Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0019 - Die Schreckenskammer

0019 - Die Schreckenskammer

Titel: 0019 - Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
Vom Netzwerk:
Wie Schatten kamen sie aus der Diele. Nicole Duval fuhr herum – und erstarrte mitten in der Bewegung.
    Neben ihr sog Jim Coltrane scharf die Luft durch die Zähne.
    Er war aufgesprungen, hatte fast seinen Stuhl umgeworfen. Jetzt stand er da, die Hände auf die Tischplatte gestützt, und genau wie Nicole starrte er die vier Girls an, die in das Zimmer eingedrungen waren.
    Seine Schwester Claire, Anabel Verton, Maria Benetti und…
    »Jessica!« flüsterte er regelrecht flehend. »Jessica, was…«
    Seine Stimme versagte. Jessica Havilland antwortete nicht. Sie stand reglos da, hielt noch den Schlüssel in der Hand, mit dem sie die Haustür geöffnet hatte, und der Blick ihrer Augen verlor sich in irgendeiner Ferne.
    Nicole faßte sich als erste.
    Sie hatte mit Schwierigkeiten gerechnet. Der Schreck lähmte sie für Sekunden, sie saß wie gebannt da, aber sie verlor nicht die Nerven.
    Ihre Handtasche hing an der Stuhllehne. Sie hing so, daß sie von den Eindringlingen nicht entdeckt werden konnte – und sie enthielt unter anderem eine kleine handliche 24er Pistole.
    Nicole preßte die Lippen zusammen.
    Mit einem tiefen Atemzug ließ sie die Arme sinken.
    »Was wollen Sie?« fragte sie laut, und dabei öffneten ihre Finger den Verschluß der Tasche.
    Claire war es, die die Antwort gab.
    Ihre Stimme klang monoton. »Ihr werdet sterben. Der Meister hat es befohlen. Ihr werdet…«
    Mit einem Ruck riß Nicole die Waffe hoch und schob mit dem Daumen den Sicherungsflügel zurück.
    »Irrtum«, sagte sie kalt. »So einfach geht das nicht, meine Liebe. Ich kann mit dem Ding hier umgehen. Und ich werde damit umgehen, wenn jemand auch nur eine verdächtige Bewegung macht.«
    Für einen Moment blieb es still.
    Nicole spürte Schweißperlen auf der Stirn. Sie bebte innerlich, fühlte sich noch nicht einmal halb so sicher, wie sie sich gab. Aber sie schaffte es, nach außen hin Gelassenheit zur Schau zu stellen.
    »Umdrehen!« befahl sie. »Gesichter gegen die Wand und…«
    Anabel machte einen Schritt nach vorn.
    Nur einen Schritt – aber Nicole ging der Schrecken wie ein Messer unter die Haut. »Umdrehen, Gesichter gegen die Wand…« Das sagte sich leicht, kam in unzähligen Kriminalfilmen vor und war zweifellos das richtige in dieser Lage. Aber schießen? Wirklich abdrücken? Nicole schluckte krampfhaft, blickte auf die leicht zitternde Mündung ihrer Pistole und wurde sich bewußt, daß die Situation ihr aus den Händen zu gleiten drohte.
    Anabel lächelte.
    Ein seltsam fernes, ausdrucksloses Lächeln. Ihr schönes, rassiges Gesicht war blaß und gespannt, ihr Blick ging ins Leere, und irgendeine unsichtbare Kraft schien sie weiterzutreiben.
    Noch ein Schritt.
    Ein zweiter und dritter…
    »Halt!« fauchte Nicole – und gleichzeitig begriff sie, daß sie ihre Gegnerin nicht aufhalten konnte, ohne Ernst zu machen.
    Sie senkte die Waffe ein Stück.
    Sie würde einen Warnschuß abgeben, auf den Boden zielen. Sie würde…
    Ihr Finger krümmte sich.
    Und gleichzeitig zerbrach mit berstendem Knall eine Fensterscheibe. Scherben klirrten, Holz splitterte.
    Wo eben noch die Wand gewesen war, klaffte jetzt ein Loch.
    Calgaros Dienerinnen fuhren herum – und Nicole stieß einen entsetzten Schrei aus.
    Ein Monster drang in den Raum ein.
    Ein Gigant aus Stahl, ein Ungetüm, das irgendeinem finsteren Alptraum entsprungen sein mußte.
    Es durchbrach die Wand, als handelte es sich um Papier. Ein mächtiger Hieb fegte einen Schrank beiseite. Stuhlbeine zerbrachen unter den Tritten des Unheimlichen wie Streichhölzer. Sekundenlang blieb er stehen, schien sich zu orientieren – und dann zuckten seine mörderischen Klauen blitzartig auf Maria Benetti zu…
    ***
    Es dauerte länger als eine halbe Stunde, bis Zamorras Bewußtsein zurückkehrte.
    Er lag auf dem Boden. In seinem Schädel dröhnte es wie von einer Kesselpauke, seine Schulter schmerzte, als sei sie gebrochen. Bei der ersten Bewegung wurde es schwarz vor seinen Augen, griff erneut die Ohnmacht nach ihm, und als er wieder zu sich kam, blieb er reglos liegen und versuchte, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    Die Erinnerung setzte ein.
    Bruchstücke, Bilder, Satzfetzen, das alles formte sich binnen Minuten zu einem Ganzen. Zamorra wußte wieder, was geschehen war – und er wußte auch, daß er keine Sekunde zu verlieren hatte.
    Irgendwie schaffte er es, auf die Beine zu kommen.
    Er schwankte, lehnte sich gegen die Wand. Zweimal hatte Marrics stählerner Arm ihn getroffen,

Weitere Kostenlose Bücher