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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca LaRoche
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blieb sie an ihn gelehnt stehen, dann riß er sie aus dem Raum.
    »Komm, gleich stürzen die Mauern ein!«
    Als sie aus dem Zimmer traten, sah er, daß die Treppe lodernd brannte. Dieser Fluchtweg war also versperrt. Aber stand nicht ganz in der Nähe dieser Burgturm?
    Jacinthe hinter sich herzerrend, öffne­te er Tür um Tür.
    Und die vierte, die er aufstieß, führte in einen dunklen Gang.
    Mon Dieu, hoffentlich führt der Gang zum Turm, betete Morel.
    Halb bewußtlos stolperte Jacinthe hin­ter ihm her. Sie wußte nicht, wohin er sie führte.
    Plötzlich war es kühl um sie her. Sie wäre beinahe gestürzt, hielt sie im letz­ten Augenblick fest und hob sie hoch.
    Sie merkte mit halb geschlossenen Augen, wie es eine Treppe hinunterging.
    »Wo sind wir?« stammelte sie.
    Er wollte sagen »In Sicherheit!« aber dann fielen ihm der brennende Burggra­ben und die zerstörte Zugbrücke ein.
    Wie kommen wir da nur hinüber? fragte er sich bestürzt.
    Alle Hoffnung verließ ihn. Sollten sie so nahe vor dem Ziel noch scheitern?
    Ungehindert konnten sie den Turm über die Treppe verlassen. Sie betraten den Hof des Chateaus.
    »Danke«, weinte Jacinthe. »Ich hatte schon mit dem Leben abgeschlossen, Capitaine.«
    Clemence Morel preßte die Lippen aufeinander. Er sah den blonden Kopf des Mädchens an seiner Brust. Wenig­stens war sie in der Todesstunde bei ihm.
    Sie konnten einander vielleicht noch für die bösesten Sekunden Mut geben.
    Da hörten sie das Wiehern.
    Ungläubig sahen sie sich an. Woher war es gekommen?
    »Im Stall dort«, rief Jacinthe. »Es ist das Pferd von Madame Rattigan.«
    Im Stall war es dunkel. Die Fenster waren verhängt. Es roch nach Benzin und Maschinenöl.
    Die braune Stute war in der Box angebunden. Sie hatte den Rauch gewit­tert und in Todesangst gewiehert.
    Die Stute trug noch den Sattel. Die Besitzerin dieses edlen Reittieres hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, es abzusatteln.
    »Jacinthe – was weißt du über das Pferd?« drängte Morel. »Hast du es jemals springen sehen?«
    »Nein. Ich habe Madame Rattigan nur ein paarmal beim Ausritt gesehen.«
    »Trotzdem…«, murmelte der Capitaine. »Es ist unsere einzige Hoffnung.«
    »Was haben Sie vor, Capitaine?« stam­melte das Mädchen.
    Schon schwang sich der junge Polizei­offizier in den Sattel. Er streichelte den Hals der Stute.
    »Komm, Jacinthe, folge mir auf den Hof«, bat er. Die Stute tänzelte unruhig auf den Hof. Als ihr Blick auf das gewaltige brennende Gebäude fiel, zuck­te sie zurück. Von neuem streichelte der Capitaine das Tier beruhigend. Er sprach ihm gut zu. Das Tier wurde gleichmäßiger in den Bewegungen. Zweimal ritt Morel im Kreis, dann kehr­te er zurück zum Stall, wo noch immer Jacinthe stand.
    Er riß am Zügel und bückte sich zu dem Mädchen nieder. Die Hände unter ihre Arme gelegt, zog er sie vor sich auf den Sattel.
    »Faß mich um den Körper, halt dich ganz fest«, murmelte er bewegt.
    »Sie wollen über den Graben sprin­gen?« schrie Jacinthe auf.
    »Es muß sein. Anders kommen wir hier nicht weg.« Er drückte ihren Kopf an seine Brust und gab gleichzeitig durch einen Schenkeldruck der Stute den Befehl, loszureiten. Sie umrundeten den Burghof. Dreimal, viermal. Immer schneller lief die Stute. Dann lenkte Morel sie in die äußerste Ecke des Hofes. »Ganz still sitzen, Jacinthe«, flüsterte er. Die Stute begann zu laufen. Trotz des Gewichts, das sie tragen mußte, war ihr Lauf elegant und leicht.
    Sie jagten dem Graben entgegen.
    Dicht vor dem Rand riß Clemence Morel den Zügel hoch.
    Und schon waren die Beine der rassi­gen Stute in der Luft. Sie setzte über den Graben. Die Flammen lohten in die Höhe. Morel spürte, wie ein Zittern den Pferdeleib ergriff. Und dann waren sie auch schon auf der anderen Seite. Mit zitternden Lenden blieb die Stute ste­hen.
    Clemence Morel schämte sich seiner Tränen nicht.
    »Jacinthe«, sagte er, »wir haben es geschafft.« Er preßte ihren Kopf fest an sich. Sie konnte vor Erschütterung nicht sprechen.
    Langsam ging die Stute weiter.
    Braves Tier, dachte Morel.
    Ihm saß noch immer das Grauen im Genick. Er wandte sich um und sah das brennende Chateau.
    Was war darin vorgegangen? Woher kam der Häßliche? Wer war die tote Frau in seinen Armen gewesen, als er in die Tiefe stürzte? Wer war der tote Mann oben im Dachgeschoß?
    Und vor allem: wo war Madame Ratti­gan geblieben? Fragen, die wohl unge­klärt bleiben würden.
    ***
    Doch Morel irrte sich.
    Vier

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