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002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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Hieronymus war sehr bleich. Er sagte kein Wort mehr. Anscheinend war er plötzlich nüchtern geworden und begriff, was er Furchtbares angerichtet hatte. Mir scheint das alles nicht nur für ihn, sondern auch für uns gefährlich. Die Unruhe in der Bevölkerung wächst noch weiter.«
    »Was sollen wir tun?« fragte Jacques Vel.
    »Vor allem wollen wir uns nicht unnötig aufregen«, riet der Meister. »Im Augenblick sind wir ja noch nicht in Gefahr. Ich bin sicher, dass Pater Hieronymus seinen Schwur halten und uns nicht verraten wird.«
    »Auch nicht, wenn er gefoltert wird?« entgegnete Jean de la Brune.
    »Ich glaube, auch dann nicht.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, bemerkte Pierre Tresmissec. »Er ist ein tapferer und ehrenhafter Mann, aber ich glaube großen körperlichen Schmerzen gegenüber wird er nicht sehr widerstandsfähig sein. Könnten wir ihn nicht vielleicht … erlösen?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Mit Hilfe der unsichtbaren Kräfte.«
    Der Meister schüttelte den Kopf.
    »Das wäre recht schwierig, weil wir auf diesem Gebiet noch keine Erfahrung haben. Es wäre zu befürchten, dass wir nicht nur ihn, sondern auch noch andere Unschuldige töten würden. Nein, so etwas kommt nicht in Frage.«
    »Was tun wir dann?«
    »Zunächst abwarten, bis wir klarer sehen. Wir müssen die Augen offen halten. Selbstverständlich können wir im Augenblick auch unsere Pläne nicht weiter vorantreiben. Mit Gottes Hilfe wird es uns später gelingen. Jean de la Brune, der mit dem Richter Horsch befreundet ist, wird uns informieren, wie sich die Dinge entwickeln.«
    Wir machten uns doch einige Sorgen, und als wir uns trennten, waren wir ziemlich bedrückt. Als ich mich verabschiedete, hielt Laura meine Hand länger als sonst umfasst. Sie sah mich liebevoll an, und mir wurde warm ums Herz.
    »Lasst den Mut nicht sinken, Georges«, sagte sie zum Abschied.
     

     

Die Katastrophe trat sehr viel eher ein, als wir gedacht hatten.
    Wenige Stunden später trafen Lionnel, Patrick, Hervé und ich uns im Paris von heute wieder. Wir dachten aber gar nicht daran, vielleicht eine Ausfahrt mit unserem neuen Boot zu machen, sondern verließen meine Wohnung und gingen über die Brücke zur Kathedrale Notre-Dame, wo wir uns auf eine Bank auf dem Platz setzten.
    Es war August. Um uns herum war alles ruhig und friedlich. Kinder spielten, englische und amerikanische Touristen mit Fotoapparaten bewunderten die herrliche alte Kathedrale. Der Strom der Autos, der am Ufer der Seine entlang rollte, war nicht ganz so dicht wie sonst. Die meisten Pariser waren verreist. Sie erholten sich am Meer oder in den Bergen. Welch ein Unterschied, wenn man dieses Paris mit dem verglich, das wir gerade verlassen hatten und in dem Angst und Unruhe herrschte.
    Wir waren mit unseren Gedanken noch ganz im Paris von 1408. Ich machte mir Sorgen um den Meister und um Pater Hieronymus, der trotz seiner Fehler ein sympathischer Mensch war. Unsere ganze Gruppe war in Gefahr, und damit auch Laura.
    »Was sollen wir tun?« fragte Hervé.
    Da unser Leben in der Vergangenheit nun so gefährlich geworden war, hätten wir den Entschluss fassen können, nicht mehr dorthin zurückzukehren. Wir hätten die Figur vernichten und Paris verlassen können. Da wir Urlaub hatten, hielt uns nichts in der Stadt. Wir konnten mit unserem Boot die Seine entlangfahren und Paris vergessen – das Paris von heute und das der Vergangenheit. Vielleicht wäre es uns sogar gelungen, unser unglaubliches Abenteuer zu vergessen.
    »Jeder soll tun, was er möchte«, schlug Patrick vor. »Ich bin aber fest entschlossen, meine Freunde nicht im Stich zu lassen. Das wäre feige. Außerdem habe ich in der Vergangenheit eine Frau und einen Sohn … Und dann bin ich auch neugierig darauf, wie es weitergeht.«
    »Mir geht es genauso«, bemerkte Hervé. »Und ich habe eine Frau und zwei Kinder.«
    Lionnel lächelte etwas gequält. »Es ist doch klar, dass ich den Mann, der dort mein Vater ist, nicht im Stich lassen werde. Und Frau und Sohn habe ich auch. Glücklicherweise sind sie noch in Italien. Und du, Georqes, was wirst du tun?«
    »Das ist doch gar keine Frage«, erwiderte ich, »dasselbe wie ihr natürlich.«
    »Ja, ich weiß«, entgegnete Lionnel. »Du hast ja genauso gute Gründe wie ich, zurückkehren zu wollen.«
    Hatte er erraten, dass ich Laura leidenschaftlich liebe? Als wir später allein waren, hätte ich ihn beinahe danach gefragt, aber dann kam mir die Frage doch nicht über die

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