
    Der Leutnant beugte sich an der Stelle nieder, wo er seinen Sohn auf der Bank gesehen hatte. Nichts. Nicht der kleinste Abdruck eines Fußes oder eines Schuhs. Nicht der geringste Hinweis, daß hier eine Gewalttat geschehen war.
    Haddur zuckte mit den Schultern. Er konnte das alles nicht begreifen. Aber er wollte Gewißheit haben. Beim Friedhofswärter bat er sich ein paar Schaufeln aus, um nach dem Rechten zu sehen. Er wollte wissen, ob die Leichen der Männer von den Lamias zurückgebracht worden waren.
    Hastig ließ er die Gräber seines Sohnes und der beiden Brüder öffnen. Er nahm selbst eine Schaufel und half beim Graben, obwohl er es sonst für unter seiner Würde hielt, selbst Hand anzulegen.
    Aber hier war Eile geboten. Hier war er einem Verbrechen auf der Spur, das so schnell wie möglich geklärt werden mußte.
    Die drei Särge lagen in ihren Versenkungen. Haddur ließ je einen seiner Männer in die Gruben einsteigen und die Deckel öffnen.
    Die Särge waren leer!
    Die offenen Särge gähnten ihnen wie höhnisch entgegen. Als wollten sie sagen: Seht nur richtig hin! Es gibt andere Kräfte zwischen Himmel und Erde, als eure kleinen Geister sich vorstellen können.
    Mit der gleichen Eile, wie die Gruben ausgehoben worden waren, ließ Leutnant Haddur die Gräber wieder zuschaufeln. Und diesmal half er seinen Beamten nicht dabei.
    Er dachte nach und überlegte, wo er bei seinen Untersuchungen ansetzen sollte.
    Und er kam zu dem Schluß, daß er in diesem Fall mehr Glück nötig haben würde als in seiner ganzen bisherigen Laufbahn.
    Er war sicher, daß er tagsüber niemals auf eine Spur der Lamias stoßen würde. Und wo sollte er nach ihnen suchen? Wo hatten sie ihre Opfer versteckt?
    Dann kam die nächste bange Frage: Was würden die Lamias als nächstes anstellen? Wer würde ihr nächstes Opfer sein?
    Vielleicht er, der Leutnant, selbst?
    Eine Frage konnte Achmud Haddur sich jedenfalls selbst beantworten. Es würden nur Menschen in Gefahr sein, die wie er auf den Namen Haddur hörten.
    Also mußte er zunächst diese Personen warnen.
    Wer lebte noch von seiner Familie? Die beiden Brüder und der junge Achmud waren tot. Tot und aus ihren Gräbern geraubt.
    Aber wen gab es sonst noch?
    Da war sein dritter Bruder, den es nicht wie den anderen zum Polizeidienst gezogen hatte. Der einzige noch am Leben weilende Bruder wohnte nur ein paar Kilometer von der Stadt entfernt.
    Den würde einer seiner Beamten warnen können. Haddur schickte sofort einen los. Aber der kehrte nach einer Minute schon zurück und bat um einen zweiten Mann, der ihn begleiten sollte.
    Haddur wollte zornig auffahren, aber dann besann er sich. Wenn er ehrlich vor sich selbst sein wollte, mußte er zugestehen, daß das Geschehen auf dem Friedhof zu unheimlich war. In dieser

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