0019 - Ich - und der große Ausbruch
Geschichte und lachten uns gründlich aus.
»Noch ’ne Pokerpartie?« fragte Dierks schließlich.
»Ich bin für die waagerechte Lage«, sagte ich. »Überhaupt nicht vorauszusehen, wieviel Schlaf wir in den nächsten acht Tagen bekommen werden. Wir sollten ruhige Minuten ausnutzen.«
Die Freunde waren einverstanden.
»Augenblick noch«, sagte Dierks. »Ziehen wir noch einmal Karten für den nächsten Einsatz, damit wir beim Telefonanruf keine Zeit verlieren.« Er fächerte das Spiel auseinander.
»Nein«, wehrte er ab, als ich die Karte umdrehen wollte. »Früh genug, nachzusehen, wenn es soweit ist.«
»Gemacht«, sagte ich, nahm ihm das Kartenspiel aus der Hand, legte es in die Schublade, schloß ab und steckte den Schlüssel ein.
»Damit du nicht auf den Gedanken kommst, deinem Glück ein wenig nachzuhelfen und dein Blatt umzutauschen, während wir schlafen.«
»Bin ich ein Falschspieler?« fragte er beleidigt, aber es war seiner vorgeschobenen Unterlippe anzusehen, daß ich ins Schwarze getroffen hatte.
Unser Schlaf blieb viel länger ungestört, als wir zu hoffen gewagt hatten. Erst um sieben Uhr morgens — das Grau des Morgens lugte schon durch die Vorhänge — rasselte das Telefon.
Dierks riß sich die Decke vom Körper, nahm sich nicht die Zeit, in die Schuhe zu steigen, sondern raste pfeilgerade zum Telefon, riß den Hörer ans Ohr, lauschte, sagte: »Kommen sofort!«
Er drückte die Gabel nieder, wählte den Bereitschaftsdienst und sprach knapp.
»Dierks! Einsatz 94. Straße! Meine Gruppe!«
Er warf den Hörer hin, flitzte zum Bett und gewissermaßen mit dem gleichen Schwung in seine Schuhe.
»Dicke Sache«, ächzte er dabei. »Kassierer einer Bank von Ausbrechern überfallen, Cops dazwischen, Ausbrecher getürmt, verschanzt in Fabrik.«
Er fuhr in die Jacke, riß die Halfter vom Stuhl und brauste zur Tür. Als er dort ankam, stand Phil da, hatte die Arme ausgebreitet und sagte freundlich: »Können wir deine Karte sehen?«
»Wieso?« fragte er zurück. »Meine Visitenkarte?«
Ich war unterdessen ebenfalls aufgestanden.
»Einen so verschlafenen Menschen kann man unmöglich in einen Einsatz schicken. Die Spielkarte, du Roß, die du gestern gezogen hast.«
»Ach, laßt mich doch in Ruhe!« rief er und wollte Phil zur Seite drängen. Aber Phil war nicht so leicht zu verdrängen.
»Die Spielkarte!« sagte er unerbittlich.
Dierks brauste zu seinem Bett und warf das Kopfkissen zur Seite.
»Unglaublich«, schimpfte er. »Das wollen G-men sein. Eiliger Einsatz, und sie halten sich an ein albernes Spiel.« Er fand die Karte. »Ich habe Kreuz-König!« triumphierte er und rannte erneut zur Tür. Phil ging ihm nicht aus dem Weg.
»Zeigen!« verlangte er.
»Glaubst du, ich lüge?« empörte sich Dierks.
»Ja«, nickte Phil. »Zeigen!« Er griff die linke Hand, in der Dierks noch die Karte hielt, drehte das Handgelenk. Die Karte fiel zu Boden. Es war Kreuz-Neun.
»Alter Schwindler!« lächelte Phil, während Dierks enttäuscht stöhnte. »Ich habe Pik-Dame, Jerry. Und du?«
Ich warf meine Karte auf den Tisch.
»Herz-König.« Ich griff nach meinem Hut.
»Wiedersehen die Herren.«
Noch als ich aus der Tür ging, hörte ich Dierks stöhnen.
»Ein Glück hat der Kerl.«
***
Ich nahm acht G-men mit, zwei mit Maschinenpistolen bewaffnet. Den Jaguar ließ ich zu Hause. Wir neun Mann hätten in ihm keinen Platz gefunden.
Die 94. Straße gehört zu Manhattan Nord. Obwohl wir keine Nummer angegeben bekommen hatten, wußten wir sofort, wo sich die Angelegenheit abspielte, denn vor einem Fabriktor war die 94. schwarz von Menschen. Cops hatten den Fabrikeingang im Halbkreis abgesperrt und die Neugierigen bis zu dem gegenüberliegenden Bürgersteig zurückgedrängt.
Wir fuhren unseren Wagen neben die fünf Polizeifahrzeuge, die schon dort parkten. Ein älterer Head Sergeant meldete sich bei mir.
»Sie überfielen einen Bankboten der Candre Bank in der 86. Straße. Der Mann wurde durch einen Schuß schwer verletzt. Eine Polizeistreife zu Fuß kam um die Ecke, als die Täter, drei Mann, in einen Wagen flüchteten. Einer der Beamten hielt einen Zeitungswagen an, während der andere das Revier alarmierte. Als die Gangster sich verfolgt sahen, eröffneten sie das Feuer. Der Chauffeur des Zeitungswagens weigerte sich daraufhin weiterzufahren. Der Polizist nahm das Gangsterauto unter Feuer, traf beide Hinterreifen. Die Karre knallte gegen eine Laterne, die Gangster sprangen heraus. Unterdessen kam
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