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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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Ungeheuer wohnt dort oben, das noch nie jemand gesehen hat, und die Amerikanerin hat Bluthunde.«
    »Aha!« Der Capitaine ließ sie nicht aus den Augen. »Vielleicht hat Monsieur Colombier die Bluthunde gezähmt? Mon Dieu, Mademoiselle, wenn ein Mann heutzutage nicht in seinem eigenen Bett schläft, ist es nicht beunruhigend. Im übrigen weiß ich, daß Monsieur ein junger, gutaussehender Mann ist. Er wird…«
    »Ja, ich weiß«, stieß Jacinthe giftig hervor, »er wird eine Ferienliebe haben, wollten Sie sagen. Genau dasselbe hat mein Vater gesagt. Ich habe Monsieur Colombier gewarnt. ›Gehen Sie nicht hinauf, ich flehe Sie an‹, habe ich gesagt. Aber was hat er geantwortet? ›Mademoiselle, es gibt keine Gespenster. Und ich werde Ihnen beweisen, daß mir nicht das geringste geschieht‹.«
    »Gar nicht so übel, dieser Monsieur Colombier. Es gibt wirklich keine Ge­spenster«, sagte der Capitaine.
    Unbeherrscht trat Jacinthe mit dem Fuß auf. »Sie müssen sich um Monsieur kümmern, Capitaine! Sie müssen dort oben im Chateau nachsehen. Vielleicht können Sie ihn retten.«
    »Ich habe mich beim Bürgermeister über die Bewohner der alten Burg infor­miert. Sie haben sich bisher in keiner Weise verdächtig gemacht.«
    »Monsieur, das Ungeheuer…«, stam­melte Jacinthe.
    Der Polizeibeamte mußte lachen. »Na­türlich. Vermutlich klemmt es sich den Kopf unter den Arm und kann sich unsichtbar machen.«
    »Das nicht«, stieß Jacinthe trotzig hervor, »aber es hat Flügel.«
    »Flügel?«
    »Ja. Ich habe es selbst gesehen.«
    »Ich denke, dieses Ungeheuer hat bis­her niemand gesehen?«
    »Niemand außer mir, Capitaine. Aber dieses eine Mal hat mir gereicht. Ich schwöre Ihnen: Diese Rattigans wissen mehr, als sie zugeben.«
    Der Wirt Tannot näherte sich.
    »Monsieur«, rief der Capitaine belu­stigt, »Ihr Töchterchen hat eine rege Phantasie. Sie sollten ihr mehr Gedichte zu lesen geben.«
    Jean Tannot seufzte. »Sie hat zuviel Zeit zum Grübeln! Ich hab’s ja immer gesagt, die Kleine gibt mir noch einmal Rätsel auf.«
    »Capitaine, es ist gemein, daß Sie mir nicht glauben«, stieß Jacinthe hervor. »Da oben im Chateau stimmt einiges nicht. Ich beschwöre Sie, dort hinaufzu­fahren und… Wie nennt man das? Hausprüfung?«
    »Hausdurchsuchung. Aber es tut mir leid, ohne triftigen Grund bekomme ich keine Genehmigung, die alte Burg zu durchsuchen.«
    »Und der alte Gaston? Ist das kein triftiger Grund?«
    Der Capitaine hob die Brauen.
    »Mademoiselle Jacinthe, nichts deutet darauf hin, daß die Bewohner vom Chateau du Faux etwas mit dem Verschwin­den des Häuslers zu tun haben.«
    »Ach, wirklich nicht? Und die zertrete­ne Fidel? Und der angekettete Hund?«
    »Halte den Capitaine nicht auf durch dein Geschwätz, Jacinthe«, mahnte Tan­not verärgert. »Merkst du nicht, daß du ihm auf die Nerven gehst?«
    ***
    Als Adrien Colombier erwachte, er­starrte er. Eine dunstige Oktobersonne schien ihm ins Gesicht. Und etwas machte sich auf seiner Brust zu schaffen.
    Er wollte sich aufrichten, sank aber zurück. Ein heftiger Schmerz durchtobte ihn.
    Dann sah er das Tier.
    Es handelte sich um eine riesige Ratte, die an seinem Jackett herumschnüffelte. Deutlich konnte er die Nagezähne erken­nen, die an seiner Krawatte zerrten.
    Ungeachtet des Schmerzes, fuhr Adrien hoch, packte die Ratte und warf sie in hohem Bogen von sich.
    Erst jetzt konnte er sehen, wo er sich befand.
    Ihm sträubten sich die Haare. Er lag in einem tiefen Graben. Hoch oben am Ende der Steilwand konnte er die Zinnen der Burg erkennen.
    Er erinnerte sich, daß die Erbauer alter Burgen oft solche Gräben um ihre Heimstätten angelegt und sie mit Wasser angefüllt hatten, um Feinde abzuhalten.
    Dieser Graben aber hatte schon lange kein Wasser mehr gesehen. Er wimmelte von Ratten und anderem Getier.
    Erst allmählich lichtete sich der Nebel in seinem Gehirn. Er war, als er vor den Bluthunden und dem Monster Reißaus nahm, in diesen Graben gestürzt.
    Er schätzte den Graben etwa fünfzehn Meter tief. Zur Burg hin war die Stein­wand nackt und glatt, doch auf der anderen, auch sehr steilen Seite wuchs Gebüsch. Vielleicht gelang es ihm, hin­aufzusteigen, indem er sich an Wurzeln und Sträuchern festhielt.
    Doch es gab noch ein anderes Hinder­nis: den Schmerz in seinem Körper. Er mußte sich das Bein gebrochen oder zumindest ausgerenkt haben, als er in die Tiefe stürzte.
    Stöhnend richtete er sich auf und krempelte das rechte Hosenbein hoch.

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