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002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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daheim auf, um bereits bei Tagesanbruch an Ort und Stelle zu sein. Mehrere von uns wurden in der Nähe des Sees als Wachtposten aufgestellt. Sie sollten die anderen verständigen, wenn irgendwo jemand auftauchte.
    Wir wollten wieder etwas ganz Außergewöhnliches versuchen. Das heißt, für die damalige Zeit war es außergewöhnlich. Nur vier von uns waren direkt an dem Experiment beteiligt: der Meister, Laura, Lionnel und ich.
    Wir nahmen in dem Boot Platz und ruderten ein Stück auf den See hinaus.
    Die anderen standen um Ufer und sahen uns zu.
    Der Meister – er saß am Bug neben Lionnel, während Laura und ich hinter ihm Platz genommen hatten – zog eine der Figuren aus der Tasche und stellte sie auf die Spitze des Bootes. Dann sprachen wir die Formeln, und schon im nächsten Augenblick wurden die unsichtbaren Kräfte tätig. Wir bewegten uns vorwärts, obwohl wir die Ruder weggelegt hatten. Dann stieg das Boot langsam in die Luft. Es erhob sich in ruhigem Flug gut zwanzig Meter und segelte geradeaus dahin. Wir flogen über unsere Freunde hinweg, auf deren empor gerichteten Gesichtern äußerste Verblüffung zu lesen war. Die Geschwindigkeit unseres Bootes nahm zu. Laura ergriff plötzlich meinen Arm und drückte sich an mich. Ihr war schwindlig.
    »Georges«, flüsterte sie, »ich habe ein bisschen Angst.«
    »Fürchte dich nicht«, sagte ich und legte die Arme um sie.
    Wir flogen immer schneller. Nun befanden wir uns etwa dreißig Meter über dem Boden und segelten rund um den kleinen See. Dann verlangsamte der Meister die Fahrt, und wir glitten sanft in die Tiefe.
    Doch als wir uns der Oberfläche des Sees näherten, muss dem Meister ein kleiner Fehler unterlaufen sein. Plötzlich neigte sich das Boot zur Seite, und wir fielen alle vier ins Wasser.
    Ich wusste, dass Laura nicht schwimmen konnte, ergriff sie und zog sie ans Ufer. So kamen wir alle mit dem Schrecken davon. Doch als ich das Mädchen, das ich liebte, mit durchnässtem Kleid am Ufer liegen sah, fiel mir das Bild am Ufer der Seine ein, als wir die Unbekannte aus dem Fluss geborgen hatten.
    Aber auch dieses unfreiwillige Bad konnte unsere Freude über den Erfolg des Experiments nicht mindern.
    Am Abend waren wir vier wieder ins 20. Jahrhundert zurückgekehrt. Wir saßen auf der Straße vor einem Café im Studentenviertel von Paris. Um uns leuchteten die Lichter, und der Lärm der Autos und anderen Fahrzeuge brauste über uns hinweg.
    »Das ist doch etwas anderes«, sagte Hervé zufrieden, »als das düstere nächtliche Paris zur Zeit Karls VI. mit seinen dunklen Gassen.«
    »Ja«, sagte Patrick, »und wenn Michel Dossedas Geheimnis nicht inzwischen verloren gegangen wäre, wären wir in der technischen Entwicklung heute schon viel weiter. Ich habe versucht, aus dem Meister herauszubekommen, wo er das geheimnisvolle Pulver herhatte, das die unsichtbaren Kräfte ausstrahlt. Eines Tages werdet Ihr es wissen, erwiderte er auf meine Frage. ›Alles braucht seine Zeit. Wenn es soweit ist, werde ich es euch sagen.«
    »Nun, vielleicht werden wir das Geheimnis jetzt enträtseln. Es wäre eine Sensation«, meinte Lionnel.
    Doch diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Meine drei Freunde sind auf seltsame und schreckliche Weise ums Leben gekommen. Ich werde ihnen bald in den Tod folgen. Das ist das einzige, was ich mit Sicherheit weiß.
     

     
    Ich verlebe ruhige, eintönige Tage in meinem goldenen Käfig, dem Sanatorium, in dem man sich wirklich große Mühe mit mir gibt. Dr. Colas besucht mich jeden Tag. Ich scheine ihn sehr zu interessieren, und er vermutet wohl, dass mein Fall besondere Hintergründe hat.
    Manchmal überlege ich, ob ich ihm nicht vielleicht diese Aufzeichnungen hinterlassen soll, die ich gerade schreibe, damit er sie nach meinem Tod lesen kann. Warum sollte ich mir auch die Mühe machen, unsere schrecklichen Abenteuer aufzuzeichnen, wenn niemand sie später lesen könnte?
    Dr. Colas ist immer ganz besonders freundlich und aufmerksam zu mir und behandelt mich geradezu freundschaftlich. Er verdient es wirklich, dass ich ihm meinen Bericht hinterlasse. Vielleicht wird er darin auch einfach nur den Beweis dafür sehen, dass ich tatsächlich geisteskrank war. Nun, da ich dann nicht mehr unter den Lebenden sein werde, kann mir das egal sein. Interessieren werden ihn meine Enthüllungen bestimmt.
    Ich fahre also in meinem Bericht fort. Es ist besser, wenn ich nicht allzu ausführlich bin und mich ein wenig beeile, denn ich habe das Gefühl, dass

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