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0019 - Der Unsterbliche

Titel: 0019 - Der Unsterbliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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auf die lohende Sonne zu. Vor zwei Minuten hatte Chefingenieur M. Garand die beiden Hilfskraftwerke zusätzlich anlaufen lassen. In den hochgespannten Schutzschirmen des Schlachtschiffes tobten magnetische Stürme von ungeheurer Wucht. Feinstverteilte Materie begann sich vor dem fast lichtschnellen Raumschiff zu ballen. Seit drei Minuten war die Kugel aus Arkonstahl von einer flammenden Aureole umgeben.
    Die Wega schien sich selbst zerstrahlen zu wollen. Es war schon nicht mehr meßbar, was der Stern in selbstmörderischer Absicht in den Raum schleuderte. Alle Stationen des Schiffes waren voll besetzt. Da keine Gefechtsbereitschaft angeordnet worden war, fungierten die Piloten des Raumjagdverbandes und der acht Beiboote als Doppelposten vor den wichtigsten Geräten.
    Die hohe Gravitation der Wega war bei der Geschwindigkeit der STARDUST nicht mehr spürbar. Wohl aber begann die kosmische Mikromaterie dicht und dichter zu werden. Dazu kamen ausgedehnte Gaswolken, die trotz ihrer sehr geringen Dichte bei dieser hohen Fahrtstufe zur Gefahr wurden.
    Rhodan hatte die verschiedenartigen Abwehrschirme des Schlachtschiffes bis auf den Ionisator-Prallschirm abgeschaltet, dessen höchste energetische Dichte durch Umlenkung der Feldprojektoren genau über dem Vorschiff lag. Die Leistungsreserven der Kraftwerke waren bereits angegriffen worden. Chefingenieur Garand kalkulierte seit dem überhasteten Start nur noch in Grobwerten, die bei einer Million Kilowatt begannen und pro Kraftstation bei annähernd 25 Millionen KW endeten.
    Die führenden Astronauten und Techniker des Superschlachtschiffes waren stumm geworden. In ihren verkrampften Gesichtern schienen nur noch die Augen zu leben, mit denen sie die Meßgeräte förmlich zu sezieren versuchten. Neben Rhodan lief die zweite Endschaltungsstufe des bordeigenen Computers. Die von dem Großrobot zuverlässig ermittelten Enddaten wurden vom Nebenautomaten in der Zentrale optisch und akustisch bekanntgegeben.
    Rhodans Fingerspitzen lagen auf dem noch gesicherten Impulsschalter für die Transitionsauslösung. Der genau errechnete Absprungspunkt lag zirka 123 Millionen Kilometer von der Wega entfernt. Wenn die STARDUST II auf dieser fiktiven Position ankam, mußte der Stern genau 91,3 Grad querab im Grünsektor stehen. Das war der Ausgangspunkt.
    Als der Raumer die Umlaufbahn des ersten Wega-Planeten passierte, bekamen sie den nahezu glutflüssigen Himmelskörper für einige Augenblicke auf die Bildschirme der Telekomtaster. Diese Welt hatte eine mittlere Sonnenentfernung von etwas über 228 Millionen Kilometer.
    Im fernen Heimatsystem war das der ungefähre Wert für den recht kalten Mars. Hier war eine ganze Welt im fast gleichen Mittelabstand eine kochende Hölle, was durch die Größe des Muttergestirns bedingt war. Im Wega-Sektor schien sich alles in enormen Maßstäben abzuspielen.
    Weiter jagte das Schlachtschiff auf seiner Bahn. Als nach einer Lichtminute die schwergepanzerte Kugelhülle zu dröhnen begann, stieß Rhodan ein leises Räuspern aus.
    „Darf ich um ein Glas Tee bitten, Miß Sloane? Der Getränkeautomat dürfte frisch aufgefüllt sein. Vielen Dank für Ihre Freundlichkeit."
    Anne Sloane, die schlanke, zart gebaute Mutantin mit der positiven Eigenschaft der Telekinese, verzog keine Miene. Mit einem wissenden Blick auf den hageren Mann konzentrierte sie ihre übersinnlichen Kräfte auf den Robot. Ein Kunststoffbecher riß sich aus seiner Halterung und schwebte unter den Ausguß. Niemand betätigte den Schalter - und doch begann das Getränk zu fließen. Wie von Geisterhänden getragen, schwebte das Trinkgefäß zum Sessel des 1. Piloten hinüber. Rhodan griff gelassen zu. Die unheimlichen Kunststücke seiner hochqualifizierten Spezialistin betrachtete er nach vielen gemeinsamen Erlebnissen als Selbstverständlichkeit.
    Anne verlor die Starre ihres Blickes. Während die Außenhülle immer stärker zu dröhnen begann und grelle Blitze die äußeren Schichten des Prallschirms durchzuckten, meinte sie betont forsch: „Mit einem Glas kann ich leider nicht dienen, Sir. Wünschen Sie noch etwas Zucker?"
    Rhodan bedankte sich mit vollendeter Liebenswürdigkeit. In den kantig gewordenen Gesichtern der anderen Männer zeigte sich keine Regung. Man kannte den Chef! Wenn er dieses nervenzerfetzende Spiel einleitete, galt es, die Nerven zu behalten. An Bord der STARDUST II hätte es in den Augenblicken niemand gegeben, der seine Angst offen eingestanden hätte. Man begnügte

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