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002 - Der Hexenmeister

002 - Der Hexenmeister

Titel: 002 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.R. Bruss
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Haus am Ufer der Seine, ein Stück von der Stadt entfernt, wieder treffen. Das Haus war unter falschem Namen vor einigen Monaten gekauft und uns allen Schlüssel dazu gegeben worden.
    Dieses Haus suchten Lionnel und ich schließlich auf. Patrick und Hervé waren bereits dort, als wir eintrafen, ebenso Jacques Vel, Hyacinthe Perrot, Paul Sirel, Pierre Tresmissec und einige andere. Die meisten wussten noch nicht, was geschehen war. Unsere Mitteilung erfüllte sie mit Entsetzen.
    Ich hatte gehofft, dass es auch Laura gelungen wäre, sich dorthin zu flüchten, aber das war leider nicht der Fall.
    »Sie haben schnell zugeschlagen«, sagte Jacques Vel mit einer Stimme, der man den Kummer und den Zorn anmerkte, der ihn erfüllte. »Pater Hieronymus ist ihnen unter den Händen gestorben. Sie wollten sich deshalb ein anderes Opfer besorgen, um die wütende Menge zu beschwichtigen, die sich erst wieder beruhigen wird, wenn sie einer Hinrichtung beigewohnt hat.«
    »In was für einer grauenvollen Zeit leben wir!« rief Hyacinthe Perrot. »Michel Dosseda, unser Meister, ist der rechtschaffenste, anständigste Mensch, den man sich denken kann, und der weiseste noch dazu. Wenn diese Bestien ihn nur nicht auch noch der Folter unterziehen. Was können wir denn tun, um ihm zu helfen?«
    »Leider nicht viel«, erwiderte Pierre Tresmissec.
    Wir schwiegen lange, mit unserem Kummer beschäftigt. Als die Tür sich öffnete, fuhren wir zusammen. Im ersten Augenblick hoffte ich, dass es Laura wäre, doch ich wurde enttäuscht.
    Jean de la Brune trat ein. Er war außer Atem, weil er gerannt war. Wir hatten ihn nicht warnen können, da er nicht zu Hause gewesen war. Offensichtlich hatte er schon erfahren, was geschehen war.
    »Ich habe mir gedacht, dass Ihr hier seid«, sagte er, als er wieder zu Atem gekommen war. »Das alles ist ja entsetzlich. Ich bin erschüttert. Ich weiß aber jetzt – durch Richter Horsch – was Pater Hieronymus gesagt hat. Er hat stundenlang die Folter ausgehalten, dann brach er zusammen. Ehe er starb, nannte er drei Namen: den des Meisters, Jacques Vel und Patrick Buez. Den Meister haben sie im Schlaf überrascht, sonst wäre es ihnen sicher nicht gelungen, ihn festzunehmen. Was Paul de Horsch mir gesagt hat, ist schrecklich. Man will ihn so schnell wie möglich aburteilen, um die aufgeregte Menge zu beruhigen. Aber er wird nicht gestehen, davon bin ich überzeugt.«
    »Wisst Ihr, wo Laura ist?« fragt ich.
    »Nein. Aber ich weiß, dass sie nicht verhaftet wurde.«
    »Was machen wir jetzt?« fragte Hervé.
    »Außer Jacques und Patrick – und auch Lionnel, weil er der Sohn des Meisters ist – hat im Augenblick niemand etwas zu befürchten. Ihr drei müsst euch verborgen halten oder Paris verlassen. Alle anderen nehmen am besten ihr normales Leben wieder auf. Wenn sie plötzlich verschwunden sind, könnte das unter Umständen Verdacht erwecken.«
    Diese Ansicht schien uns sehr vernünftig.
    »Im übrigen ist noch nicht jede Hoffnung verloren, Michel Dosseda doch noch zu retten«, fuhr Jean de la Brune fort. »Diejenigen von uns, die im Augenblick nichts zu befürchten haben, sollten sich darum kümmern, soweit sie es vermögen. Paul de Horsch hat mir versprochen, dass er tun will, was er kann. Immerhin hat er einen sehr hohen Posten als Richter.«
    »Vielleicht kann Nicolas Flamel uns helfen«, sagte Jacques Vel. »Mit Gold erreicht man viel in dieser Stadt. Vielleicht kann man jemanden bestechen. Der alte Nicolas ist sagenhaft reich, und er ist großzügig.«
    »Er kann uns nicht helfen«, rief Pierre Tresmissec. »Heute Nachmittag hat er Paris verlassen. Er hat eine seiner langen Reisen angetreten. Ich glaube, er wollte nach Indien.«
    »Das überrascht mich nicht«, bemerkte Jacques Vel. »Er verschwindet immer für eine Weile, wenn die Bevölkerung auf irgendwelche Hexenmeister wütend ist. Dann wird ihm hier der Boden zu heiß. Er hat ja auch Recht. Von ihm haben wir also keine Hilfe zu erwarten. Wir sind ganz auf uns selbst angewiesen.«
    Die Tür öffnete sich. Diesmal war es Laura. Sie kam ein paar Schritte auf uns zu. Ihr Gesicht war leichenblass. Man merkte, dass sie gleich in Ohnmacht fallen würde. Ich stürzte zu ihr und fing sie auf.
     

     
    In den drei folgenden Tagen peinigte uns die Ungewissheit, wir bangten um den Meister, und schließlich erfasste uns tiefe Hoffnungslosigkeit. Jacques Vel, Patrick, Lionnel und Laura hielten sich in dem Haus am Fluss verborgen. Die anderen unternehmen alles

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