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0018 - Ich und die Bande der Halbstarken

0018 - Ich und die Bande der Halbstarken

Titel: 0018 - Ich und die Bande der Halbstarken
Autoren: Ich und die Bande der Halbstarken
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auch mir ein Licht aufgegangen. Ich wußte, daß ich Benny gegenüberstand. Benny war von mir einmal festgenommen worden. Er hatte sich an einem Bandenverbrechen beteiligt, war aber noch mit einem blauen Auge davongekommen, und zwar im doppelten Sinne. Die Strafe war gering für ihn ausgefallen, dafür hatte er sich aber in einer Auseinandersetzung von mir ein flaues Auge geholt. Daran schien er sich jetzt wohl erinnert zu haben. Ich sah, wie sehr er nachdachte. Endlich ging ihm ein Licht auf.
    »Sind Sie nicht Cotton?« fragte er mich, und seine Stimme klang wie rostiges Eisen. »Verdammt will ich sein, wenn Sie nicht Cotton sind.«
    »Was macht denn das Geschäft, Benny?« fragte ich lächelnd. »Seit wann arbeiten Sie denn für Free?«
    »Das geht Sie doch einen Dreck an«, erwiderte Benny ruppig. »Sie haben hier nichts zu suchen, verstehen Sie. Schieben Sie so schnell wie möglich los und lassen Sie sich hier nicht mehr sehen. Einmal haben Sie mich ’reingelegt, ein zweites Mal wird Ihnen das nicht mehr gelingen, darauf können Sie sich verlassen. Ich möchte bloß wissen, was die Greifer jetzt schon hier in der Sporthalle wollen?«
    »Du nimmst den Mund immer noch so voll wie früher«, antwortete ich und drückte meine Zigarette in einem Aschenbecher aus. »Ich würde mir das an deiner Stelle abgewöhnen, Benny.«
    Du wirst früher oder später damit doch wieder Ärger bekommen, oder?
    Er hatte vielleicht vorgehabt, sich an mir zu reiben. Aber sein Denkprozeß ließ ihn zu einem anderen Ergebnis kommen. Er grinste plötzlich und fragte mich sehr höflich, ob ich Free, seinen Chef, sprechen wolle. Das war an und für sich nicht schlecht, wie ich es zuerst sah, aber dann entschied ich mich doch, die Dinge in der Schwebe zu belassen. Es war besser, Free und alle hier im Sportpalast wüßten, daß ich hier aufgetaucht war. Sie sollten sich ihren eigenen Vers daraus machen. Es war immer recht gut, wenn man die Leute im Ungewissen hielt.
    »Nein, nein«, sagte ich. »Free interessiert mich nicht. Ich kam hier nur rein zufällig vorbei und wollte mich mal umschauen. Richten Sie Free aber meine besten Grüße aus, vielleicht kann auch er sich noch an mich erinnern. Es könnte ja sein, daß wir auch schon einmal beruflich miteinander zu tun gehabt haben.«
    Ich tippte an meinen Hut und ging zur Tür. Er machte Anstalten, mir das Weggehen zu verwehren, aber als er mein Gesicht sah, hielt er es für richtig, zur Seite zu treten. Ich öffnete die Tür und betrat wieder den Gang. Als ich über die Betontreppe nach unten schritt, fühlte ich, daß Benny oben am Treppenabsatz stand und mir nachschaute. Ich ignorierte das aber und baute mich irgendwo unten am Seilviereck auf.
    Die beiden Boxer, die ich gesehen hatte, waren bereits anderen Kämpfern gewichen. Es handelte sich jetzt um Leichtgewichte, die wie Wasserflöhe herumhüpften und sich nicht weh taten. Ich hatte den Eindruck, als sähe ich einer gut einstudierten Varietenummer zu. Obwohl mich dieser Kampf wirklich nicht interessierte, ließ ich mich in einen Stuhl fallen und legte die Beine auf einen zweiten. Ich wußte, daß ich meine Angel ausgeworfen hatte, und war gespannt, ob irgendein Fisch anbeißen würde. Vorsichtig schielte ich nach oben zur Treppe, aber Benny war bereits verschwunden. Er informierte jetzt wohl seinen Chef Free.
    Als ich aufstehen wollte, hörte ich hinter mir ein Hüsteln.
    Ich drehte mich herum und stand einem fast zwei Meter großen, breitschultrigen Burschen gegenüber, dessen Gesicht restlos verwüstet war. Schon allein die Nase und die Ohren zeigten an, daß dieser Mann sich wenigstens über zehn Jahre lang in allen Ringen herumgetrieben haben mußte. Seine Augen waren kalt und intelligent. Die Schläge an den Kopf schienen ihm nichts ausgemacht zu haben. Dieser Mann wußte genau was er wollte. Ich ahnte, daß ich es mit Free zu tun hatte.
    »Ich heiße Free«, stellte sich der Zweimeter-Mann vor und grinste mich an. Er hielt es für unnötig, seine Zigarre aus dem Mundwinkel zu nehmen. Er deutete auf einen Stuhl und setzte sich. Mir war es recht, daß Free mir so schnell nachgekommen war. Auch ich setzte mich und rauchte mir eine Zigarette an. Ich hütete mich aber, ein Wort zu sagen. Ich wollte ihn kommen lassen.
    Auch er schien sich so etwas zurechtgelegt zu haben. Er sagte kein Wort, aber er war nervös. Ich merkte es daran, daß er verbissen auf seiner Zigarre herumkaute. Seine Augen suchten die meinen. Er wollte wohl
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