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002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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nicht mehr gewusst, was er tat.«
    »Was hat er denn gemacht?«
    »Etwas Furchtbares. Noch vor ein paar Wochen hätte seine Unvorsichtigkeit vielleicht keine schlimmen Folgen gehabt, aber seit fünf oder sechs Tagen ist ganz Paris in Aufruhr. Die unsinnigsten Gerüchte sind im Umlauf. Man hat die Steuern schon wieder erhöht, und das Volk ist darüber ergrimmt. Einige Geschäfte wurden gestürmt, und die Wachen haben Landstreicher und Bettler grausam zusammengeschlagen.«
    »Seit heute spricht man überall von dem, was neulich passiert ist«, fuhr Hervé fort. »Die drei Bauern, die uns gesehen haben, sind überall herumgelaufen und haben die Geschichte erzählt. Wahrscheinlich haben viele ihnen nicht geglaubt, aber andere haben die Geschichte noch ausgeschmückt und weitererzählt.«
    »Es scheint fast«, sagte Jacques Vel, »als habe auch jemand unser Experiment mit dem fliegenden Boot beobachtet, ohne dass wir es merkten. Es ist noch keine zwei Stunden her, da habe ich zwei Handwerker darüber reden hören. Es war in einem Laden, in dem ich etwas kaufen wollte. Sie haben mich sogar gefragt, ob ich so etwas für möglich hielte. Sie glaubten nicht so recht daran. Doch der Bauer, der ihren die Geschichte kurz zuvor erzählt hatte, schwor darauf, dass es wahr sei. Er habe es mit eigenen Augen gesehen, sagte er, vor fünf Tagen. Ein Boot sei hoch über einem See herumgeflogen. Er hat sogar den Namen des Sees genannt, und es war der, an dem wir waren. Der Mann sagte, im Boot habe der Teufel selbst gesessen, zusammen mit einigen bösen Geistern. Aber das ist nicht weiter verwunderlich. Die Leute erzählen sich doch immerfort alle möglichen Geschichten von Geistern, Teufeln und Hexen. Das alles wäre aber nicht so schlimm, wenn Pater Hieronymus nicht so unverzeihlich leichtsinnig gewesen wäre.«
    Jacques verstummte, weil jetzt gerade Patrick eintrat. Auch er war sehr erregt.
    »Wisst Ihr schon Bescheid?« fragte er.
    »Jacques und Hervé erzählen es uns gerade«, erwiderte der Meister.
    »Einige Stadtviertel von Paris sind schon in Aufruhr«, sagte Patrick. »Und außerdem habe ich gerade gehört, dass ein Fall von Pest gemeldet wurde. Selbstverständlich beschuldigt man nun die Hexenmeister, sie hätten die Seuche ausgelöst. Schon heute Abend wird ganz Paris in Aufruhr sein und drastische Maßnahmen fordern. Wenn Pater Hieronymus nur geschwiegen hätte, dann würde uns das alles ja gar nichts ausmachen, aber so …«
    »Aber was hat er denn gemacht?« fragte der Meister ungeduldig.
    »Er hat die ganze Zeit schon zuviel geredet«, sagte Jacques Vel. »Vermutlich war er auch nicht vorsichtig genug, als er mit den Männern Kontakt aufnahm, die wir für unsere Ziele gewinnen wollten. Das wäre wahrscheinlich noch nicht so schlimm, aber leider sind ihm unsere Erfolge zu Kopf gestiegen. Allen möglichen Leuten hat er erzählt, es werde nicht mehr lange dauern, bis sie ganz unglaubliche Dinge erleben würden, phantastische, wunderbare Dinge.«
    »Aber er hat doch wohl keine Namen genannt«, sagte Lionnel.
    »Nein, ich glaube nicht. Sogar im Zustand der Trunkenheit gibt es gewisse Grenzen, die ein anständiger Mensch nicht überschreitet. Aber lasst mich weiter berichten. Vor etwa einer Stunde, nachdem ich den Laden verlassen hatte, ging ich zu Hervé Migal. Zusammen wollten wir dann Pater Hieronymus abholen, um mit ihm herzukommen. Es war bereits dunkel, als wir die Straße erreichten, in der er wohnt. Zu unserer Überraschung war die ganze Gasse durch eine Menschenmenge verstopft. Die Leute schrieen und johlten, die Straße war taghell erleuchtet, und wir dachten zuerst, ein Haus würde dort brennen. Dann bemerkten wir einen Feuerball, der über den Dächern kreiste. Es war ein feuriger Ball, wie der, den Ihr, Meister, neulich bei unserem Experiment habt in die Luft steigen lassen.«
    »Wir drängten uns durch die Menschenmenge«, fuhr Hervé fort, »denn wir ahnten Böses. Als wir Pater Hieronymus am Fenster stehen sahen, wussten wir, was los war. Er stand in der ersten Etage am offenen Fenster, war betrunken und verkündete mit großen Gesten: ›Seht her! Es ist hell wie am lichten Tag. Das habe ich gemacht. Seht ihn euch an, den Feuerball, seht, wie er leuchtet. Bald wird ganz Paris von diesem strahlenden Licht erhellt sein.‹«
    »Er ist wahnsinnig geworden«, sagte der Meister erbleichend.
    »Ja, anscheinend«, erwiderte Jacques Vel. »Der Narr wollte das Experiment allein wiederholen, ohne uns etwas davon zu

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