Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
überkam sie eine unheimliche Angst. Sie trieb ihren Vater an, sofort mit ihr zur Polizei zu fahren.
    »Nach dem Frühstück«, bremste der Professor ihren Eifer. »Ich habe schon auf das Abendessen verzichtet, aber mein Frühstück will ich haben. Also, mach schnell ein paar Sandwiches zurecht, und ich setze inzwischen das Wasser für einen kräftigen Tee auf. Der wird uns beiden guttun.«
    »Meinetwegen«, brummte Pamela. Ihre Ruhe war vollkommen dahin. Hastig aß sie einige Bissen, trank einen Schluck von dem heißen, belebenden Tee, dann saß sie schon im Wagen.
    Ihr Vater lenkte den Landrover hinein in die Stadtmitte. Es war nicht schwer, nach der Polizeipräfektur zu fragen. Das Wort Polizei ist so international geworden, daß es auch ein Türke versteht, wenn jemand das Wort englisch ausspricht.
    Aber für den Leutnant Achmud Haddur war der Besuch von weiteren Fremden einfach zuviel.
    Schon in der frühesten Morgenstunde waren Professor Zamorra und Nicole Duval bei ihm erschienen. Er hatte ihnen, so gut er konnte, die Hintergründe über das Verschwinden von toten und lebenden Verwandten genannt. Seit der aufregenden Szene bei seiner Schwester und der halsbrecherischen Flucht auf seinem Fahrrad war er ein gebrochener Mann. Er war um Jahre gealtert.
    Und nun tauchte auch noch dieser Engländer mit seiner Tochter auf. Und schon wieder ein Professor! Dieser Franzose sprach so wenig Türkisch, daß man ihm schon nichts Vernünftiges beibringen konnte. Die Kleine, die er da bei sich hatte, sah ja überaus appetitlich aus. Aber das half ihm jetzt auch nicht weiter.
    Und nun noch ein englischer Professor dazu, der ihm eröffnete, daß über Nacht sein Assistent verschwunden war.
    Achmud Haddur war einem Tobsuchtsanfall nahe.
    Da lenkte Professor Zamorra ein. Er stellte sich und Nicole Duval dem Engländer und seiner Tochter vor, und bald war das Eis gebrochen. Der Polizeileutnant verfolgte das Gespräch der beiden Gelehrten, von dem er zwar nur wenige Worte verstand, denn sein Englisch war seit der Schulzeit so verschüttet wie die alte Stadt Chattusa selbst.
    Es bildeten sich zwei Gesprächsgruppen. Zamorra sprach mit Professor Rixby, und Nicole nahm sich der verängstigten und verstörten Pamela an.
    »Sie lieben ihn?« fragte sie kurzerhand.
    »Wen?« fragte die erstaunte Pamela zurück.
    »Den Assistenten Ihres Vaters?«
    Pamela nickte stumm und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Wo haben Sie ihn denn zuletzt gesehen?« wollte Nicole wissen.
    »Oben, an der alten Stadtmauer. Wir haben zwei Frauen beobachtet, die eine dritte Frau als Opfer weggetragen haben. Er hat es für die Zugabe für irgendein Volksfest gehalten. Ich habe ihn gewarnt, aber er wollte nicht auf mich hören.«
    »Beruhigen Sie sich doch, Pamela«, sagte Nicole. »Wir haben ja immerhin einen Anhaltspunkt dafür, wohin er gegangen ist. Wenn Sie wollen, werden wir ihn gemeinsam suchen. Irgendwo muß er diese Lamias aufgestöbert haben. Vielleicht haben sie ihn überrascht und halten ihn gefangen. Aber trösten Sie sich. Lamias töten ihre Opfer nicht sogleich. Sie lassen sich lange Zeit damit.«
    Nicole verschwieg der weinenden Pamela vorerst geflissentlich, was diese blutgierigen Hexen in der Zwischenzeit mit ihren Opfern trieben. Sie wußte nur, was aus der Unterhaltung zwischen Achmud Haddur und Professor Zamorra zu erfahren gewesen war. Aber auch das war zuviel, um diesem jungen verstörten Mädchen erzählt zu werden.
    Pamela wäre am liebsten sofort losgezogen, um Ted Larryfair zu suchen.
    Da erzählte Nicole ihr in kurzen Worten, daß die gefürchteten Lamias noch andere Opfer in ihrer Gewalt hatten. Und daß sie tagsüber nie zu fangen wären. Nur in der Dämmerung und in der Nacht konnte man diese unheimlichen Wesen entdecken.
    Die beiden Mädchen wurden innerhalb von zehn Minuten zu Freundinnen. Nicole versprach Pamela, am Abend zu dem Platz zu kommen, wo sie den Landrover parken würden.
    »Wird es Ihr Professor denn erlauben?« fragte Pamela ängstlich.
    »Ich bin erwachsen und frage ihn nicht«, gab die hübsche Nicole Duval zur Antwort. »Ich werde vielleicht am Nachmittag eine Stunde schlafen können. Aber die Nacht in unserem dunklen Hotel war mir unheimlich. Ich bin froh, daß ich da weg kann.«
    Inzwischen hatten Professor Zamorra und Steve Rixby versucht, den Leutnant zu bewegen, ihnen einen Polizeitrupp zur Verfügung zu stellen. Aber dieser machte eine grausame Bestandsaufnahme.
    Sein Sohn war in der Gewalt der

Weitere Kostenlose Bücher