Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0018 - Die Hexenschwestern

0018 - Die Hexenschwestern

Titel: 0018 - Die Hexenschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
Vom Netzwerk:
studiere lieber das Leben fremder Völker als ihre zerfallenen Städte. Legt euch ruhig schlafen. Ich bin gleich wieder da.«
    Mit schnellen Schritten ging er auf die morsche Stadtmauer zu, um die Stelle zu suchen, wo die drei Frauen verschwunden waren. Wie vom Nebel verschluckt, wie vom Inneren der Erde aufgesogen.
    Professor Rixby legte seiner Tochter eine Hand auf die Schulter.
    »Laß ihn, Pamela. Er ist jung. Und die Arbeit ist vielleicht wirklich zu eintönig und nüchtern für ihn. Laß ihm also die Abwechslung. Vielleicht ist es wirklich nur ein harmloser Spaß, den die Leute da treiben.«
    Damit ging er ins Zelt und kroch in seinen Schlafsack.
    Pamela blieb mit ihrer Unruhe allein zurück. Ihr sechster Sinn sagte ihr, daß etwas nicht mit rechten Dingen zuging.
    Aber dann wurde sie von ihrer Müdigkeit überwunden. Die lange, beschwerliche Fahrt hatte sie sehr erschöpft. Sie überhörte sogar ihren knurrenden Magen und vergaß, noch etwas Eßbares zu sich zu nehmen.
    Zehn Minuten später war auch sie eingeschlafen.
    Das war genau in der Minute, als Ted Larryfair die kleine Öffnung in der alten Stadtmauer fand.
    ***
    Der junge Archäologe war sich nicht sicher, ob die Frauen den Weg durch dieses Loch in der Mauer genommen hatten. Schließlich war es zu dunkel, um ihren Weg genau zu verfolgen. Sie hätten genausogut weiter an der Mauer entlanggehen können, um an einer anderen Stelle die Stadt zu betreten.
    Ted versuchte sein Glück und zwängte sich durch die Maueröffnung. Er mußte seine Augen anstrengen, um etwas erkennen zu können. Vor ihm lag ein wüstes, ödes Feld von eingestürzten Mauern. Überall lagen Steine umher. Er wurde sich allmählich bewußt, daß dieser Teil der Stadt nicht zu der neuen Siedlung gehörte. Das mußte ein alter Außenbezirk der historischen Stadt Chattusa sein.
    Ganz in der Ferne erst erkannte er Lichter und die dunklen, schemenhaften Gebilde von Häusern.
    Vorsichtig schritt er über das Geröll und tastete sich langsam voran. Vor jedem Schritt prüfte er mit dem Fuß den Untergrund. Erst dann wagte er, fest aufzutreten.
    Es gab keinen Weg, nicht den schmälsten erkennbaren Pfad.
    Aber da sah er ein Licht vor sich. Und seltsamerweise kam das Licht nicht von einer Fackel oder aus einem Fenster! Nein, der Lichtschein zuckte aus dem Erdboden auf!
    Das mußte er näher überprüfen. Langsam ging er weiter. Er sah sich um. Keine Menschenseele. Also auch keine Gefahr. Niemand, der ihn plötzlich anspringen und überfallen könnte.
    Ted war vollkommen ruhig. Er war sich der Gefahr nicht bewußt, in die er mitten hineinlief.
    Plötzlich war der Lichtschein nicht mehr zu sehen. Ted ging langsam weiter. Zwanzig Meter, fünfzig Meter. Es wurden mehr als hundert Meter daraus.
    Dann blieb er vor Staunen stehen.
    Vor ihm öffnete sich ein gähnender Schacht, in den eine breite steinerne Treppe führte.
    Unglaublich, dachte Ted.
    Der junge Mann konnte jedoch nicht wissen, daß das Unwetter von vorgestern ganze Teile der alten Hethiterstadt unterspült und alte Mauern zum Einstürzen gebracht hatte. Große Teile der oberen Erdschichten waren weggeschwemmt worden, und dadurch war längst Verschüttetes wieder ans Tageslicht getreten.
    Ted ahnte dies alles nur. Aber jetzt erwachte doch der Instinkt des Archäologen in ihm. So kalt und reizlos war dieser Beruf nun doch nicht für ihn!
    Eine Treppe aus blendendweißem Marmor! Himmel, an welche Fundstätte hatte ihn da der Zufall geführt!
    Er mußte der Sache auf den Grund gehen. Denn er war sich außerdem sicher, daß der Lichtschein von vorhin von dieser Treppe gekommen war!
    Die Dunkelheit wurde so undurchdringlich, daß Ted zur Taschenlampe greifen mußte.
    Der schmale Lichtkegel ließ ihn den Verlauf der Treppe deutlich erkennen. Furchtlos machte er sich daran, Stufe für Stufe hinunterzusteigen.
    ***
    Zweimal kurz darauf sollte ihm der Mund offenstehen bleiben.
    Das erstemal vor grenzenlosem Staunen, das zweitemal vor Schreck und Entsetzen.
    Als Ted Larryfair am unteren Ende der Treppe angekommen war, traute er seinen Augen nicht.
    Er hatte mit Trümmern und Schutt gerechnet, mit Staub von vielen Jahrhunderten. Mit Verwesung und kaltem Moder, mit Tod und Vergänglichkeit. Bestenfalls hatte er gehofft, einige brauchbare Überreste aus alten Zeiten zu finden, die Aufschluß über Leben und Kultur eines längst vergangenen Volkes geben könnten.
    Aber das hier übertraf alle Erwartungen. Zumal der schwache Schein der Taschenlampe ihm

Weitere Kostenlose Bücher