0018 - Ich und die Bande der Halbstarken

nachdem ich mir von dem Pedell verschiedene Adressen hatte geben lassen. Unter dem Eindruck des verabreichten Trinkgeldes war Steff sehr zugänglich und machte keine Schwierigkeiten.
    Da ich nun schon mal unterwegs war, kreuzte ich bei Hyden auf, der gerade sein Büro verlassen wollte. Der Polizeioffizier begrüßte mich erfreut und fragte mich nach Neuigkeiten.
    »Eine verrückte Geschichte«, erwiderte ich, als wir gemeinsam die Treppe nach unten zur Halle hinunterschritten.
    »Es begahn mit einem Mord des ,Droßlers‘, und nun sitze ich mitten in einem anderen Fall.«
    »Ich hab’s schon in den Tagesinformationen gelesen«, erwiderte Hyden. »Scheint sich um Halbstarke zu handeln, auf die Sie gestoßen sind.«
    »Dann war Steve Clamdon auch ein Halbstarker«, erwiderte ich betont.
    »Worauf wollen Sie hinaus?« erkundigte sich Hyden, der nicht ganz bei der Sache zu sein schien.
    »Sie waren schon mal besser auf Draht«, meinte ich lächelnd. »Erinnern Sie sich doch mal an die Nachtaufnahmen im Steinbruch, als ich mir Clamdon ansah. Wenn der ,Droßler‘ diesen Mord auf dem Gewissen hat, will ich einen Besen fressen.«
    »Ach, so meinen Sie das?« sagte Hyden, dem jetzt ein Licht aufging. »Sie glauben, Cotton, daß der Mord von Halbstarken begangen wurde, die die Spuren verwischen wollten?«
    »Für mich gibt’s gar keinen Irrtum mehr«, sagte ich. »Ich habe es mit einer Bande von Halbstarken zu tun. Clamdon wurde ermordet, weil er sich möglicherweise nicht an Befehle dieser Bande gehalten hat. Und Mike Fall sollte getötet werden, weil er Verrat üben wollte. Ich sehe das alles sehr deutlich, Hyden. Sagen Sie, was sagt Ihnen das Stichwort Light-Rock? Mir geht der Name die ganze Zeit über durch den Kopf, aber ich kann damit nichts anfangen.«
    »Light-Rock? Das ist doch der mondäne Badeort am See, oder? Mann, Cotton, da sind doch in der vergangenen Woche Gäste der Spielbank ausgenommen worden. Es handelt sich um einen tollen Raubzug. Wenn ich mich nicht irre, wurden runde 40 000 Dollar erbeutet. Die Täter waren maskiert und schlugen die Gäste in den Anlagen des Kasinos nieder.«
    »Können Sie mir die Akten mal ausleihen?« fragte ich.
    »Sie können sie sich gleich mitnehmen«, erwiderte Hyden. »Aber wieso fragten Sie nach Light-Rock? Steht das in einem Zusammenhang mit Ihren Halbstarken?«
    »Kann ich jetzt noch nicht beurteilen«, erwiderte ich. »Stopp, Hyden, rennen Sie doch nicht weg.«
    »Im Hafen wartet eine Leiche auf mich.«
    »Die kann sich noch für ein paar Minuten gedulden«, antwortete ich. »Kennen Sie die Sporthallen, ja?«
    »Und ob ich die kenne«, war seine Antwort. »Sie sind das Sorgenkind in meinem Bezirk. Was sich dort entwickelt, läßt sich noch nicht abschätzen, aber wir halten ein wachsames Auge darauf.«
    »Über der Sporthalle befindet sich ein Tanzlokal?«
    »Dort ist seit Tagen der Teufel los«, berichtete Hyden. »Rock’n Roll-Musik bis gegen Morgen, durchgedrehte Jungens und verrückt gewordene Mädchen. Der Laden war früher mal in Ordnung, aber seitdem der Besitzer gewechselt hat, geht es drunter und drüber. Meine V-Männer haben bereits festgestellt, daß sich die Gauner dort massenhaft einstellen.«
    ***
    Ich hatte mich von Hyden verabschiedet und besaß auch die Akten, die sich auf den großen Raub in Light-Rock bezogen. Ich hatte vorerst Material genug gesammelt und wollte mir den Kram mal in aller Ruhe in meiner Office ansehen. Ich verbat mir jeden Besuch und studierte erst einmal die Polizeiakte. Aus den Zeugenaussagen der Bestohlenen ging einwandfrei hervor, daß vier maskierte Banditen aufgetreten waren, die mit gezückter Waffe die Brieftaschen gestohlen hatten. Einer der Bestohlenen hatte sich gewehrt und war dabei angeschossen worden. Es waren tatsächlich rund 40 000 Dollar geraubt worden. Die Täter hatten schlagartig gehandelt und sich eine Gruppe von Kasinogästen vorgeknöpft, die gemeinsam den Spielsaal verlassen hatten.
    Ich machte einige Notizen, legte die Akte weg und begann, in den Fotoalben Falls herumzublättern. Ich fand bald die Fotos von den Ferientagen in Light-Rock. Fall hatte die Bilder betextet und als ordentlicher Amateur jedes Foto mit einem technischen Vermerk und mit einem Datum versehen. Ich hatte es also gar nicht schwer, Vergleiche anzustellen.
    Ich stand auf und stellte mich ans Fenster.
    Es konnte natürlich ein dummer Zufall sein, daß Mike Fall zusammen mit seinen Freunden gerade in der Zeit in Light-Rock gewesen war, als