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0019 - Die Schreckenskammer

0019 - Die Schreckenskammer

Titel: 0019 - Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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konnte und es war die selbstverständlichste Sache der Welt, daß der Fremde mit einer ruhigen Bewegung ihren Arm ergriff und sie ganz langsam in die abgrundtiefe Dunkelheit zwischen den Bäumen führte…
    ***
    Zamorra fragte am nächsten Morgen vergeblich nach Jessica.
    Ihr Vater sah in ihrem Zimmer nach, aber er war nicht sonderlich beunruhigt darüber, sie nicht zu finden. Vermutlich sei sie bereits fort, um nach Jim Coltrane zu sehen, meinte er. Zamorra fand diese Annahme ebenfalls einleuchtend, und er unterdrückte die aufkeimende Unruhe, während er zusammen mit seiner Sekretärin das Frühstück einnahm.
    Nicole rührte nachdenklich in ihrer Kaffeetasse, während ihr Chef berichtete. Noch vor ein paar Stunden hatte sie geglaubt, daß der Besuch in Redhorn mehr oder weniger ein Schlag ins Wasser werden würde – jetzt war sie nicht mehr so sicher. Daß die drei Mädchen, von denen nach Meinung der Polizei zwei von zu Hause ausgerissen sein mußten und die dritte vielleicht einem Verbrechen zum Opfer gefallen war, alle gemeinsam in Redhorn auftauchten, daß sie sofort wieder spurlos verschwanden und daß sie offenbar versucht hatten, Jim Coltrane zu töten – diese Tatsachen sprachen für sich.
    Nicole nestelte eine Zigarette aus der Packung, ließ sich Feuer geben und blies Rauchringe in die Luft.
    »Ein glatter Mordversuch«, sagte sie langsam. »Offenbar wollen die drei Mädchen unter allen Umständen verhindern, daß man ihnen nachspürt.«
    »Nicht sie selbst«, warf Zamorra ein. »Ich bin hundertprozentig sicher, daß sie alle drei während der Tat unter einer Art Hypnose standen. Jemand hat sie geschickt, soviel steht fest.«
    Nicole ließ die glühende Spitze ihrer Zigarette auf und nieder wippen.
    »Ob dieser Magier dahintersteckt?« fragte sie. »Marric?«
    »Das kann ich einfach nicht glauben. Zweifellos beherrscht er die Technik der Hypnose, aber er ist kein Verbrecher.«
    Nicole hob den Kopf, wollte etwas sagen – doch dann verzichtete sie darauf. Sie wußte, daß sich ihr Chef in der Beurteilung von Menschen nur äußerst selten irrte. »Und was machen wir jetzt?« fragte sie.
    »Wir sprechen mit Jim Coltrane. Er muß auf eine heiße Spur gesto- ßen sein, vielleicht, ohne es zu wissen.«
    Nicole war der gleichen Ansicht.
    Sie drückte ihre Zigarette aus und stand auf. Zamorra erhob sich ebenfalls. Ein paar Minuten später saßen sie bereits in dem gemieteten Cadillac, rollten über die Hauptstraße und stellten dabei fest, daß die meisten Pfützen auf der Fahrbahn über Nacht getrocknet waren.
    Zamorra stoppte zunächst vor dem Haus des Arztes. Er erfuhr, daß Jim schon wieder zu Hause sei. Sie fuhren weiter, fanden einen Parkplatz in der Nähe von Jims Adresse, und nach ein paar Schritten standen sie vor der Tür des flachen Anbaus, in dem der Junge wohnte.
    Jim öffnete sofort. Er sah noch etwas blaß aus, hatte sich aber gut erholt. Zamorra übernahm die Vorstellung, dann ergriff er Nicoles Arm und führte sie hinter Jim in das kleine behagliche Zimmer, in dem nur wenige Spuren getrockneten Blutes auf die Ereignisse der vergangenen Nacht hinwiesen.
    Jessica war nicht da.
    Zamorra fragte nach ihr, aber Jim erklärte, daß er seine Verlobte heute noch nicht gesehen habe. Der Professor spürte einen leisen Stich der Sorge. Wohin konnte Jessica gegangen sein, wenn sie sich weder hier noch zu Hause aufhielt? Einkaufen? Besorgungen erledigen? Und das, ohne sich vorher auch nur nach Jims Befinden zu erkundigen? Zamorra fühlte die Unruhe heftiger denn je in sich aufsteigen, doch er verzichtete vorerst darauf, etwas darüber zu sagen.
    Jim bot Tee, Limonade und Chips an, offenbar in dem Bemühen, die Gastfreundlichkeit zu zeigen, die bei einem Junggesellen möglich war. Er wußte, daß das Eingreifen des Professors ihm vermutlich das Leben gerettet hatte. Er schien Vertrauen zu Zamorra gefaßt zu haben, und er fragte nicht viel, sondern erzählte von Anfang an alles, was er wußte.
    Nicole und Zamorra hörten zu – der Professor in wachsender Erregung. Er zündete sich bereits die dritte Zigarette dieses Tages an, obwohl er sonst fast nur Pfeife rauchte, lehnte sich zurück und versuchte, aus Jims Bericht die richtigen Schlüsse zu ziehen.
    »Also, fassen wir noch einmal zusammen«, sagte er knapp. »In der Nähe von Farlund Castle wurde Anabel Vertons Wagen gefunden, und in der Nähe von Farlund Castle trafen Sie auch Ihre Schwester und die beiden Männer, die Ihnen so merkwürdig vorkamen.« Er

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