0019 - Ich - und der große Ausbruch
vornübergebeugt hielt, teilte sie auf.
»Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Erstes Haus rechts! Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Erstes Haus links!«
Die letzte Gruppe schickte er nur mit fünf Leuten fort. Bei ihm blieben nur vier.
Er reckte sich. »So«, sagte er leise, »nun wollen wir der alten Heimat mal einen Besuch abstatten. — Tut direkt gut, mal wieder zu Hause zu sein.«
An der Spitze der vier Männer ging er auf das Haus von Thomas Elvingstone zu. Als die Gruppe heran war, begann ein Hund wütend zu kläffen, und das war das Zeichen für alle Hunde in Bound Village, ein wildes Gebell anzuschlagen.
Der Mann vor der Tür des Gemeindevorstehers hob die Maschinenpistole in der Hand. Er donnerte mit dem Lauf gegen die Tür. Und im gleichen Augenblick donnerte an die Tür eines jeden Hauses in Bound Village der Kolben eines Gewehrs, der Griff eines Revolvers.
Thomas Elvingstone, ein beleibter Mann über sechzig, wurde vom Gebell des Hundes und den Kolbenstoßen völlig aus dem Schlaf geschreckt. Er holte ein Jagdgewehr von der Wand des Wohnraums, stieß das Fenster auf und zielte auf die Schemen vor seiner Tür.
»Was wollt ihr?« rief er. »Keine falsche Bewegung, oder ich drücke ab.«
Ein scharfes Lachen antwortete ihm. »Wir sind doch keine Indianer. Mach auf, Elvingstone, und steck schnell deinen Jagdpüster fort. Hier sind sieben Maschinenpistolen und zwölf Gewehre, die Revolver nicht gerechnet.«
Elvingstone zögerte. »Was wollt ihr?« fragte er unsicher.
»Du wirst es hören, wenn du uns geöffnet hast. Es ist kein Problem für uns, deine Tür einzudrücken, aber sieh, wir sind höfliche Leute«, höhnte die scharfe Stimme.
Der Gemeindevorsteher wollte sich vom Fenster zurückziehen, aber die Stimme sprach noch einmal.
»Ich nehme an, daß du das einzige Telefon des Ortes hast, Elvingstone. Ich rate dir, rühre es nicht an. Kein Mensch in Bound Village würde es überleben und wahrscheinlich nicht einmal der Ort selbst. Ich ließe an jedes Haus Feuer legen, und es wäre mir gleichgültig, ob noch jemand in den Mauern wäre oder nicht.«
»Es ist gut«, sagte Elvingstone heiser. »Ich komme!«
Wenig später ging die Tür auf. Elvingstone stand vor ihnen im Nachthemd und Pantoffeln, wie er aus dem Bett gesprungen war. Einer der Burschen riß ihm das Gewehr aus der Hand. Der Hagere trat auf ihn zu. Der Bürgermeister wich in den Flurgang zurück.
»Links ist das Wohnzimmer, nicht wahr?« fragte der Hagere. Er öffnete die Tür. »Zieh dir etwas an, Elvingstone! Und bring deine Familie auf die Beine. Lewis, geh mit! Ich warte hier.« Der Hagere tastete nach dem Schalter und zündete das Licht in dem Wohnzimmer, das gleichzeitig dem Bürgei’meister als Amtsraum diente, an. Er lächelte, ließ sich in einen der altmodischen Plüschsessel nieder, steckte sich eine Zigarette an und rauchte mit Genuß.
Er mochte beim dritten oder vierten Zug sein, als draußen ein Schuß krachte.
Der Hagere sprang auf. Er lauschte mit vorgebeugtem Oberkörper, aber dem Schuß folgte kein zweiter.
»Twin, sieh nach, was das war!« befahl er, und ein Mann seiner Gruppe huschte hinaus.
Thomas Elvingstone kam von den oberen Räumen zurück. Sein ältester Sohn, der wie er Thomas hieß, kam mit herunter.
Der Hagere setzte sich wieder.
»Nehmt Platz!« forderte er die beiden Männer mit einer Handbewegung auf. Die Elvingstones blieben stehen.
»Wenn Sie Geld wollen«, sagte der Alte, »so glaube ich nicht, daß sich der Fischzug lohnen wird. Die Leute von Bound Village haben nicht viel Geld in ihren Wohnungen. Bei uns geht das meiste auf Treu und Glauben und Abrechnung einmal im Jahr, aber Sie können an Geld haben, was wir besitzen. Ich möchte nicht, daß jemandem von den Einwohnern ein Unglück geschieht. Es ist vorhin geschossen worden.«
»Ich kenne Bound Villages Gewohnheiten«, sagte der Hagere. »Geld will ich zwar auch, und zwar alles, was ihr habt, aber zunächst möchte ich etwas anderes. Kennst du mich eigentlich nicht mehr, Thomas Elvingstone?«
Der Alte musterte den Fremden. »Nein«, sagte er hart.
»Freilich, ich war acht Jahre alt, ein Gesicht verändert sich in so vielen Jahren. Aber du, Thomas«, er wandte sich an den Sohn, »du müßtest mich eigentlich erkennen. Wir sind fast gleichaltrig. Wir haben als Kinder miteinander gespielt.«
Der Sohn blickte seinen Vater an. Erinnerungen stiegen in ihm auf, und plötzlich wußte er, wer vor ihm saß.
»Ja, ich kenne dich wieder,
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