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0019 - Die Schreckenskammer

0019 - Die Schreckenskammer

Titel: 0019 - Die Schreckenskammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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Der Blick des Magiers ging ins Leere.
    »Ich wollte Calgaro das Handwerk legen«, sagte er leise. »Er ist ein Verbrecher. Er beherrscht Dämonen, macht grauenvolle Experimente an Menschen. Ich kenne ihn. Früher einmal war er mein Freund, mein Partner. Er ist eine Gefahr für die Menschheit. Drei Jahre habe ich gebraucht, um ihn zu finden. Und jetzt…«
    Er machte eine Pause.
    Sein Blick schien von weither zurückzukommen. Die grauen Augen verengten sich, und wieder begann der Haß darin zu glühen.
    »Ich habe ihn bezwungen«, flüsterte er. »Ich habe es geschafft, ihn in Hypnose zu versetzen. Er mußte meinen Kopf mit diesem Roboter verbinden. Es ist ein Cyborg, ich kann ihn lenken mit den Impulsen meines Hirns, ich kann mich wieder bewegen. Und ich bin unbesiegbar!« Marrics Stimme senkte sich, wurde zu einem fiebrigen Flüstern. »Ich werde Calgaro töten. Ihn und die anderen! Niemand kann mich hindern! Niemand. Also gehen Sie, Zamorra!«
    Zamorra sah ihm in die Augen. Augen, in denen blinder Vernichtungswille lag und unbeugsame Entschlossenheit.
    »Wollen Sie zum Mörder werden?« fragte der Professor leise.
    »Wollen Sie…«
    »Mörder? Haben Sie Mörder gesagt, Professor?« Marric lachte auf.
    Ein hohles, schreckliches Lachen. »Wie kann ein Wesen wie ich zum Mörder werden? Ich bin kein Mensch mehr. Ich werde mich töten, ich werde von diesem Erdball verschwinden. Aber vorher sind meine Feinde an der Reihe. Nennen Sie es Mord, Professor! Nennen Sie es Mord, wenn Sie wirklich glauben, daß es Mord ist, wahnsinnige Bestien von der Erde zu tilgen…«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. »Marric! Vielleicht kann man Ihnen helfen! Vielleicht kann irgendein Arzt…«
    »Nein!« sagte der Magier. Und seine Stimme verriet, daß die Entscheidung endgültig war. »Nein, Professor. Ich will es auch gar nicht. Ich will nur noch meine Rache. Und ich werde sie bekommen und jeden vernichten, der mich aufzuhalten versucht. Aus dem Weg, Professor!«
    Zamorra rührte sich nicht.
    Seine Gedanken jagten. Er mußte Marric stoppen, er mußte. Wenn er es nicht schaffte, würde der Magier einen blutigen Rachefeldzug beginnen. Und er würde nicht nur Calgaro umbringen. Er würde sich auch an den beiden Dienern vergreifen – auch an den Mädchen, von denen niemand wußte, unter welchem schrecklichen Zwang sie standen.
    Der Cyborg machte einen Schritt nach vorn.
    Marrics Gesicht hinter der Scheibe war steinern, seine Augen wirkten hart wie Granit. Zamorras Herz hämmerte. Er wußte, daß er mit dem Amulett nichts ausrichten konnte, denn die Kraft seines Gegners war nicht übernatürlich. Es gab nur noch eine Chance. Er mußte zu den Mitteln der Hypnose greifen, mußte…
    In der nächsten Sekunde begriff er, daß es zu spät dafür war.
    Alban Marric war nicht irgendein Durchschnittsmensch.
    Er hatte kraft seines Willens Giordano Calgaro bezwungen. Er beherrschte die Technik der Hypnose ebenfalls, er würde Widerstand leisten. Zamorra traute sich zu, es trotz allem zu schaffen, aber das würde ein mörderisches geistiges Duell geben, das mehr Zeit in Anspruch nahm als die wenigen Sekunden, die ihm noch blieben.
    Schon hatte sich der Cyborg bis auf wenige Schritte genähert.
    Zamorra stieß sich von der Tür ab. Sein Blick zuckte umher, erfaßte Schränke und Vitrinen. Wenn es ihm gelang, eine Ätherflasche zu erwischen, Marric zu betäuben und…
    Die Faust des Roboters zuckte vor.
    Zamorra wollte ausweichen. Er schnellte nach rechts, suchte den freien Raum – und in diesem Moment blieb sein Fuß hinter irgendeinem Trümmerstück hängen.
    Er stolperte.
    Fast stürzte er zu Boden, im letzten Augenblick gelang es ihm, sich zu fangen – aber er hatte die entscheidenden Sekunden verloren.
    Ein mörderischer Hieb traf seine rechte Schulter. Wider Willen schrie er auf, knickte in den Knien ein. Verzweifelt versuchte er, herumzuwirbeln, dem stählernen Arm zu entgehen, doch Marrics Roboterkörper vereitelte den Versuch schon im Ansatz.
    Diesmal wurde Zamorra knapp hinter dem linken Ohr getroffen.
    Tief in seinem Schädel gab es eine grelle Explosion. Der Schmerz schoß ihm ins Gehirn, flutete mit dem nächsten Pulsschlag durch seinen ganzen Körper und wurde dann aufgesogen von der Schwärze der Bewußtlosigkeit.
    Zamorra hörte nicht mehr die gewaltig schmetternden Schläge, mit denen der stählerne Cyborg die geschlossene Tür aufsprengte…
    ***
    Sie waren ganz plötzlich da!
    Nicht das geringste Geräusch hatte sie verraten.

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